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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Mousse - Möwe.

Karabiner. In Frankreich heißt das auf 510 mm verkürzte Infanteriegewehr der Artillerie M.

Mousse (franz., spr. muß), Gefrornes, welches während des Frierens nicht gerührt wird; auch eine Creme aus einer Mischung von Sahne und fein gerührtem Fleisch, mit Trüffelsauce angerichtet.

Mousselin, s. Musselin.

Moussieren (franz., spr. mu-) s. v. w. schäumen, besonders von Flüssigkeiten, welche viel Kohlensäure gelöst enthalten, die beim Ausgießen derselben lebhaft entweicht, wie bei Bier, Champagner, Mineralwasser. Vgl. Aufbrausen.

Moussons (franz., spr. mussóng), s. Monsune.

Moustille (spr. mustihj), die leichte Kohlensäureentwickelung, welche viele Weine während des ersten Jahrs zeigen, bedingt den angenehmen Geschmack und die berauschende Kraft.

Moutarde (franz., spr. mutárd), Mostrich, Senf.

Moutier (spr. mutjeh), schweiz. Flecken, s. Münster 3).

Moutiers (spr. mutjeh, M. en Tarentaise), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Savoyen, an der Isère, Sitz eines Bischofs, mit Kathedrale, Collège, Seminar, Bergschule, Salinen, besuchten Solbädern und (1881) 1926 Einw.

Mouton (franz., spr. mutóng), Schöps, Hammel; Hammelfleisch; auch ein feiner Bordeauxwein.

Mouton (spr. mutóng), Georges, s. Lobau.

Mouvement (franz., spr. muw'mang), Bewegung, Erregung, fortschreitende Änderung; Gangwerk der Uhr.

Mouzon (spr. musóng), Stadt im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Sedan, an der Maas und der Eisenbahn Verdun-Sedan, mit schöner Kirche (aus dem 13. Jahrh., jüngst restauriert) und (1881) 1385 Einw. Bei M. wurde Mac Mahon 30. Aug. 1870 von der vierten deutschen Armee über die Maas gegen Sedan zurückgeworfen.

Möve, s. Möwe.

Mōvens (lat.), das Bewegende.

Movers, Franz Karl, ausgezeichneter Forscher auf dem Gebiet des phönikischen und biblischen Altertums, geb. 17. Juli 1806 zu Koesfeld in Westfalen, studierte zu Münster Theologie und orientalische Sprachen, wirkte 1833-39 als Pfarrer zu Berkum bei Godesberg, wo er seine "Kritischen Untersuchungen über die alttestamentliche Chronik" (Bonn 1834) schrieb, und wurde 1839 zum Professor der alttestamentlichen Theologie an der katholischen Fakultät zu Breslau ernannt; starb 28. Sept. 1856 daselbst. Seine durch umfassende Gelehrsamkeit ausgezeichneten Hauptwerke sind: "Die Phönicier" (Bonn, später Berl. 1840-56, 3 Bde.) und "Phönicische Texte, erklärt" (Bresl. 1845-47, 2 Bde.). Kleinere Arbeiten von ihm erschienen in der "Zeitschrift für Philosophie und Theologie".

Movieren (lat.), bewegen; sich regen, mucksen.

Moville (spr. mówil), Seestädtchen in der irischen Grafschaft Donegal, an der Mündung des Lough Foyle, wo die nach Amerika fahrenden Postdampfer anlegen, mit (1881) 1129 Einw.

Moviménto (ital.), Bewegung; Zeitmaß.

Möwe (Larus L., hierzu Tafel "Möwen"), Vogelgattung aus der Ordnung der Schwimmvögel und der Familie der Möwen (Laridae), kräftig gebaute Vögel mit ziemlich großem Kopf, mittellangem, seitlich stark zusammengedrücktem, bis zur Mitte der Firste geradem, dann sanft hakig abwärts gebogenem, scharfschneidigem Schnabel, bis ans Auge gespaltenem Rachen, kurzem Hals, mittelhohem, meist vierzehigem Fuß mit Schwimmhäuten, langen, breiten, schmal zugespitzten Flügeln, in denen die erste Schwinge am längsten ist, und mittellangem, breitem, geradem, seltener seicht ausgeschnittenem Schwanz. Sie bewohnen die Küsten fast aller Länder, vorzugsweise des Nordens, und entfernen sich von denselben noch häufiger landeinwärts als seewärts; einzelne siedeln sich gern an Binnengewässern an, und mehrere sind Zugvögel. Sie schwimmen und fliegen vortrefflich, ihre Stimme ist krächzend und kreischend. Sie sind mutig, herrschsüchtig, mißgünstig andern Vögeln und mißtrauisch dem Menschen gegenüber, erscheinen aber beständig in Häfen, in der Nähe der Ortschaften und Schiffe, um Abfälle aufzulesen. Sie leben hauptsächlich von Fischen, viele jagen eifrig Insekten; sie nehmen auch Aas und sind äußerst gefräßig. In der Brutzeit scharen sie sich zu Gesellschaften zusammen, und besonders die kleinern bilden dicht gedrängt ungeheure Brutansiedelungen, welche ganze Felsen und Berge bedecken. Sie legen 2-4 große, braungrünliche, grau oder schwarzbraun gefleckte Eier, welche von beiden Eltern in 3-4 Wochen ausgebrütet werden. An die Brut zeigen die Alten außerordentliche Anhänglichkeit. Die Eier sind besonders im Norden, wie auch die Federn und das Fleisch der Jungen, sehr geschätzt. Möweneier kommen auch in Deutschland vielfach als Kiebitzeier im Handel vor. In Norddeutschland bildet das "Möwenschießen" an einem bestimmten Tag des Jahrs eine verwerfliche Belustigung. In der Gefangenschaft halten sich jung aus dem Nest gehobene Möwen sehr gut, fliegen meilenweit aus, kehren aber regelmäßig zurück und pflanzen sich auch in der Gefangenschaft fort. Die Mantelmöwe (L. marinus L., s. Tafel "Möwen"), 73 cm lang, 1,7 m breit, am Kopf, Hals, Nacken, an der Unterseite, dem Unterrücken und Schwanz weiß, am Oberrücken und an den Flügeln schwarz, an der Spitze der Schwungfedern weiß, mit silbergrauen Augen, zinnoberrotem Augenring, gelbem Schnabel, vor der Spitze rotem Unterschnabel und hell graugelblichen Füßen. Sie findet sich zwischen 70 und 60° nördl. Br., kommt im Winter an die Küsten der Nord- und Ostsee und geht bis Südeuropa und weiter. Im Sommer ist sie südlich des 50.° selten. Die Silbermöwe (L. argentatus Brünn., s. Tafel "Möwen"), 65 cm lang, 145 cm breit, mit hell blaugrauem Mantel und am Ende weiß gesäumten Schulterfedern; von den Handschwingen sind die beiden ersten schwarz, an dem weißen Ende durch ein schwarzes Band geziert, die übrigen nach hinten zunehmend grau, vor der Spitze schwarz und an derselben weiß; der Fuß ist blaß fleischfarbig. Sie bewohnt die Nordsee, das Südliche Eismeer und die Küsten Nordamerikas, erscheint im Winter an allen Küsten Europas, oft tief im Land (s. Tafel "Eier II"). Die dreizehige M. (Stummelmöwe, L. [Rissa] tridactylus Bp.), 43 cm lang, 100 cm breit, mit rudimentärer Hinterzehe, schwächlichem Schnabel und verhältnismäßig kurzen, langzehigen Füßen, ist weiß, auf dem Mantel hell graublau mit weißgrauen, schwarzspitzigen Schwingen, braunen Augen, korallenrotem Augenring, gelbem Schnabel, blutrotem Mundwinkel und schwarzen Füßen, lebt im hohen Norden, einzeln an der Ostsee, erscheint im Winter häufig an unsern Küsten, folgt zahlreich den Flüssen bis weit ins Innere des Landes und bildet an der Küste des Eismeers kolossale Brutansiedelungen, welche wegen ihrer Lage schwer auszubeuten sind. Das Gelege besteht aus 3-4 gelbbräunlichen oder hellgrünlichen, spärlich dunkler gefleckten Eiern. Die Lachmöwe (Seekrähe, L. [Chroicocephalus] ridibundus L.), 42 cm lang, 94 cm breit, mit nußbraunem Oberkopf und Vorderhals,