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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lautenieren - Lauterstall.

Lautenieren, auf der Laute spielen.

Lauteninstrumente, s. Harfeninstrumente.

Lautenthal, Bergstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, Kreis Zellerfeld, in wildromantischer Gegend auf dem Oberharz, an der Innerste und der Linie Halle-Klausthal der Preußischen Staatsbahn, 295 m ü. M., hat eine Oberförsterei, ein Hüttenamt, eine Berginspektion, Bergbau auf silberhaltigen Bleiglanz, Zinkblende, eine Goldscheideanstalt, Silber- und Bleihütte, Schwefelsäurefabrik und (1885) 2759 evang. Einwohner.

Lauter, Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, am Schwarzwasser, im Erzgebirge und an der Linie Zwickau-Schwarzenberg der Sächsischen Staatsbahn, hat eine evang. Pfarrkirche, Baumwollspinnerei, Maschinen-, Blech- und Spankorbwaren-, Wäsche- und Strohhütefabrikation, Porzellanmalerei und (1885) 3022 Einw.

Lauter, 1) linker Nebenfluß des Rheins in der bayrischen Pfalz, entspringt auf der Hardt, unweit Pirmasens, fließt in südlicher Richtung bis Dahn durch das 22 km lange, pittoreske Dahnthal, dann südöstlich bis Weißenburg, wo er aus dem Gebirge tritt, bildet weiterhin die Grenze zwischen der Pfalz und Elsaß-Lothringen und mündet nach einem Laufe von 82 km in zwei Armen unterhalb Lauterbach. Zwischen Lauterburg und Weißenburg zogen sich früher an dem steilen Südufer des Flusses 18 km weit die Lauterburger oder Weißenburger Linien (les lignes de la Lutter) hin, eine unzusammenhängende Reihe von Gräben, Wällen und Schanzen, welche verschiedenen Kriegsoperationen zur Basis dienten. Am 4. Juli 1705 wurden diese Linien von den Franzosen unter Villars gegen die Kaiserlichen forciert, 13. Okt. 1793 von den Österreichern unter Jellachich den Franzosen, aber schon 25. Dez. wieder von den letztern unter Hoche genommen. - 2) Linker Nebenfluß der Donau in Württemberg, entspringt südlich von Urach auf der Alb, durchfließt das 35 km lange, mit Burgen gekrönte Lauterthal und mündet zwischen Ober- und Untermarchthal. Der Fluß wird zuletzt so eingeengt, daß nur ein Fußpfad neben ihm Raum hat. Seine Länge beträgt 47 km.

Lauterbach, 1) Kreisstadt in der hess. Provinz Oberhessen, am Vogelsberg, an der Lauter und der Linie Gießen-Fulda der Oberhessischen Eisenbahn, hat ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Lein- und Baumwollweberei, Pappdeckelfabrikation, Bierbrauerei und (1885) 3266 meist evang. Einwohner. - 2) Städtchen in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Falkenau, mit etwas Bergbau und (1880) 1851 Einw.

Lauterbach, Johann Christoph, Violinspieler, geb. 24. Juli 1832 zu Kulmbach, besuchte das Gymnasium in Würzburg, genoß nebenbei mit ungewöhnlichem Erfolg musikalischen Unterricht und widmete sich endlich (1850) in Brüssel unter Bériots Leitung ganz der Kunst. Nach mehrfachen Konzertreisen in Belgien, Holland und Deutschland wurde er 1853 zum Sologeiger an der Kapelle in München ernannt und folgte 1861 einem Ruf als königlicher Konzertmeister (an Lipinskis Stelle) nach Dresden. Der Schwerpunkt seiner Leistungen liegt weniger im eigentlichen Virtuosentum als in der künstlerisch gewissenhaften Pflege der Quartettmusik; sein Spiel zeichnet sich durch ungemeine Sauberkeit und Glätte aus.

Lauterberg, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, Kreis Osterode, am Südfuß des Harzes, an der Oder und der Linie Scharzfeld-Andreasberg der Preußischen Staatsbahn, 300 m ü. M., hat eine alte und berühmte Kaltwasserheilanstalt (1885: 2400 Kurgäste), bedeutende Stuhlfabrikation und (1885) 4186 meist evang. Einwohner. Zu L. gehört das Eisenwerk Königshütte, mit Eisengießerei und Maschinenfabrikation.

Lauterbrunnen, s. Lütschine.

Lauterburg, Stadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Weißenburg, Knotenpunkt der Eisenbahnen Straßburg-L. und L.-Rheinhafen sowie der Linie Germersheim-L. der Pfälzischen Maximiliansbahn, 1 km vom Rhein, über welchen hier eine Schiffbrücke führt, und wo ein neuer, geräumiger Hafen sich befindet, hat eine Präparandenschule, ein Amtsgericht, eine Filiale der kaiserlichen Tabaksmanufaktur in Straßburg, Zuckerbäckerei und (1885) 1701 meist kath. Einwohner. L. gehörte seit dem 13. Jahrh. zum Bistum Speier, dessen Bischöfe öfters daselbst residierten. Vgl. Bentz, Description historique et archéologique de L. (Straßb. 1844, Nachtrag 1864).

Lauterburger Linien, s. Lauter 1).

Lautere Brüder (Brüder der Reinheit), ein arab. Orden im 10. Jahrh., dessen Hauptabsicht die Verbreitung von Wissenschaft und Aufklärung, zugleich aber auch die Versöhnung des Wissens und des Glaubens war. Als Ergebnisse ihrer Bemühungen liegt uns noch ihre Encyklopädie in 51 Abhandlungen vor, die über das ganze Gebiet des damaligen Wissens (Propädeutik, Logik und Psychologie, Naturphilosophie, Anthropologie, Lehre von der Weltseele etc.) sich verbreiten und von Fr. H. Dieterici (s. d.) in deutscher Bearbeitung herausgegeben wurden. Stammsitz des Ordens war Bahra unweit Dschidda.

Lauterecken, Stadt in der bayr. Rheinpfalz, Bezirksamt Kusel, an der Mündung der Lauter in die Glan und an der Linie Kaiserslautern-L. der Pfälzischen Nordbahn, hat ein ehemaliges Schloß, eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, ein Forstamt, Weinbau, Steinbrüche und Steinbildhauerei, Gerberei, Mühlen und (1885) 1470 Einw. L. war sonst Residenz der Pfalzgrafen von Veldenz.

Läutern, als technische Operation s. v. w. reinigen, s. Klären.

Lauters-Deligne (spr. lotär-delinj), Sängerin, s. Gueymard 2).

Lauterstall, von dem in vermehrter Menge abgesetzten, sehr wasserreichen Harn entnommene Bezeichnung für die Harnruhr (Diabetes insipidus) der Pferde. Der L. wird durch Fütterung von verdorbenem Hafer verursacht. Wenn Hafer im Schiffsraum oder auf Kornböden in großen Haufen lagert, so entwickeln sich in den Körnern Schimmelpilze, und der Hafer erhält einen stechenden oder stickigen, multrigen Geruch (Bodengeruch). Nach dem Genuß solchen Hafers erkranken die Pferde unter den Symptomen des Appetitmangels und der Harnruhr. Infolgedessen trinken die Pferde viel Wasser. Der Nährzustand verschlechtert sich, die Tiere werden rauh im Haar. Nach Änderung des Futters verlieren sich die Krankheitserscheinungen gewöhnlich bald. Bei einzelnen Pferden ist der L. unheilbar, und bei vielen Pferden verschwindet derselbe vollständig erst, wenn denselben mehrere Wochen hindurch Grünfutter gereicht wird. Zur Heilung der Krankheit kann mit Medikamenten nur wenig genützt werden. Hauptsache bleibt die Änderung des Futters. Durch häufiges "Umsetzen" des Hafers bei intensiver Ventilation des Lagerraums wird das Futter etwas verbessert. Doch ist dasselbe stets bedeutend entwertet. Die übrigen Cerealien, namentlich Mais, können die gleiche Verderbnis erfahren, wenn sie in feuchtem Raum einige Zeit lagern.