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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Milchfieber - Milchkonservierung

lich einschränken, wenn letztere gegenüber den gewöhnlichen Milchpilzen in verhältnismäßig geringer Menge vorhanden sind und von diesen überwuchert werden können. Besonders bei der Bereitung feiner Käse und haltbarer Butter ist es aber angezeigt, die Milch der einzelnen Lieferanten in der Sennerei auf M. oder auf "Käsereitauglichkeit" zu prüfen. In der Schweiz und im bayr. Allgäu wird die Lieferung ungeseihter Milch von den Sennereien verlangt und die gleich nach dem Melken ins Lokal gebrachte Milch erst dort geseiht, damit der Senn aus der Menge und der Beschaffenheit des auf dem Siebe zurückbleibenden Schmutzes Schlüsse ziehen kann auf die in den einzelnen Stallungen beobachtete Reinlichkeit und Ordnung. Ferner nimmt der Senn die "Kochprobe" vor, wobei der nach 12 Stunden abgenommene Rahm beim Aufkochen nicht gerinnen darf. Die "Milchgärprobe" Schatzmanns wurde von Walter verbessert und beruht auf der Voraussetzung, daß die durch Pilze bedingten Veränderungen, welche in der Molkereipraxis bei niedern Temperaturen langsam verlaufen, bei einer Wärme von 40° C. sich viel rascher abspielen. Obwohl dies nur sehr bedingt richtig ist, wird immerhin jede Milch, die binnen 12 Stunden im Gärapparat gerinnt, verdächtig und weiter zu untersuchen sein. Diethelm versetzte Milch im Gärapparat mit Lab und gewann auf diese Weise Käschen, welche durch ihr Aussehen und durch die Beschaffenheit der Molken weitere Schlüsse auf die Käsereitauglichkeit der Milch gestatten. Diese "Käsegärprobe" oder "Labgärprobe" hat sich besonders im bayr. Allgäu in den Sennereien eingebürgert. Auch zur Beobachtung der durch Gärung entwickelten Gasmengen wurden Untersuchungsmethoden vorgeschlagen. In der Molkereipraxis scheinen sich glücklicherweise manche gleichzeitig in verschiedenen Milchproben vorhandene M. beim gemeinsamen Verarbeiten in der Sammelmilch zu kompensieren. Es scheint auch, daß durch die in den Käsereien selbst bereiteten Labmagenauszüge oder durch die darin kultivierten Pilze, sowie durch entsprechende Abänderungen in der Käsebereitung und Besserbehandlung den M. mehr oder minder wirksam begegnet werden kann. Die Bakteriologie hat auf dem Gebiete der M. bereits viele Aufklärung verschafft. - Vgl. von Freudenreich, Die Bakteriologie in der Milchwirtschaft (Bas. 1893); Adametz, Über die Ursachen und Erreger der abnormalen Reifungsvorgänge beim Käse (Brem. 1893).

Milchfieber. Der Eintritt der Milchabsonderung bei Wöchnerinnen ist gewöhnlich von einer geringen physiol. Temperaturerhöhung begleitet. Dieselbe tritt meist am dritten oder vierten Tage des Wochenbetts auf, beträgt gewöhnlich nur einige Zehntelgrade, kann aber auch unter starker Anschwellung und Schmerzhaftigkeit der Brüste und Rötung der darüber liegenden Haut eine fieberhafte Höhe (39-40° C.) erreichen. Gewöhnlich lassen diese entzündlichen Erscheinungen sowie das Fieber unter Schweiß und reichlicher Milchabsonderung nach einem oder mehrern, selten erst nach vier Tagen nach und die Funktion der Milchdrüsen gestaltet sich völlig normal. Häufig bezeichnet aber das eintretende Fieber nicht den Beginn der Laktation, sondern den Anfang einer schwerern entzündlichen Affektion in den Geschlechtsorganen (s. Kindbettfieber), und deshalb soll man bei eintretenden Fiebererscheinungen (Frost, Hitze, Kopfschmerzen u. dgl.) niemals verabsäumen, rechtzeitig ärztliche Hilfe für die Wöchnerin in Anspruch zu nehmen. - Über M. der Kühe, s. Gebärfieber.

Milchfistel, s. Brüste (Bd. 3, S. 633 b) und Euterfistel.

Milchflecken der Schleimhäute, s. Plaque.

Milchfleisch, s. Thymusdrüse.

Milchfluß, s. Galaktorrhöe.

Milchgänge, s. Brüste (Bd. 3, S. 633 a).

Milchgärprobe, s. Milchfehler.

Milchglas, milchig getrübtes Glas (s. Getrübtes Glas); solche Glassorten wurden früher fast ausschließlich durch Zusatz von 10 bis 15 Proz. phosphorsaurem Kalk (als Knochenasche oder Guano) erhalten (Knochenglas, Beinglas). Heute stellt man viel schöneres und satter weißes M. durch Zusatz von Kryolith zu einem möglichst kalkfreien Glassatze her (Kryolithglas oder Heißgußporzellan). Der trübende Bestandteil in diesem Glase ist wahrscheinlich das Fluoraluminium. Seit Einführung des dän. Kryolithmonopols ist vielen Glasfabrikanten der Kryolith zu kostspielig geworden und sie haben sich auch durch teilweisen oder vollkommenen Ersatz des Kryoliths durch ein Gemenge von Feld- und Flußspat zu helfen gewußt. Diesen Bestrebungen verdankt das Spatglas seine Entstehung. Gutes Kryolithglas kann erhalten werden durch Zusammenschmelzen von 67 Teilen Sand, 23,8 Teilen Kryolith und 9 Teilen Zinkoxyd; Spatglas durch Verschmelzen von 100 Teilen Sand, 20 Teilen Flußspat, 36 Teilen Feldspat, 16 Teilen Soda, 12 Teilen Pottasche, 6 Teilen Salpeter und 6 Teilen Mennige. M. wird verwendet zur Herstellung von Tafelglas (an Stelle von geätztem Glase), in sehr ausgedehntem Maßstabe zu Lampenschirmen (Alabasterglas), Glasvasen, Luxusgegenständen u. dgl. m. Es unterscheidet sich von Porzellan durch geringern Glanz der Oberfläche und im Bruch; während nämlich Porzellan im Bruch die ihm eigentümliche krystallinische Struktur sofort erkennen läßt und stets eine dünne, aber scharf abgehobene durchsichtige Glasurschicht aufweist, erscheint der Bruch des M. homogen und so glänzend wie bei gewöhnlichem Glas.

Milchgrade, s. Milchwage.

Milchglöckchen, Blume, s. Leucojum.

Milchkanälchen, s. Brüste.

Milchkochapparat von Professor Soxhlet, s. Auffütterung der Kinder und Milchkonservierung.

Milchkolonien, s. Ferienkolonien.

Milchkonservierung, die Maßregeln zur Erhöhung der Haltbarkeit der Milch. Ein Zusatz chem. Konservierungsmittel hat entweder nicht die gewünschte Wirkung oder gesundheitliche Bedenken. Kohlensaure oder doppeltkohlensaure Alkalien, Kochsalz, Borsäure, Salicylsäure, Wasserstoffsuperoxyd, Fluorverbindungen u. s. w. beeinflussen zum Teil den Geschmack und müßten dem Milchkäufer ausdrücklich namhaft gemacht werden, weil dieser auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes reine Milch ohne jeden Zusatz beanspruchen kann. M. durch Kälte (Gefrieren) hat ihre Schattenseiten in der eintretenden Entmischung der Milchbestandteile. M. durch Hitze hat die größte praktische Bedeutung. Schon von alters her wird in den Haushaltungen die Milch aufgekocht, um die darin enthaltenen Krankheits- oder Zersetzungskeime zu töten oder in ihrer Entwicklung zu hemmen, ohne daß jedoch der Hinzutritt neuer Keime dadurch gehindert würde. Es sind deshalb verschiedene Sterilisierungsverfahren entstanden, von denen das Soxhletsche sich am besten bewährt und in den meisten Kinderstuben eingebürgert hat. (S. Auf-^[folgende Seite]