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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Metamorphopsīe; Metamorphōse; Metamorphosen; Metamorphosieren; Metapam; Metapektīnsäure

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Metamorphopsie - Metapektinsäure.

und den festen Schieferthonen und Sandsteinen derselben Formationen in andern Gegenden auf den Mangel an Bedeckung und deshalb auch des Druckes während jüngerer geologischer Perioden in Rußland zurückzuführen ist. Wenn aber die nicht zu leugnende Thatsache, daß stark gestörte Schichten an Stellen hochgradiger Biegung aus Material zusammengesetzt sind, welches im Vergleich mit andern Stellen derselben Schichten eine höhergradige kristallinische oder schieferige Ausbildung besitzt, ebenfalls durch Druck erklärt u. auf den "gebirgsbildenden Tangentialschub" zurückgeführt wird, so haben wir es hiermit einem Metamorphismus (für welchen man neuerdings den Namen tektonischer oder Stauungsmetamorphismus eingeführt hat) zu thun, dessen Annahme weitere Hypothesen (nämlich die der Gebirgsbildung) als bereits vollkommen bewiesen voraussetzt. Ähnlich liegt es mit dem sogen. Kontaktmetamorphismus, der Einwirkung erumpierender Massen auf das Nachbargestein. Nach Analogie mit Experimenten ist die Frittung, Verglasung von Sandsteinen und Mergeln, die säulenförmige Absonderung der erstern, die Verkokung kohligen Materials im Kontakt mit Basalt sicherlich auf die Erhöhung der Temperatur bei der Eruption dieses vulkanischen Gesteins zurückzuführen; auf größere Schwierigkeit stößt aber (wegen der dabei vorauszusetzenden Erhaltung der Kohlensäure) die Erklärung einer gleichen lokalen Verknüpfung kristallinisch gewordenen Kalks mit Eruptivgesteinen und die Herausbildung sogen. Kontaktmineralien (Granat, Wollastonit etc.) in einer weiten Zone eines ein Eruptivgestein umgebenden Kalksteins; und wenn ferner unter den gleichen Begriff des Kontaktmetamorphismus die merkwürdige Erscheinung gefaßt wird, daß sich Thonschiefer, je näher sie an einem benachbarten Granitstock lagern, allmählich Schritt für Schritt in Knotenschiefer, Glimmerschiefer und Chiastolithschiefer oder in Hornfels umwandeln, so ist in diesem Fall mit dem Ausdruck Kontaktmetamorphismus nach dem jetzigen Standpunkt unsers Wissens kaum mehr ausgesagt als die Fixierung dieser lokalen Verknüpfung; ursachlicher Zusammenhang dagegen ist vorläufig nur durch mangelhaft fundierte Hypothesen erklärbar. Am innigsten verquickt mit weit ausgreifenden hypothetischen Anschauungen ist der Begriff des sogen. allgemeinen oder regionalen Metamorphismus. Er setzt die Annahme voraus, daß die ältesten Gesteine, die der archäischen Formationsgruppe, in einem wesentlich andern Zustand gebildet wurden, als sie heute beobachtbar sind, d. h., daß sie ehemals als echte Sedimente entstanden. Wenn nun auch ihre ausgezeichnete Schichtung, die enge Verknüpfung mit Konglomeraten, die allmählichen Übergänge in zuversichtlich sedimentäres Material, die Petrefaktenführung dem Äußern nach echt kristallinischer Schiefer ebensoviel Wahrscheinlichkeitsgründe für die Richtigkeit einer allgemeinen Metamorphose aus rein sedimentärem Material sind, so fehlt es doch einerseits keineswegs an Einwendungen gegen diese Hypothese, anderseits gehen die Meinungen weit auseinander hinsichtlich der Ursache dieses Metamorphismus, der außerordentlich mächtige und über weite Strecken in horizontaler Richtung verbreitete Schichtsysteme ganz einheitlich ergriffen haben muß. Suchen die einen die Ursache im Plutonismus, d. h. in einer Einwirkung der innern Erdwärme oder erumpierender Gesteine, so sprechen die andern von hydrochemischen Prozessen, beides Hypothesen, bei welchen die stützenden Momente an Zahl geringer sind als die Einwendungen, welche sich erheben lassen. - Der M. ist als eins der wichtigsten, freilich auch schwierigsten Kapitel der Gegenstand eingehender Erörterung in allen Lehrbüchern der Geologie, namentlich in denen der chemischen Geologie, unter welchen das von Bischof (2. Aufl., Bonn 1863-66, 3 Bde.; Supplement 1871) speziell in den Fragen des Metamorphismus epochemachend eingegriffen hat. Daneben sind besonders zu erwähnen: Roth, Allgemeine und chemische Geologie (Berl. 1879-85, 2 Bde.), und Daubrée, Synthetische Studien zur Experimentalgeologie (deutsch von Gurlt, Braunschw. 1880).

Metamorphopsīe (griech.), s. Gesichtstäuschungen.

Metamorphōse (griech.), jede "Verwandlung" in eine andre Gestalt oder Umgestaltung, besonders in der Mythologie der Alten die zahlreichen Sagen von Verwandlungen Menschen in Tiere, Bäume, Quellen etc., die namentlich von gelehrten Dichtern des alexandrinischen Zeitalters und nach deren Vorbild von Ovid in seinem gleichnamigen Epos dichterisch behandelt wurden. - In der Zoologie versteht man unter M. diejenige Verwandlung, welche ein dem Ei entschlüpftes Tier in seiner Jugend durchmacht, ehe es die Form des Erwachsenen annimmt. Manche Tiere gehen aus dem Ei bereits vollendet hervor, erleiden also keine M.; die meisten jedoch sind zunächst den Erwachsenen mehr oder weniger unähnlich (sogen. Larven, z. B. Raupen der Schmetterlinge, Kaulquappen der Frösche) und erlangen erst allmählich die endgültige Gestalt, in welcher sie auf die Fortpflanzung bedacht sind. Besonders bekannt ist die M. bei den Insekten, bei welchen man von einer sogen. vollständigen M. (Larve, Puppe und Geschlechtstier oder Imago) und einer sogen. unvollständigen M. (mehrere nur wenig voneinander und von der Imago verschiedene Larvenformen) redet. Bei jeder M. werden gewisse überflüssig gewordene Teile abgeworfen oder treten andre bis dahin unthätige in Wirksamkeit (vgl. Insekten, S. 979). Regressive oder rückschreitende M. findet dann statt, wenn ein Tier, das in seiner Jugend auf höherer Organisationsstufe steht, nach und nach bei den Verwandlungen herabsinkt, also z. B. aus einem frei umherschwimmenden zu einem festgewachsenen, beinlosen Tier wird. Dies ist fast stets der Fall bei den seßhaften Schmarotzern aus dem Reich der niedern Tiere; unter ihnen gibt es Formen, die durch Parasitismus bis zu einem einfachen Sack voller Eier und Samen, sonst aber ohne irgend andre Organe reduziert sind. Vgl. Schmarotzer. - In der Botanik heißt M. die zuerst von Wolff ausgesprochene, von Goethe ("Über die M. der Pflanze", Gotha 1790) klarer ausgeführte Idee, welche in der Vielheit der Pflanzenformen nur Verwandlungen einiger weniger Grundorgane sieht, nämlich des Stengels und des Blattes, daher insbesondere die Blüten durch M. der Blätter eines Stengels erklärt (s. Blatt, S. 1017). Vgl. Wigand, Kritik und Geschichte der Lehre von der M. der Pflanze (Leipz. 1846). Rückschreitende M. (Anamorphose, s. d.) ist eine Mißbildung.

Metamorphosen, s. Marionetten.

Metamorphosieren (griech.), umwandeln, umgestalten; metamorphotisch, umgestaltend, auf Metamorphose beruhend, darauf bezüglich.

Metapam, Stadt im mittelamerikan. Staat Salvador, 50 km nördlich von Sant' Ana, in der Nähe des Guijasees, hat Anbau von Zuckerrohr, Indigo und Mais und (1878) 9782 Einw. Dabei Eisenerze.

Metapektīnsäure, s. Pektinkörper.