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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lympheanstalten - Lyon

Lympheanstalten, Anstalten zur Gewinnung von Lymphe für die Schutzpockenimpfung, s. Impfung (Bd. 9, S. 544 b).

Lymphfistel, s. Lymphorrhagie.

Lymphgefäße, Lymphgefäßentzündung, Lymphherzen, Lymphkapillaren, s. Lymphe.

Lymphoidzellen, s. Blut und Lymphe.

Lymphōm, eine Drüsengeschwulst.

Lymphorrhăgie oder Lymphorrhöe (lat.-grch.), der übermäßige Erguß von Lymphe, besonders aus erweiterten Lymphgefäßen. Durch Platzen der erweiterten Lymphgefäße entsteht eine sog. Lymphfistel. Die Lymphe sickert bei der L. gewöhnlich aus kleinen Hautbläschen hervor, oder sie preßt sich zwischen den Hautepithelien heraus, ohne daß eine eigentliche Fistel sichtbar ist. Die bedeutendste innere L. entsteht durch Zerreißung des Brustmilchgangs (s. Lymphe).

Lymphosarkōm (lat.-grch.), eine bösartige Drüsengeschwulst.

Lymphōse, die Bildung der Lymphe in den Lymphgefäßen.

Lymphostāse (lat.-grch.), Lymphstauung.

Lymphzellen, s. Lymphe.

Lynār, altes, ans Italien stammendes Geschlecht, dessen Stammschloß Linari bei Faenza 1360 von den Florentinern geschleift wurde. Mit dem Grafen Rochus (geb. 24. Dez. 1525) kam die Familie nach Deutschland. Derselbe trat aus franz. Diensten zunächst in kurpfälz., dann in kursächs., endlich in kurbrandenb. Dienste, trat hier 1560 zur luth. Kirche über, wurde 1578 Generaloberst der Artillerie, Zeug- und Baumeister und starb 22. Dez. 1596 zu Spandau. (Vgl. Wallé, L.s Briefwechsel mit dem Landgrafen Wilhelm von Hessen, Berl. 1892.) – Sein Sohn, Johann Kasimir, brandenb. Geheimrat und Oberkammerpräsident, gest. 1619, heiratete Elisabeth Distelmeyer, Tochter und Enkelin zweier brandenb. Kanzler, die 1621 Lübbenau und Glienike erwarb. Deren Nachkommenschaft blüht gegenwärtig in zwei Linien: der ältern gräflichen auf Lübbenau, deren Chef gegenwärtig Graf Hermann Maximilian zu L., geb. 24. April 1825, preuß. Major a. D. und erbliches Mitglied des Herrenhauses, ist, und der jüngern, seit 1807 in der Erstgeburt fürstl. Linie, deren Chef Fürst Ernst Georg Hermann, geb. 31. März 1875, ist. – Fürst Otto L., Großoheim des letztern, geb. 13. April 1793, gest. 9. Nov. 1860 in Dresden, schrieb das Trauerspiel «Der Ritter von Rhodus» (Lpz. 1842), das Drama «Die Mediceer» (ebd. 1842) und «Gedichte» (ebd. 1843).

Lynch, John, s. Lynchjustiz.

Lynchburg (spr. lintschbörg), Stadt im County Campbell im nordamerik. Staate Virginien, Eisenbahnknotenpunkt, am James-River, welcher Wasserkraft liefert, hat (1890) 19709 E., darunter etwa 9000 Neger, Zollamt, Waisenhaus, College für Frauen; bedeutende Tabakindustrie und -Handel, Eisengießerei, Mühlen und Düngemittelfabrikation.

Lynchen, s. Lynchjustiz.

Lynchjustiz (engl. Lynch law, spr. lintsch lah), Lynchen, in Nordamerika die sog. Volksjustiz, wonach unbefugte Privatleute gewisse wirkliche oder vermeintliche Verbrechen und gemeinschädliche Handlungen, die das Strafgesetz gar nicht oder nach der öffentlichen Meinung nicht hart und schnell genug zu treffen vermag, eigenmächtig und ohne Untersuchung strafen. Die L. wird in Nordamerika gewöhnlich in neu und schwach bewohnten Gegenden ausgeübt gegen Pferdediebe, Gauner, Bankhalter, Kuppler, und wurde in den Sklavenstaaten ehedem auch gegen diejenigen angewandt, die den flüchtigen Sklaven Vorschub leisteten oder sich gegen die Sklaverei überhaupt erklärten (Abolitionisten). Zerstörung des Eigentums, körperliche Mißhandlung, darunter das Bestreichen mit Teer und nachheriges Wälzen in Federn, selbst Ermordung, meist durch Aufknüpfen, sind die Akte dieser barbarischen Justiz. Der Name soll von John Lynch herstammen, der gegen das Ende des 17. Jahrh., als die Kolonialgesetze keinen genügenden Schutz gegen die Verwüstungen gewährten, die flüchtige Sklaven und Verbrecher in Nordcarolina an den Pflanzungen verübten, von den Bewohnern mit unumschränkter Macht bekleidet wurde.

Lynedoch (spr. leindock), Thomas Graham, Lord, s. Graham (Familie).

Lyngb., hinter lat. Pflanzennamen (Algen) Abkürzung für Hansen Christian Lyngbye, geb. 1782 in Blendstrup, gest. 1837 als Prediger in Söeborg auf Seeland.

Lynkeus, einer der 50 Söhne des Aigyptos (s. d.), wird als der einzige der Aigyptiaden bei ihrer Vermählung mit den Danaiden nicht von seiner Verlobten, der Hypermnestra, ermordet (s. Danaos) und vereinigt sich nach heftigem Widerstreben des Danaos durch die besondere Gunst der Aphrodite mit Hypermnestra. Er folgt dem Danaos in der Herrschaft und gilt in den argivischen Sagen vorzüglich als Stifter des im Dienste der argivischen Hera stattfindenden ritterlichen Wettkampfes, in welchem der Siegespreis ein eherner Schild war. – L. heißt auch der Sohn des Aphareus, Bruder des Idas. (S. Dioskuren.)

Lynn, Hauptstadt des County Essex im nordamerik. Staate Massachusetts, nordöstlich von Boston (17,6 km), an einem Arme der Massachusettsbai, berühmt durch seine vielen und großen Schuhfabriken, hat (1890) 55727 (gegen 38274 im J. 1880), mit Swampscott 58925 E., schönen Park, Kriegerdenkmal und Villen.

Lynn Regis (spr. rihdschĭs), Stadt, s. King’s Lynn.

Lynx, s. Luchs.

Lyon (spr. lióng). 1) Arrondissement des franz. Depart. Rhône, hat 1358,21 qkm, (1891) 641678, 1896: 670418 E., 134 Gemeinden und 19 Kantone. – 2) Hauptstadt des Depart. Rhône, nach Paris die größte Stadt Frankreichs, liegt am Zusammenfluß der Rhône und der Saône malerisch auf der 5½ km langen und 5‒600 m breiten, zwischen genannten beiden Flüssen sich von N. nach S. hinziehenden Halbinsel, aus der westlich liegenden hügeligen Uferwand und in der auf der linken Seite der Rhône sich ausbreitenden Ebene in einer reizenden, von Gärten, Weinpflanzungen und Landhäusern erfüllten Gegend. (Hierzu ein Stadtplan.)

Bevölkerung, Anlage und Bauten. L. hat (1891) 375979, als Gemeinde 438077, 1896: 466767 E. und zerfällt in 6 Arrondissements. Das erste mit 68805 E. enthält Seidenwebereien, Arbeiterwohnungen und im S. im Quartier des Terreaux die Verkaufsläden der Seidenfabrikanten. Das zweite (77734 E.), auch zwischen Rhône und Saône gelegen, das Centrum der Stadt, ist der schönste Teil. Das dritte, La Guillotière, ausschließlich Arbeiterviertel, nimmt rasch an Bevölkerung zu. Seine engen und krummen Gassen werden von 145280

^[Abb. Wappen von Lyon]]