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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leveson-Gower – Leviathan

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leverrier'

Hauptplaneten vor. Er beschäftigte sich 1845 mit der Bewegung des Merkur und auf Anraten Aragos mit der Bewegung des Uranus, welche Arbeit zur Entdeckung des Neptun führte. L. richtete die Pariser Sternwarte neu ein und schaffte für dieselbe eine Menge neuer und großer Instrumente an. Von der Thätigkeit der Anstalt unter seiner Leitung geben über 20 Bände Annalen Rechenschaft. Besonders bemerkenswert sind die darin veröffentlichten und von L. berechneten neuen Tafeln der Sonne und der Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus, die Grundlage der gegenwärtigen Kenntnis der Planetenbewegungen.

Levĕson-Gower, engl. Familie, s. Granville.

Levetzow, Albert Erdmann Karl Gerhard von, Parlamentarier, geb. 12. Sept. 1828 auf Gossow bei Königsberg in der Neumark, studierte Jura und Cameralia in Berlin, Heidelberg und Halle, trat 1849 in den preuß. Justizdienst, wurde 1855 Assessor und 1857 als Hilfsarbeiter ins Kultusministerium berufen. Die Übernahme des väterlichen Gutes Gossow veranlaßte ihn 1860, aus dem Staatsdienste auszuscheiden. Nachdem er 1866 als Führer einer Landwehrschwadron am Kriege teilgenommen hatte, wurde er 1867 Landrat des Kreises Königsberg i.d.N., war 1876–96 Landesdirektor der Provinz Brandenburg und wurde 1892 Wirkl. Geheimrat. Er gehörte 1867–71 dem Norddeutschen, seit 1877 dem Deutschen Reichstag als Mitglied der deutsch-konservativen Partei an und bekleidete 1881–84 das Amt des ersten Präsidenten. Bei der Neuwahl 1884 unterlag er, wurde aber 1887 von neuem in den Reichstag entsendet und dort 1888 nach dem Rücktritt von Wedell-Piesdorfs abermals zum Präsidenten gewählt. Er behielt dieses Amt auch nach den Wahlen von 1890 und 1893, legte es aber 23. März 1895 nieder, als der Reichstag seinen Antrag, den Fürsten Bismarck zu seinem 80. Geburtstage zu beglückwünschen, ablehnte. Im Febr. 1890 wurde er zum Mitglied des preuß. Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt. Er ist außerdem Mitglied des preuß. Staatsrats (seit 1884), des brandenb. Provinzial- und des neumärk. Kommunallandtags.

Levetzow, Ulrike, Freifräulein von, bekannt durch ihre Beziehungen zu Goethe, geb. 4. Febr. 1804 zu Leipzig, Ehrenstiftsdame zum Heiligen Grabe, lebt auf ihrem Gute Triblitz im Leitmeritzer Kreis in Böhmen. In den J. 1822 und 1823 besuchte sie mit ihrer Mutter, geborener von Brösigke, Marienbad und Karlsbad, wo Goethe eine so innige Neigung zu ihr faßte, daß er das Gedicht «Trilogie der Leidenschaft» an sie richtete. – Vgl. G. von Loeper im 8. Bande des «Goethe-Jahrbuchs» (1887).

Levetzowscher Kulturtopf, s. Blumentöpfe.

Levi, Levīten, einer der israel. Stämme, genannt nach einem Sohne Jakobs von der Lea. Nach herkömmlicher Geschichtsbetrachtung hat Moses nach dem Auszuge den Stamm L. als heiligen Stamm ausgesondert und mit der Pflege des Kultes betraut. Ebendeshalb ist kein Erbteil im Gelobten Lande für ihn vorgesehen. Der Gottesdienst ist sein Erbteil, an dem aber nicht alle gleich beteiligt sind. Nur dem Bruder Moses, Aaron und dessen Nachkommen, wird das Recht zu opfern zuerkannt. Er bildet als Hoherpriester die sakrale Spitze des ganzen Volks. Von hier soll sich das hohenpriesterliche Amt auf seine Nachkommen vererben. Unter dem Hohenpriester und seinen Mitpriestern, den Aaroniden, stehen als dienende Priester und Gehilfen die ↔ übrigen Angehörigen des Stammes. Nach ältester Überlieferung, wie sie 1 Mos. 34 und 49 vorliegt, ist L. wie alle andern Stämme ein rein weltlicher Stamm, der nach dem Westjordanlande übersiedelte, um sich dort Landbesitz zu erwerben. Gemeinsam mit Simeon eroberte er die kanaanit. Stadt Sichem. Da dieses jedoch mit Verletzung der Verträge geschah, so wagten die andern Stämme nicht, beide Stämme bei einem Rachekriege der Kanaaniter zu unterstützen. Daher werden sie geschlagen und zersprengt. Im weitern Verlaufe der Geschichte erscheinen nun an einzelnen Heiligtümern des Landes priesterliche Familien, die sich auf L. und Moses zurückführen. Sie alle sind völlig gleichberechtigt; davon, daß nur eine Familie das Opferrecht haben dürfe, ist nichts bekannt, ein hohenpriesterliches Amt giebt es sowenig wie ein Centralheiligtum.

Das der Reform Josias (s. Israel, Bd. 9, S. 732b fg.) 621 v.Chr. zu Grunde gelegte Gesetzbuch hatte verlangt, daß Jerusalem alleinige Kultstätte sei, und daß nur von L. abstammende Priester dort opfern sollten. Es entzieht also dem Hausvater wie den nicht von L. abstammenden Priestern das Opferrecht. Als Jerusalem Centralheiligtum geworden war, blieb das Priesterrecht in der Familie des von Salomo zum Oberpriester bestellten Zadok (s. d.). Josia bestimmte daher, daß nur die Jerusalemer Priester Priesterrecht haben sollten, und zwang die auf dem Lande befindlichen Priesterschaften, nach Jerusalem überzusiedeln. So bildeten diese levitischen Landpriester eine Art Klientel der Priesterfamilie Zadok, die dieser dienend zur Hand ging.

Aus diesen Verhältnissen entwickelte sich die spätere Unterscheidung von Nachkommen Aarons und dienenden Leviten. Die erste Unterscheidung dieser Art findet sich bei einem Gliede der Familie Zadok, dem Propheten Ezechiel. Dieser verkündet (Kap. 44), daß im Messianischen Reiche nur die Söhne Zadoks als Priester dem Altar mit Opfern nahen sollen, dagegen sollen die Leviten zur Strafe für die von ihnen früher geübte Abgötterei zu Tempeldienern degradiert werden. Von einem Hohenpriester aber weiß Ezechiel noch nichts. Für Ezechiel ist der Kult ein von Gott offenbartes Sühneinstitut. Er ist die eigentliche Lebensaufgabe des Volks und es liegt im Interesse der Sicherung dieser Aufgabe, daß die Aufsicht über den Kult in eine Hand gelegt wird. Hierzu wurde nach dem Exil das hohenpriesterliche Amt gestiftet und der Zadokide Jozadak als Hoherpriester eingesetzt. Von da an giebt es einen Hohenpriester, Priester und Leviten am Tempel. Diesen Zustand spiegelt die jüngste Schicht des Pentateuchs wider, wenn sie Aaron, Söhne Aarons und Leviten unterscheidet. Dafür, daß die nachexilischen priesterlichen Familien nicht sämtlich Nachkommen Zadoks waren, sprechen die Zahlen, die für sie angegeben werden. In nachexilischer Zeit gab es Innungen der Sänger, Thorhüter, Knechte Salomos, Nethinim. Diese zählen zumeist nicht zu L. Aber schon die Chronik gesellt die Sänger und Thorhüter diesem Stamme bei, indem sie sie auf die drei levitischen Familien Gerson, Kahath und Merari zurückführt.

Leviāthan, im Alten Testament Name eines Seeungeheuers (Ps. 104,26), auch der des Sternbildes des großen Himmelsdrachen (Jes. 27,1; Hiob 3,8). Symbolisch bezeichnet es Ps. 74,14 das Reich Ägypten, bildlich Hiob 40,25 bis 41,26 das Krokodil. In der spätern jüd. und christl. Sage spielt es die Rolle eines dämonischen Ungetüms. –

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 133.