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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Metamēren; Metamerīe; Metamorphismus der Gesteine

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Metameren - Metamorphismus der Gesteine.

tümer zeigen, daß die nordasiatischen Kultureinflüsse in diesem Land, welches seiner Zinnerze halber schon im frühen Altertum von Phönikern und später von massiliotischen Griechen aufgesucht wurde, und wo es auch an Kupfererzen nicht fehlt, zunächst eine mit der durch den Celt charakterisierten nordeuropäischen Bronzezeit identische Bronzekultur hervorgerufen haben. Anderseits war auch die Eisengewinnung schon sehr frühzeitig den Bewohnern der britischen Inseln bekannt. Sowohl die britischen Schmelzöfen als die Verwendung von Kupfer- und Eisenstücken von bestimmtem Gewicht als Geld werden von Cäsar besonders erwähnt. Strabon bemerkt, daß Eisen schon in früher Zeit einen Ausfuhrartikel Großbritanniens gebildet hat. Die in dem Forest of Dean (Monmouthshire) sich findenden Eisenbergwerke wurden schon in vorrömischer Zeit, dann aber auch während der römischen Okkupation ausgebeutet. Eine reiche Bronze-Eisenkultur haben ferner die in den Hügelgräbern von Arras und Hessleskew gemachten Funde ergeben. Die dort gefundenen Eisenschwerter entsprechen ebenso wie ein Schwert aus dem Fluß Witham dem La Tène-Typus, der sich, da die Römerherrschaft in Großbritannien nicht dauernd festen Fuß fassen konnte, auf den britischen Inseln länger als anderswo erhalten hat.

Nach Hostmann ist dem ältesten der obigen Metallzeitalter (nordeuropäische Bronzezeit, Hallstattkultur Mitteleuropas und altitalische Kultur der Apenninenhalbinsel) eine Epoche vorausgegangen, in welcher die soeben erst aus der Steinzeit herausgetretenen Völker Eisen (wenn auch nur ein schlackenhaltiges, geringwertiges Eisen) selbständig aus den Erzen darstellten. Hierfür spricht des Vorhandensein prähistorischer Schürfungen auf Eisenerze, vorgeschichtlicher Schmelzanlagen und Schlackenfelder (Eisenschmelzen von Hüttenberg in Steiermark, im böhmisch-mährischen Scheidegebirge, in der Schweiz, am Dreimühlenborn unweit des alten Pfahlgrabenkastells der Saalburg bei Homburg v. d. H.; der Bergbau im Lüderich bei Bensberg etc.); es ist aber immerhin zweifelhaft, ob diese Bergbau- und Eisenverhüttungsanlagen einem so frühen Abschnitt der vorgeschichtlichen Zeit angehören, wie derjenige ist, in welchen Hostmann seine primitive Eisenindustrie verlegt. Beispiele von Waffen, Geräten und Schmucksachen aus den verschiedenen Perioden der M. bieten die Abbildungen der beifolgenden Tafeln.

Vgl. Lindenschmit, Altertümer unsrer heidnischen Vorzeit (Mainz 1864); Derselbe, Handbuch der deutschen Altertumskunde (Braunschw. 1880 ff.); Beck, Die Geschichte des Eisens (das. 1884; darin besonders den Abschnitt von Hostmann: "Über den Gebrauch des Eisens in Altamerika"); Hostmann, Zur Technik der antiken Bronzeindustrie ("Archiv für Anthropologie", Bd. 12); Andree, Die Metalle bei den Naturvölkern (Leipz. 1884); Tischler, Zur Gliederung der vorrömischen M. ("Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie" 1881, Nr. 10), "Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa" (ebenda 1882, Nr. 8), "Über Gliederung der La Tèneperiode etc." (ebenda 1885, Nr. 10), "Die Formen der Gewandnadeln" (in "Beiträge zur Urgeschichte Bayerns", Bd. 4); Gozzadini, Di un sepulcreto etrusco scoperto presso Bologna (Bologna 1854); "La Necropole de Villanova" (das. 1870); Helbig, Die Italiker in der Poebene (Leipz. 1879); v. Sacken, Das Grabfeld von Hallstatt in Oberösterreich (Wien 1868); v. Hochstetter, Die Funde von Watsch (Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften zu Wien, 1879); Groß, La Tène, un oppidum helvète (Par. 1886); Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa (deutsch, Hamb. 1882); S. Müller, Ursprung und erste Entwickelung der europäischen Bronzekultur (deutsch, Braunschw. 1884); Much, Die Kupferzeit in Europa (Wien 1886); Reyer, Die Kupferlegierungen ("Archiv für Anthropologie", Bd. 14); Taylor, Etruscan researches (Lond. 1874); Montelius, Die Kultur Schwedens in vorchristlicher Zeit (deutsch, Berl. 1885); Thurnam, On ancient British barrows (Lond. 1873); Franks und Kemble, Horae ferales (das. 1863).

Metamēren (Folgestücke), s. Tier.

Metamerīe (griech.), Zustand der metamerischen oder metameren Körper, s. Isomerie.

Metamorphismus der Gesteine, die Umbildung eines Gesteins in ein andres, im weitesten Sinn jede Veränderung, welche ein Gestein seit seiner ursprünglichen Ablagerung betroffen hat; so die Veränderung der Gesteine durch die Einwirkung der Atmosphärilien oder die Verwitterung, die Verfestigung des Thonschlammes zu Schieferthon und Thonschiefer, des kalkigen Thonschlammes zu den verschiedenen Mergeln, des Kalkschlammes zu Kalkstein, die Umänderung der vegetabilischen Substanz in Torf, Braunkohle, Steinkohle und Anthracit, die Umbildung des Anhydrits durch Wasseraufnahme in Gips, die Zersetzung der Kieselsäureverbindung mittels der in der Luft und im Wasser enthaltenen Kohlensäure unter Abscheidung freier Kieselsäure und endlicher Bildung von Thon nebst allen Zwischenstufen. Besonders begreift man unter Gesteinsmetamorphose aber die Umbildung unkristallinischer Gesteine in kristallinische, so die Bildung kristallinischer Kalke, Dolomite und die Bildung kristallinischer Silikatgesteine. Bei vielen der eben aufgeführten Beispiele eines M. sind die Ursache und der Verlauf der umwandelnden Prozesse leicht erkennbar und unbestritten, bei andern ist der Prozeß selbst wohl unangreifbar, Ursache und näherer Verlauf aber sind schwer verfolgbar und als offene Frage zu behandeln; oft endlich ist schon die ganze Annahme eines Abspielens metamorphosierender Vorgänge rein hypothetisch und ein Ausfluß allgemeiner Schulansichten über Entstehung und Entwickelung der Erde und der sie bildenden Materialien. So ist die Verwitterung der Gesteine ein Metamorphismus, der auf leicht kontrollierbare chemische Vorgänge ebenso zurückführbar ist wie die Umwandlung des Anhydrits in Gips, die Entstehung derselben Substanz unter dem Einfluß vitriolisierenden Eisenkieses auf Kalkstein, die Bildung von Thon aus Feldspat unter Abscheidung von Kieselsäure, die Umwandlung aufgehäufter Pflanzensubstanz durch den sogen. Verkohlungsprozeß. Ebenso leicht während des Prozesses selbst zu beobachten oder doch auf früher abgespielte Analogien heutiger Prozesse zurückführbar sind umwandelnde Einflüsse vulkanischer, namentlich saurer, Dämpfe (Salzsäure, schweflige Säure und ihres Oxydationsprodukts: Schwefelsäure) auf die den Ausströmungsstellen benachbarten Gesteine. Hierher zählt die gelegentliche Bildung von Gips aus Kalksteinen, die der palagonitischen Tuffe, der Alaunsteine. Daß ferner Verfestigungen zuerst locker gebildeten Materials durch Druck herbeigeführt werden können, ist durch Experiment und Beobachtung wenn auch vielleicht nicht streng zu beweisen, so doch sehr wahrscheinlich zu machen. So wird wohl allgemein angenommen, daß der Unterschied zwischen dem lockern Zustand sehr alter Gesteine (der silurischen, devonischen und Steinkohlenformation) in Zentralrußland