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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Menièresche Krankheit - Mennoniten.

Kuppelgrab von ähnlicher Anlage wie diejenigen in der Unterstadt von Mykenä. Die Grabfunde weisen auf orientalische (mesopotamische) Beziehungen hin.

Menièresche Krankheit, eine von dem franz. Arzt Menière 1861 zuerst beschriebene Krankheit, wahrscheinlich in einer Affektion des Labyrinths bestehend, äußert sich in Ohrensausen, Schwindel, Erbrechen und Bewußtlosigkeit, worauf häufig ein unsicherer Gang und hochgradige Schwerhörigkeit zurückbleiben.

Ménilmontant (spr. -mongtāng), ehedem Vorstadt von Paris, seit 1860 mit der Hauptstadt vereinigt, deren 20. Arrondissement es bildet.

Menin (spr. m'näng, Meenen), Stadt in der belg. Provinz Westflandern, Arrondissement Courtrai, links an der Lys und der Bahn Courtrai-Hazebrouck, mit schöner Kirche (Liebfrauenkirche), Spitzenfabrikation, Baumwollspinnerei, Weberei, altberühmter Bierbrauerei, Saline, bischöflichem Collège, Industrieschule und (1885) 12,513 Einw. Die ehemalige Festung, bei deren Verteidigung gegen die Franzosen 1794 Scharnhorst seine ersten Lorbeeren verdiente, ist neuerlich geschleift worden.

Meningea arteria, vena, Hirnhautschlagader, -Blutader.

Meningītis (griech.), Gehirnhautentzündung (s. d.).

Meningocēle (griech.), Gehirnbruch (s. d.).

Meninx (griech.), die Hirnhaut (s. Gehirn, S. 2).

Meninx, alte Stadt, s. Dscherba.

Menippe, nach griech. Mythus Tochter des Orion, starb mit ihrer Schwester Metioche freiwillig, als bei einer Pest, die Böotien heimsuchte, das Opfer zweier Jungfrauen vom Orakel gefordert wurde. Weiteres s. Orion.

Menippos, griech. Satiriker, ursprünglich ein Sklave aus Phönikien, dann Schüler des Cynikers Diogenes, hatte sich durch Wucher ein bedeutendes Vermögen erworben und soll sich aus Gram über den Verlust desselben erdrosselt haben. M. geißelte in seinen (verlornen) Satiren mit beißendem Spotte die Verkehrtheiten der Menschen, namentlich der Philosophen, daher der Römer Terentius Varro (s. d.) seine Satiren Menippēische nannte. Auch eine berühmte französische Spottschrift des 16. Jahrh. hat nach M. den Namen "Satire Ménippée" (s. Französische Litteratur. S. 598); dieselbe wurde herausgegeben von Nodier (Par. 1824, 2 Tle.), Labitte (1842 u. öft.), Frank (1884) u. a. Vgl. Fritzsche, M. und Horaz (Güstrow 1871).

Meniskus (griech., "Möndchen"), die gekrümmte Oberfläche der Flüssigkeit in einer engen Röhre (s. Kapillarität); eine konkavkonvexe Linse.

Menispermaceen (Mondsamengewächse), dikotyle, etwa 100 Arten umfassende, in den Tropen einheimische, aber auch in Nordamerika und Japan vertretene Familie aus der Ordnung der Polycarpicae, meist Schlingsträucher, deren Blüten sich von denen der nächstverwandten Berberideen hauptsächlich durch diözische Ausbildung und drei Karpelle statt eins unterscheiden. Vgl. Eichler, Charakter der natürlichen Pflanzenfamilie der M. (Regensb. 1864). Die Gattung Mac Clintockia Heer kommt in einigen Arten fossil im Tertiär vor.

Menispermum Calumbo Roxb., s. Jateorrhiza. ^[richtig: Jateorhiza.]

Menius, Justus (Jodokus Menig), Reformator Thüringens, geb. 1499 zu Fulda, ging 1519 nach Wittenberg, ward 1515 Pfarrer in Erfurt, 1529 Superintendent in Eisenach, von wo aus er 1539 sich an der Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen, 1541-43 in der Stadt Mühlhausen beteiligte. Infolge der Osiandrischen und Majoristischen Streitigkeiten mußte er 1554 sein Amt niederlegen und verbrachte seine beiden letzten Lebensjahre als Pfarrer in Leipzig; starb 1558. Vgl. G. L. Schmidt, Justus M. (Gotha 1867, 2 Bde.).

Menk, s. v. w. Nörz.

Menkera (Mykerinos), König von Ägypten, Sohn des Cheops, Erbauer der drittgrößten und am besten erhaltenen Pyramide, in welcher man seinen Sarg und seine Mumie mit einer Inschrift fand.

Mennige (rotes Bleioxyd, Minium) Pb3O4 ^[Pb_{3}O_{4}] findet sich bisweilen auf Bleierzlagerstätten, aber vielleicht nur durch künstliche Erhitzung aus andern Bleierzen entstanden; man erhält M. durch Erhitzen von Bleioxyd oder kohlensaurem Bleioxyd (Bleiweiß) an der Luft und beim Erhitzen von schwefelsaurem Bleioxyd mit Chilisalpeter und Soda. Im großen stellt man M. dar, indem man ungeschmolzenes Bleioxyd auf der gemauerten Sohle eines Flammofens vorsichtig unter Luftzutritt und Umrühren erhitzt; man kann an der heißesten Stelle des Ofens metallisches Blei in Oxyd und dieses an den weniger heißen Stellen in M. verwandeln. Die schönste M. (Orangemennige, Bleirot, Mineralorange, Saturnzinnober, Pariser Rot) erhält man bei sehr niedriger Temperatur aus Bleiweiß. M. ist ein gelblichrotes Pulver, wird beim Erhitzen dunkler, beim Erkalten wieder heller, zerfällt leicht in Bleioxyd und Sauerstoff und gibt beim Behandeln mit Salpetersäure salpetersaures Bleioxyd und Bleisuperoxyd. Man benutzt M. zur Darstellung von Bleiglas, Fayenceglasur, Porzellanfarben, Kitt, Wasser- und Ölfarbe, Pflastern, Bleisuperoxyd und in der Zündwarenfabrikation. In der letztern ist ein Präparat als oxydierte oder abgelöschte M. gebräuchlich, welches durch Übergießen von M. mit Salpetersäure und Eintrocknen des Gemisches erhalten wird.

Mennigpflaster (Emplastrum fuscum), s. Bleipflaster; rotes M., s. Cerate.

Menno, Simons, Stifter der Mennoniten (s. d.), geboren 1492 zu Witmarsum in Friesland, trat 1515 (nach andern 1524) in den geistlichen Stand, schied aber, schon seit 1531 infolge des Eindrucks, den der Märtyrermut eines Taufgesinnten zu Leeuwarden auf ihn gemacht, zu den Ansichten der Wiedertäufer hinneigend, 1536 aus der katholischen Kirche, ließ sich nochmals taufen und wirkte nun, aller fanatischen Schwärmerei entgegentretend, als Bischof und Reiseprediger der Wiedertäufer (s. d.) durch Schriften und Missionsthätigkeit für die Gründung von anabaptistischen Gemeinden im nördlichen Deutschland, besonders in Friesland und längs der Küste der Nordsee. Er starb 13. Jan. 1559 in Oldesloe. Seine holländisch abgefaßten Schriften erschienen am vollständigsten 1681; sein Lehrbegriff ist dargelegt in dem "Fundamentbuch von dem rechten christlichen Glauben" (1556). Sein Leben betrieben Cramer (Amsterd. 1837), Roosen (Leipz. 1848) und Brown (deutsch, Philad. 1857). Vgl. Hoop Scheffer in Herzogs Realencyklopädie, 2. Aufl., Bd. 9.

Mennonīten (Taufgesinnte, niederländ. Doopsgezinden), nach ihrem Stifter Simons Menno (s. d.) benannte protestantische Sekte. Die Normalschrift derselben ist Mennos "Fundamentbuch von dem rechten christlichen Glauben" (1556). Sie sucht ohne mystischen Beisatz eine rein evangelische Ansicht und Behandlung des Christentums festzuhalten, verwirft den Eid, den Krieg und jede Art von Rache, ebenso die Ehescheidung außer im Fall des Ehebruchs und die Übernahme obrigkeitlicher Ämter; die Obrigkeit gilt als eine zwar jetzt noch notwendige, aber dem