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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Levico – Levkoje

L. heißt auch eine Waschmaschine für Rohwolle (s. Wollspinnerei).

Levĭco, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft Borgo in Tirol, östlich von Trient, in 505 m Höhe, an der Suganathalbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (158,84 qkm, 13813 meist ital. E.), hat (1890) 3988, als Gemeinde 5651 E., Post, Telegraph und wird als Kurort besucht. Unweit der kleine See von L. (438 m), etwa 4 km lang und von dem von Caldonazzo (s. d.) durch die Landzunge von Ischia getrennt. Bei L. beginnt das Val Sugana. Die beiden Eisenquellen entspringen auf dem Berge Fronte in etwa 1450 m Höhe, wo vor alters auf Eisen gebaut wurde. Die eine ist eine schwache Trinkquelle mit saurem Eisenarsenikwasser, die andere eine starke Badequelle mit Eisenkupferarsenikwasser. Ersteres wird löffelweise gegen Blutarmut, Chlorose und Neurose, letzteres gegen Haut- und Nervenleiden, insbesondere Hysterie gebraucht. Es bestehen zwei große Badeanstalten, eine in L. selbst, die andere in Vetriolo in 1490 m Höhe. Die Zahl der Kurgäste, zumeist aus Italien, beträgt in L. etwa 1200, in Vetriolo 600. Bedeutend ist auch die Wasserversendung. – Vgl. Barth und Weidel, Analyse der Mineralquellen zu L. (in der «Wiener mediz. Wochenschrift», 1882, Nr. 13‒16); Pacher, Das Bad L. (Wien 1873); Soresina, Guida alle acque minerali di L. (Mail. 1869); De Massarellos, Das Bad L. in Südtirol und seine berühmten arsenikhaltigen Eisenquellen (Münch. 1884; 2. Aufl. 1885).

Levien, Ilse, Schriftstellerin unter dem Namen Ilse Frapan, geb. 3. Febr. 1852 in Hamburg, war anfangs Lehrerin in ihrer Vaterstadt, lebte dann in Stuttgart, München, Hamburg und seit 1892 zum Zweck naturwissenschaftlicher Studien in Zürich. Sie gehört zu den begabtesten modernen Schriftstellerinnen. Nach früherm Hervortreten mit Gedichten und Aufsätzen machte sie zuerst Eindruck durch ihre «Hamburger Novellen» (Hamb. 1886; 2. Aufl. 1889), die das Leben in Hamburg mit treffender Realistik und in knapper, gedrungener Darstellung behandeln. Neue Folgen dieser Novellen waren: «Bescheidene Liebesgeschichten» (Hamb. 1888), «Zwischen Elbe und Alster» (Berl. 1890) und «Bekannte Gesichter» (ebd. 1893). Novellen aus Süddeutschland enthalten «Enge Welt» (Berl. 1890) und «Bittersüß» (ebd. 1891). Ferner schrieb sie «Gedichte»(ebd. 1891) und «Vischer-Erinnerungen. Äußerungen und Worte. Ein Beitrag zur Biographie Friedrich Th. Vischers» (1. u. 2. Aufl., Stuttg. 1889).

Le Vigan, franz. Stadt, s. Vigan.

Levin, Rahel Antonie Friederike, Gattin von Varnhagen von Ense (s. d.).

Levirātsehe (vom lat. levir, des Mannes Bruder), Schwagerehe, s. Ehe (Bd. 5, S. 739 a).

Leviróstres, s. Nashornvögel.

Lévis, Stadt in Canada, am Lorenzstrom, Quebec gegenüber, hat lebhaften Handel und (1881) 7597 E.

Levis nota (lat.), leichter Tadel; levis notae macŭla, Anrüchigkeit.

Levistĭcum, Pflanze, s. Liebstöckel.

Levīta, Elias, eigentlich Elia Levi ben Ascher, zubenannt Bachur, jüd. Grammatiker, geb. 1472 in Neustadt an der Aisch (unweit Nürnberg). Von Padua, wo er schon 1504 lehrte, ging er 1509 nach Venedig, 1512 nach Rom, 1527 wieder nach Venedig und 1540 nach Isny, kehrte aber bald nach Venedig zurück, wo er 1549 starb. Seine wichtigsten Schriften sind: «Sefer habbachur» (eine hebr. Grammatik, Rom 1518), «Sefer haharkaba, liber compositionis, hebraice» (ebd. 1518), «Tub Taam», über hebr. Accente (1538), «Masoret hammasoreth» (1538) berühmtes Werk zur Textgeschichte des Alten Testaments, «Sefer Tisbi», über 712 rabbinische Wörter (1541) und «Meturgeman», ein Wörterbuch über das Targum (1541). – Vgl. Buber, Leben und Schriften des Elias Bachur, genannt L. (Lpz. 1856); C. D. Ginsburg, Life of Elias Levita (1867); W. Bacher, Elija Leviters wissenschaftliche Leistungen (in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 43, Lpz. 1889), und Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie (Sekt. 2, Bd. 43).

Levīten, s. Levi. – «Jemandem die L. lesen» heißt soviel wie ihm derb die Wahrheit sagen, ihm einen Verweis erteilen. Die Redensart stammt von der Sitte, daß bei den geistlichen Stiften der Bischof oder Propst nach der Morgenandacht ein Kapitel aus der Bibel, namentlich aus Leviticus (s. d.), vorlas und daran Ermahnungen und Rügen knüpfte.

Levitĭcus, das 3. Buch Mose, so genannt, weil es die Verordnungen für die Priester und Leviten enthält. (S. Pentateuch.)

Levkas, eine der Ionischen Inseln, s. Leukas.

Levkoje (Matthiola R. Br.), zur Familie der Kruciferen (s. d.) gehörige Pflanzengattung mit stielrunden oder zusammengedrückten Schoten und einer aus zwei aufrechten, aneinander liegenden Platten bestehenden Narbe, gegen 30 Arten, Kräuter oder Halbsträucher, in den Mittelmeerländern, einheimisch, meistens mit weißlichen oder graulichen Sternhaaren überkleidet und mit gewöhnlich sehr angenehm duftenden Blumen in Trauben ausgestattet. Die Sommerlevkoje (Matthiola annua L.) wurde schon im Ausgange des 18. und in den beiden ersten Decennien des 19. Jahrh. in verschiedenen Formen und unzähligen gefüllt blühenden Farbenvarietäten kultiviert. Eine Unterart ist Matthiola graeca Sw., die glatt blätterige L., gewöhnlich «Sommerlevkoie mit Lackblatt» genannt, außer dem im Namen ausgedrückten Merkmal durch besondere Frische der Blütenfarben charakterisiert. Alle Formen haben auch eine Unterform mit größern Blumen (großblumige Sommerlevkoje). Die Winterlevkoje (Matthiola incana L.) ist ein zweijähriger Halbstrauch, unter Umständen ausdauernd, 50‒60 cm hoch und hat aufrechte, zahlreiche Nebenzweige mit dichten, kurzen, dicken Blütentrauben; die Zweige verästeln sich in einer längern Folge, so daß der Flor sich bis in den Sommer hinein verlängert. Aus einer Kreuzung der Sommerlevkoje mit der Winterlevkoje sind mehrere zweijährige Blendlingsformen hervorgegangen: die Herbstlevkoje von kräftigem, ziemlich dichtem, pyramidal verästeltem Wuchs und mit verzweigten dichten Trauben großer Blumen, und die Kaiserlevkoje, 30‒35 cm hoch, mit zahlreichen, etwas kurzen, kompakten und gewöhnlich gleichlangen Blütenzweigen. Bei der letztern bilden sich die Blüten zwar schon im Herbst vor, kommen aber erst im Winter in erwärmten Räumen oder im nächsten Frühjahr zur vollen Entwicklung. Die Stangenlevkoje (Matthiola fenestralis R. Br.) ist etwas niedriger als die vorige, ausgezeichnet durch die kräftige Entwicklung der Hauptachse der Inflorescenz, die meist weit über die Seitenzweige hinausgeht.

Die Sommerlevkojen werden im Februar oder März in ein Warmbeet gesät und die jungen Pflanzen im April oder Mai auf die Blumenbeete ge- ^[folgende Seite]