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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leberkrebs; Lebermoose; Leberpilz; Leberreime; Lebersteine; Leberstockkraut; Lebert; Leberthran

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Leberkrebs - Leberthran.

Verzögerung der Entleerung (gelb gefärbter) Exkremente; gelbbrauner, stark salbender Harn und Eingenommenheit des Kopfes auf. Die Behandlung besteht in der Darreichung von Abführmitteln und bittern Mitteln.

Leberkrebs, s. Leberkrankheiten, S. 599.

Lebermoose, s. Moose.

Leberpilz, s. Fistulina.

Leberreime, zweizeilige Scherzgedichte, die bei Tisch (ursprünglich beim Vorlegen der Hechtleber) improvisiert zu werden pflegen, und von denen die erste Zeile stets mit den Worten anfängt: "Die Leber ist von einem Hecht und nicht von einem -" etc., worauf ein Tier genannt wird, auf dessen Namen die folgende Zeile reimen muß. Die L. stammen aus dem Anfang des 17. Jahrh.

Lebersteine, s. Gallensteine.

Leberstockkraut, s. Levisticum.

Lebert, 1) Hermann, Mediziner, geb. 9. Juni 1813 zu Breslau, studierte seit 1831 in Berlin, Zürich und Paris, ließ sich 1836 in Bex als Arzt nieder und ward 1838 zum Arzt der Bäder und des Hospitals von Lavey ernannt. In den Wintern von 1842-45 widmete er sich in Paris klinischen, experimentellen und mikroskopisch-pathologischen Forschungen, deren Resultate er in seiner "Physiologie pathologique" (Par. 1845, 2. Bde. mit Atlas) niederlegte. 1845 sammelte er mit Robin an der französischen Nordküste und den Inseln des Kanals Material zu anatomischen Präparaten von Seetieren etc. für ein zu gründendes Museum. 1846 unternahm er geologische Exkursionen in der Schweiz und Arbeiten über die Entwickelung der Fische, siedelte dann aber als Arzt nach Paris über und schrieb hier: "Traité pratique des maladies scrofuleuses et tuberculeuses" (Par. 1849) und "Traité pratique des maladies cancéreuses" (das. 1851). Im J. 1852 ging er als Professor der medizinischen Klinik und Direktor des großen Krankenhauses nach Zürich und 1859 nach Breslau. 1874 legte er seine Stellung nieder, siedelte nach Vevey über und starb 1. Aug. 1878 in Bex. Er schrieb noch: "Abhandlungen aus dem Gebiet der Chirurgie und pathologischen Physiologie" (Berl. 1847); "Traité d'anatomie pathologique générale et spéciale" (Par. 1854-62, 2 Bde. mit Atlas in 2 Bdn.); "Allgemeine Pathologie und Therapie" (Tübing. 1864, 2. Aufl. 1875); das "Handbuch der praktischen Medizin" (das. 1859-60, 4. Aufl. 1871); "Grundzüge der ärztlichen Praxis" (das. 1867-68); "Klinik der Brustkrankheiten" (das. 1873-74, 2 Bde.); "Krankheiten des Magens" (das. 1878); "Traité clinique et pratique de la phthisie pulmonaire" (1879). Er lieferte bahnbrechende Untersuchungen über Tuberkulose, Geschwulst und Krebs sowie zahlreiche Detailforschungen, wie den Nachweis des anatomischen Zusammenhanges zwischen Hirnabscessen und Ohrenentzündungen. Die streng naturwissenschaftliche Methode auch auf dem Gebiet der innern Medizin zur Geltung zu bringen, war schon der Grundgedanke seiner ersten Arbeiten und ist es auch bei seinem fernern rastlosen Wirken als Forscher und Lehrer geblieben. Ein Verzeichnis seiner Publikationen geben die von ihm selbst zusammengestellten "Biographischen Notizen" (Bresl. 1869).

2) Siegmund, Klavierpädagog, geb. 12. Dez. 1822 zu Ludwigsburg, machte seine musikalischen Studien in Stuttgart und Prag und wurde in München 1854 mit Ludwig Stark (s. d.) befreundet, mit welchem er die Frucht seines unermüdlichen pädagogischen Schaffens, die große bei Cotta erschienene "Klavierschule", ausarbeitete, welche bisher in 9 deutschen, 2 französischen, 3 englischen, einer russischen und einer italienischen Ausgabe erschienen ist, ungerechnet die russischen und amerikanischen Nachdrucke. Daran schließt sich die instruktive "Klassikerausgabe", woran auch Bülow, Faißt, I. ^[Ignaz] Lachner und Liszt mitwirkten, und welche bis jetzt Haydn, Mozart, Beethoven, Clementi, Dussek, Weber und Schubert umfaßt; ferner die Bearbeitung von Clementis "Gradus ad Parnassum". Sehr verbreitet sind auch das L.-Starksche "Jugendalbum", die "Instruktiven Klavierstücke in vier Graden" und sonstige Lehrwerke. Als Lehrer des Stuttgarter Konservatoriums, welches L. seine Gründung und Organisation sowie zum großen Teil sein Gedeihen verdankt, bildete er zahlreiche ausgezeichnete Klaviervirtuosen und Lehrer aus. Von der Universität Tübingen erhielt er 1873 das Doktordiplom. L. starb 8. Dez. 1884 in Stuttgart.

Leberthran (Oleum jecoris aselli), aus der Leber mehrerer Schellfischarten, besonders vom Schellfisch (Gadus Aeglefinus), Kabeljau (Gadus Morrhua L.), vom Dorsch (G. Callarias L.) und vom Köhler (G. carbonarius L.), aber auch von G. Merlangus, G. Pollachius und G. Molva in Bergen, Neufundland und Newhaven in Schottland gewonnenes Öl. Der blanke, hellblanke, gelbe (weiße) L. fließt unter Erwärmung im Wasserbad aus den Fischlebern; doch gewinnt man ihn auch durch Einwirkung von Wasserdampf auf die zerkleinerte Leber (daher Dampfleberthran). Er ist klar, etwas dickflüssig, strohgelb oder goldgelb, von schwachem Geruch und Geschmack nach Fischen, wenig kratzend und schwach sauer reagierend. Durch stärkeres Erhitzen und Auspressen erhält man den braunblanken oder blanken hellbraunen L., welcher hell kastanienbraun ist, stärker riecht und schmeckt und auch deutlich sauer reagiert. Aus dem Rückstand der Leber gewinnt man endlich durch Auskochen mit Wasser den braunen L. Im Handel versteht man unter Bergener L. alle bessern Sorten. Der Baschinsche L. ist ein durch die Reklame angepriesener Dampfleberthran. Der L. ist ein trocknendes Öl und besteht aus Glyceriden der Olein-, Stearin- und Palmitinsäure; er enthält außerdem in geringer Menge Gallenbestandteile, Essigsäure, Buttersäure, Jod- und Bromverbindungen (0,05-0,1 Proz. Jod und Brom), Phosphor etc. Sein spezifisches Gewicht ist 0,920 bis 0,929; er bleibt noch bei -4 bis -6° klar (Neufundländer oder Labradorleberthran scheidet schon bei +5 bis +7° Stearin ab), ist leicht löslich in Äther, wenig in kaltem Alkohol, mehr in kochendem und wird durch ätzende Alkalien verseift. Den L. zu bleichen (mit Kohle, Pottaschenlösung, Kalkhydrat), ist nicht empfehlenswert. Man benutzt ihn hauptsächlich in der Medizin; sein Gehalt an Gallenbestandteilen befähigt ihn (besonders den braunen), tierische Membranen viel leichter zu durchdringen als andre fette Öle; auch ist er leichter oxydierbar als diese. Besonders auf der ersten Eigenschaft beruht der bessere Nährwert des Leberthrans bei gewissen Erkrankungen, und er dient daher mit Erfolg bei Skrofulose, Rhachitis, Lungenschwindsucht, Gicht, chronischen Nervenleiden etc. Im Anfang der Kur pflegt er Magenbeschwerden, selbst Erbrechen zu bewirken; doch verschwinden diese Erscheinungen meist beim Gebrauch allmählich, während sie den fernern Gebrauch des Thrans mißlich erscheinen lassen, wenn sie nicht zurücktreten. Empfehlenswert sind kleine Zusätze von Zimtöl, Chloroform, Pfefferminzöl, welche den Geschmack verbessern; auch soll eisenhaltiges Wasser, gleich nach dem Einnehmen des Thrans ge-^[folgende Seite]