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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Marienkanalsystem - Mariette.

und 3-4 Nebenaugen jederseits finden sich überall ein, wo Blattläuse hausen, um diese zu verzehren; manche nähren sich aber auch von Pflanzenteilen. Bei der Verpuppung heften sie das hintere Körperende an Blätter, Planken etc. Man kennt etwa 1000 Arten, welche über alle Teile der Erde verbreitet sind. Der Siebenpunkt (Herrgottskühlein, Sonnenkälbchen, Gottesschäfchen, Coccinella septempunctata L.) ist 6 mm lang, schwarz, mit zwei weißgelben Stirnflecken und Halsschilddecken und mennigroten Flügeldecken, welche zusammen sieben schwarze Flecke besitzen; er überwintert und legt seine schmutzig gelben Eier zu je 10-12 auf die Rückseite von Blättern. Die Larve ist blaugrau mit roten Flecken und liefert eine hängende, schwarz und rot gefärbte Puppe, aus welcher in acht Tagen der Käfer ausschlüpft. Bei reichlicher Nahrung und warmer Witterung entwickeln sich im Jahr drei Generationen.

Marienkanalsystem, in Rußland, verbindet die Wolga mit der Newa. Die Fahrt geht von der Newa über Ladogakanal, Sjaßkanal, Swirkanal, Kuiwassorja, Pascha, Swiriza, Swir, Onegakanal, Wytegra, Marienkanal, Kowscha, Bjeloserokanal und Scheksna zur Wolga. Die Länge der Verbindungslinie vom Ausgang des Bjeloserokanals aus der Scheksna bis zum Ende des Swirkanals beträgt 355 km, die Länge der Kanäle ist 266 km. Das System durchzieht die Gouvernements St. Petersburg, Olonez, Nowgorod, Jaroslaw. Die geringste Tiefe ist 1,8 m; die Zahl der Schleusen beläuft sich auf elf. Die Vorarbeiten zum M. wurden unter Peter d. Gr. 1710 begonnen; aber erst 1808 unter Alexander I. konnte das ganze System dem Verkehr übergeben werden, und seitdem ist die Schiffahrt auf demselben in stetem Steigen begriffen. Die wichtigste Handelsstadt am M. ist Rybinsk (s. d.), an der Mündung der Scheksna; von den andern Häfen nennen wir Tscherepowetz, Bjelosersk, Wytegra und Wosnessenja.

Marienlyst, Schloß mit Park auf der dän. Insel Seeland, bei Helsingör, mit schöner Aussicht auf den stets von Schiffen belebten Sund, Kronborg, Helsingborg, Kullen etc. Das dortige Seebad wird von Fremden, namentlich Deutschen, sehr stark besucht.

Marienmonat, in der katholischen Kirche Bezeichnung für den Monat Mai.

Mariennessel, s. Marrubium.

Marienröschen, s. Lychnis.

Marienschuh, s. Cypripedium.

Marienstern, reiches Cistercienser-Nonnenkloster in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, bei Kamenz, 1264 gegründet, besitzt in Sachsen eine Stadt (Bernstadt), 42 Dörfer und 13 Dorfanteile, in Preußen eine Stadt (Wittichenau) und 8 Dörfer. Die Nonnen stammen meist aus Böhmen. Vgl. Knothe, Geschichte des Jungfrauenklosters M. (Dresd. 1871).

Marientage, s. v. w. Marienfeste.

Marienthal, 1) Cistercienser-Nonnenkloster in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, an der Neiße, hat eine reich ausgestattete Kirche, gestiftet 1374, besitzt in Sachsen eine Stadt (Ostritz), 14 Dörfer und 2 Dorfanteile, in Preußen 9 Dörfer und einen Dorfanteil und erhält seine Insassen meist aus Böhmen. - 2) Kloster, s. Hagenau (Stadt).

Marienthaler, s. Mariengroschen.

Marienveilchen, s. Campanula.

Marienwerder, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der Provinz Westpreußen (s. unten), 5 km von der Weichsel, an der Liebe (unterhalb Alte Nogat genannt) und der Linie Thorn-Marienburg der Preußischen Staatsbahn, 34 m ü. M., hat eine große evang. Domkirche (1343-84 erbaut, mit den Grabmälern dreier Hochmeister und der pomesanischen Bischöfe), eine kath. Kirche, ein altes Domschloß (jetzt Amtsgericht und Gefängnis), schöne Gebäude für die Regierung, das Oberlandesgericht u. die Landschaft, ein neues Rathaus und (1885) 8079 meist evang. Einwohner, welche Zucker-, Essig- u. Maschinenfabrikation, Bierbrauerei, Molkerei und Obstbau betreiben. M. ist Sitz einer Regierung, eines Oberlandesgerichts, eines Amtsgerichts und hat eine Reichsbanknebenstelle, ein Gymnasium, ein Lehrerinnenseminar, eine Unteroffizierschule und ein Landgestüt. In unmittelbarer Nähe der Stadt liegen die Landgemeinden Marienau, Marienfelde und Mareese mit zusammen über 4000 Einw. - Die Burg wurde 1232, die Stadt 1233 angelegt und war die Residenz der ersten Bischöfe von Pomesanien; auch schlossen daselbst 14. März 1440 Land und Städte den Preußischen Bund zur Wahrung ihrer Rechte dem Orden gegenüber (s. Ostpreußen, Geschichte). Vgl. Töppen, Geschichte der Stadt M. (Marienw. 1875). Die Marienwerdersche Niederung erstreckt sich auf der rechten Seite der Weichsel unterhalb bis zur Teilung des Stroms. - Der Regierungsbezirk M. (s. Karte "Ost- und Westpreußen") umfaßt 17,547 (nach andern Angaben 17,558) qkm (318,85 QM.), hat (1885) 829,459 Einw. (darunter 381,126 Evangelische, 426,477 Katholiken und 18,128 Juden) und bestand bis 1887 aus den 14 Kreisen:

Kreise: QKilometer QMeilen Einwohner 1885 Einw. auf 1 QKilom.

Deutsch-Krone 2157 39,19 65108 30

Flatow 1525 27,70 64717 42

Graudenz 831 15,09 62448 75

Konitz 1409 25,59 50711 36

Kulm 884 16,06 57483 65

Löbau 971 17,64 52775 54

Marienwerder 951 17,27 64025 67

Rosenberg 1039 18,87 49571 48

Schlochau 2135 38,78 64945 30

Schwetz 1669 30,31 76229 46

Strasburg 1345 24,43 67003 50

Stuhm 640 11,62 37547 59

Thorn 1134 20,60 89125 79

Tuchel 857 15,57 27772 32

Neuerdings ist aus Teilen der Kreise Graudenz, Kulm, Strasburg und Thorn ein neuer (15.) Kreis, Briesen, gebildet worden.

^[Abb.: Wappen von Marienwerder.]

Marienwürmchen, s. v. w. Marienkäfer.

Mariestad, Hauptstadt des schwed. Läns Skaraborg, an der Mündung der Tidaå in den Wenersee und durch Zweigbahn mit Moholm an der Linie Stockholm-Gotenburg verbunden, hat Zündhölzer- und Papierfabrikation und (1885) 2846 Einw.

Marĭetta, älteste Stadt des nordamerikan. Staats Ohio, 1788 gegründet, an der Mündung des Muskingum in den Ohio, hat (1880) 5444 Einw., Eisengießereien, Eimer- und Stuhlfabriken und ist einer der Hauptsitze des Petroleumhandels.

Marĭette, 1) Pierre Jean, Kunstschriftsteller und Kunstsammler, geb. 7. Mai 1694 zu Paris, hatte sich unter seinem Vater Jean M. (geb. 1660, gest. 20. Sept. 1742), der als Zeichner, Kupferstecher und Buchdrucker gleich ausgezeichnet war, der Kupferstecher-^[folgende Seite]