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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Läuterungshieb; Lautgesetze; Lauth; Lautiermethode; Lautlehre

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Läuterungshieb - Lautlehre.

Läuterungshieb (Reinigungshieb), Maßregel der waldbaulichen Bestandspflege (s. d.), der Weghieb des der Bestandsausbildung hinderlichen Holzes vor eingetretener Bestandsreinigung (über Bestandsreinigung s. Durchforstung). Gegenstand des Läuterungshiebs sind z. B. schädliche Stockausschläge, welche wertvolle Eichen oder Nadelhölzer überwachsen, Eindringlinge von verdämmenden Weichhölzern (z. B. Salweiden, Birken) in Eichen-, Buchen-, Kiefernschonungen etc.

Lautgesetze, s. Lautlehre.

Lauth, Franz Joseph, Philolog, insbesondere Ägyptolog, geb. 18. Febr. 1822 zu Arzheim in der Rheinpfalz, studierte in München, wurde 1847 Lehrer an der Lateinschule zu Kusel und kam von hier 1850 an das Wilhelmsgymnasium zu München, wo er 1853 bis 1856 zugleich als Repetitor am Kadettenkorps wirkte und 1856 zum Professor ernannt wurde. Nachdem er 1863-65 behufs wissenschaftlicher Reisen beurlaubt gewesen, wurde er 1866 an das Maximiliansgymnasium zu München versetzt und 1869 zum Professor an der Universität und zum Konservator der ägyptischen Sammlungen daselbst ernannt. 1872 unternahm er eine wissenschaftliche Reise nach Italien und Ägypten, über die er in der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" Berichte veröffentlichte. Seine wichtigste Schrift ist: "Manetho und der Turiner Königspapyrus" (Münch. 1865); außerdem schrieb er: "Die Geburt der Minerva auf der Cospianischen Schale" (1851); "Das vollständige Universalalphabet auf der Grundlage des hebräischen Systems" (Münch. 1855); "Das germanische Runen-Fudark" (das. 1857); "Les zodiaques de Denderah" (das. 1865); "Homer und Ägypten" (das. 1867); "Moses der Ebräer, aus zwei ägyptischen Papyrusurkunden" (das. 1868); "Die geschichtlichen Ergebnisse der Ägyptologie" (das. 1869); "Die Pianchi-Stele" (das. 1870); "Führer durch das königl. Antiquarium in München" (das. 1870); "Ein neuer Kambysestext" (das. 1875); "Ägyptische Chronologie" (Straßb. 1877); "Trojas Epoche" (Münch. 1877); "Busiris und Osymandyas" (das. 1878); "Moses-Hosarsyphos-Salihus" (Straßb. 1879); "Aus Ägyptens Vorzeit" (Berl. 1879-80) und eine Reihe von akademischen Abhandlungen.

Lautiermethode, s. Lesen.

Lautlehre (Phonologie) zerfällt in zwei Teile: die Lautphysiologie und die Lautgeschichte.

I. Die Lautphysiologie oder allgemeine L. ist die Lehre von der Erzeugung der Sprachlaute (Vokale und Konsonanten) in den menschlichen Stimmwerkzeugen, die erst in der neuesten Zeit durch die von der Erfindung des Kehlkopfspiegels unterstützten Forschungen der Physiologen (Brücke, Helmholtz, Czermak, Merkel u. a.) und die daran sich knüpfenden Untersuchungen der Sprachforscher (Ellis, Sweet, Sievers, Lepsius, R. v. Raumer, Rumpelt u. a.) eine glänzende Förderung und wissenschaftliche Vertiefung erfahren hat. Das menschliche Sprachorgan ist ein Instrument, das zum Tönen gebracht wird, indem eine aus den Lungen entsendete Luftsäule durch den Kehlkopf hinausgetrieben wird, wo sie vermittelst der Schwingungen der im Kehlkopf befindlichen Stimmbänder zum Tönen gebracht werden kann, stets aber beim Durchgang durch die Mundhöhle durch Zunge, Zähne, Mundstellung etc. näher individualisiert wird. Finden regelmäßige, sich rasch wiederholende Schwingungen der Stimmbänder statt, so entsteht ein Ton, der je nach der raschern oder langsamern Aufeinanderfolge der Schwingungen höher oder tiefer, je nach der größern oder geringern Intensität derselben lauter oder leiser erklingt. Solche Töne sind namentlich die Vokale. Welcher Vokal in jedem Fall entsteht, hängt von der Gestalt der Schwingungen ab, welche bewirkt, daß von den "Obertönen", welche man bei jedem Vokalton neben dem Grundton unterscheiden kann, bald der, bald jener verstärkt und dadurch die "Klangfarbe" desselben eine verschiedene wird, gerade wie jeder beliebige Ton der musikalischen Skala anders klingt, je nachdem er auf einer Violine, einer Flöte oder einem Pianoforte hervorgebracht wird. Wie durch den verschiedenen Bau dieser Instrumente, so kann im menschlichen Sprachorgan der nämliche Ton sehr verschiedene Färbungen annehmen, wenn die Stellung des Mundes, der Zunge, der Lippen etc. sich ändert, und es ist daher theoretisch eine fast unbegrenzte Anzahl von Vokalen denkbar. Thatsächlich lassen sich jedoch alle in den Sprachen vorhandenen Vokalnüancen in die drei Hauptvokale a, i, u einteilen, die sich durch das verstärkte Auftreten je eines tiefern, mittlern oder hohen Obertons unterscheiden. Alle andern Vokale sind nur Nüancen dieser drei, indem z. B. e zwischen a und i, o zwischen a und u in der Mitte liegt; die Diphthonge sind zusammengesetzte Vokale, z. B. au = a-u. Die Konsonanten oder Mitlauter haben ihren Namen insofern mit Recht, als sie, im Gegensatz zu den Vokalen (deshalb Selbstlauter genannt), in der Regel nicht allein eine Silbe bilden können, sondern nur mit einem Vokal zusammen, welcher dann stets den Accent erhält. Doch gibt es nicht bloß in den slawischen Sprachen und im Sanskrit viele Silben, welche anstatt eines Vokals bloß ein r oder l enthalten, das dann auch der Träger des Accents ist, sondern auch im Deutschen sind Wörter, wie z. B. ritten, Handel, ohne Frage zweisilbig, obschon man die zweite Silbe wie n, l (ohne e) ausspricht; und ganz irrig ist die schon durch die übliche Lautiermethode der Kinder und der Taubstummen leicht zu widerlegende Vorstellung, als ob man die Konsonanten gar nicht ohne einen Vokal aussprechen könnte. Der Kehlkopfspiegel zeigt, daß z. B. die Nasenlaute oder Nasale, z. B. m, n, und die sogen. Liquida oder Zitterlaute r, l (nach gewöhnlicher Aussprache) ebensogut Töne sind, d. h. durch regelmäßige Schwingungen der Stimmbänder entstehen, wie die Vokale. Doch stellt sich schon bei der Aussprache des r und l neben diesem Ton auch (nach Brücke) mehr oder weniger intensiv ein in der Mundhöhle erzeugtes Geräusch, d. h. ein aus unregelmäßigen Schwingungen bestehender Schall, ein, und solche Geräusche treten auch bei allen andern Konsonanten, mit Ausnahme der Nasale und Halbvokale, auf oder sind allein vorhanden. Auf diesem Vorhandensein oder Fehlen des Stimmtons beruht die Haupteinteilung der Konsonanten in tönende und tonlose, die teilweise mit der volkstümlichen, aber unklaren und leicht zu Mißverständnissen führenden Unterscheidung zwischen harten und weichen Konsonanten zusammenfällt (z. B. zwischen "weichem b" und "hartem p"). Nach einem zweiten Einteilungsprinzip erhält man die teilweise schon genannten Klassen: 1) Halbvokale, d. h. rasch und ohne Accent ausgesprochene Vokale, z. B. w, y nach der englischen Aussprache; 2) Hauche, wie die Vokale an den Stimmbändern gebildet, aber ohne regelmäßiges Schwingen derselben, also Kehlkopfgeräusche, wie z. B. das deutsche h; 3) Nasale oder Nasenlaute, durch Öffnung des Gaumensegels gebildet, wodurch der Stimmton, anstatt durch die Mund-, durch die Nasenhöhle ausströmt; 4) Liquidä oder Zitterlaute, entweder am Vordersaum der Zunge