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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Molukkenkrebs; Molva; Moly; Molybdän; Molybdänblau; Molybdänblei; Molybdänglanz

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Molukkenkrebs - Molybdänglanz.

schaft schnell über den Archipel aus, so daß die einzelnen Fürsten zu bloßen Beamten der Ostindischen Kompanie herabsanken. Um das Monopol des Gewürzes sich zu sichern, beschränkten sie den Anbau der Nelkenbäume auf Amboina (s. d.) und die nahe dabeiliegenden Inseln, den der Muskatnußbäume auf die Gruppe Banda (s. d.) und ließen systematisch auf allen übrigen Inseln die vorhandenen Bäume ausrotten. Erst 1863 wurde der Anbau derselben freigegeben. Vgl. Bastian, Indonesien, Lief. 1: "Die M." (Berl. 1884); Bokemeyer, Die M., Geschichte der Eroberung und Verwaltung etc. (Leipz. 1888).

Molukkenkrebs (Limulus Müll.), Krustaceengattung aus der Ordnung der Kiemenfüßer und der Unterordnung der Molukkenkrebse (Poecilopoda), Tiere mit zwei Rückenschildern, von denen das vordere große Kopfbrustschild halbmondförmig ist, an seinen Ecken mit einem Stachel endigt und zwei facettierte und zwei einfache Augen trägt, während das hintere mit dem vordern durch ein fast geradliniges Gelenk verbundene Schild seitlich gezahnt und stachlig ist und wieder gelenkig mit dem langen, scharfen Schwanzstachel sich verbindet. Die auf der Unterseite weit vom Vorderrand entfernt liegende Mundöffnung ist von sechs Paar mit Scheren endigenden Gliedmaßen umgeben, von welchen das erste kurze Paar den Fühlern entspricht, während die Hüftglieder der drei folgenden Paare als Kauwerkzeuge dienen. Ein großer Deckel bedeckt die fünf Paar platten, als Ruder und Kiemen dienenden Gliedmaßen des Hinterleibs. Man betrachtet die Molukkenkrebse als den Rest eines einer Klasse gleichwertigen Stammes, der schon vor der Entwickelung der eigentlichen Krebse und der eigentlichen Spinnen sich aus den ältesten Gliedertieren abgelöst hat. Die Molukkenkrebse erreichen die Länge von 1 m und darüber und leben ausschließlich an den warmen Küsten des Indischen Archipels, eine Art aber an der Ostküste von Nordamerika. Sie schwimmen schlecht, kriechen langsam, wühlen im Schlamm und nähren sich hauptsächlich von Nereiden; bei trübem Wetter kommen sie häufig ans Land. L. moluccanus Latr. (s. Tafel "Krebstiere") wird bei Batavia gefangen und des eßbaren Fleisches und der Eier wegen auf den Markt gebracht, auch in China ißt man die Eier. Die amerikanischen Arten dienen als Schweinefutter. Die Schwanzstacheln benutzen die Eingebornen als Lanzenspitzen.

Molva, s. Quappe.

Moly, berühmtes Zauberkraut der alten Griechen, welches bereits Homer dem Odysseus vom Hermes als Bewahrungsmittel gegen die Zaubereien der Kirke reichen ließ. Die italienischen Botaniker der Renaissance erkannten, höchst wahrscheinlich richtig, darin eine Allium-Art, da diese in Griechenland wie in ganz Europa als Hauptabwendungsmittel von Bezauberung gelten (molyein = entfernen, abwenden, sc. Zauber), und hielten A. magicum L. oder A. Moly L. dafür. Da diese Arten jedoch gelbrötliche bis rote Blumen tragen, Homer die Blumen aber milchweiß nennt, so stimmt nach Sprengel A. nigrum L. besser, sowohl mit der Beschreibung des Homer als des Theophrast. Andre Versuche, die vielumdeutete Pflanze in der weißen Seerose oder schwarzen Nieswurz etc. zu erkennen, sind völlig haltlos.

Molybdän, s. v. w. Graphit.

Molybdän Mo, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Schwefel verbunden im Molybdänglanz MoS2 ^[MoS_{2}], mit Sauerstoff im Molybdänocker MoO3 ^[MoO_{3}], außerdem als molybdänsaures Bleioxyd (Gelbbleierz PbMoO4 ^[PbMoO_{4}]), in geringen Mengen in manchen Eisenerzen und im Mansfelder Kupferschiefer. Durch Rösten des Molybdänglanzes entsteht unreine Molybdänsäure, welche im Luftstrom sublimiert oder auch durch Lösen in Ammoniak, Entkupfern der Lösung mit Schwefelammonium und Zersetzen des molybdänsauren Ammoniaks durch Erhitzen gereinigt wird. Durch Reduktion der Molybdänsäure erhaltenes und geschmolzenes M. ist weiß, fast silberglänzend, Atomgewicht 95,8, spez. Gew. 8,6, an der Luft unveränderlich, oxydiert sich beim Erhitzen zu Molybdänsäure und wird nur von Salpetersäure, konzentrierter Schwefelsäure und Königswasser angegriffen. Es ist sechswertig und bildet mit Sauerstoff mehrere Oxyde. Das Molybdänsäureanhydrid MoO3 ^[MoO_{3}] bildet zarte weiße Blättchen, welche beim Erhitzen gelb, beim Erkalten wieder farblos werden; es schmeckt scharf metallisch, löst sich in 570 Teilen Wasser, schmilzt in der Rotglut, läßt sich, namentlich im Luftstrom, leicht zu Blättchen und Schuppen sublimieren. Aus der Lösung in Salpetersäure scheidet sich Molybdänsäure H2MoO4 ^[H_{2}MoO_{4}] in gelben Krusten aus, die in Wasser und Säuren löslich sind. Von den Molybdänsäuresalzen, die sämtlich ungefärbt sind, wenn die Base ungefärbt ist, sind nur einige mit alkalischer Base in Wasser löslich. Molybdänsaures Ammoniak (NH4)6Mo7O24+4H2O ^[(NH_{4})_{6}Mo_{7}O_{24}+4H_{2}O] bildet luftbeständige Kristalle. Eine mit überschüssiger Salpetersäure versetzte Lösung dieses Salzes färbt sich mit den geringsten Spuren von Phosphorsäure gelb und gibt dann einen gelben Niederschlag von phosphormolybdänsaurem Ammoniak. Man benutzt diese Reaktion zur Phosphorsäurebestimmung; löst man den Niederschlag in heißer Sodalösung, verdampft zur Trockne, glüht den Rückstand und löst ihn unter Zusatz von Salpetersäure in Wasser, so ist die Flüssigkeit ein empfindliches Reagens auf Ammoniak und Alkaloide. Bei der Reduktion gibt Molybdänsäure verschiedene Molybdänoxyde; aus der salzsauren Lösung fällen Zinn, Zink und Eisen, ein blaues Oxyd (Molybdänblau, Mineralindigo); ein ähnliches Präparat (blauer Karmin) entsteht bei Einwirkung von Zinnchlorür, und wenn man eine Lösung von Molybdänsäure in Schwefelsäure mit Alkohol versetzt, so entsteht eine blaue Flüssigkeit, in welcher man Seide färben kann. Der Name molybdos diente ursprünglich zur Bezeichnung verschiedener bleihaltiger Substanzen und wurde später auf Bleiglanz und ähnlich aussehende Substanzen übertragen, welche auch Plumbago (Wasserblei, Reißblei) genannt wurden. Letztern Namen erhielt schließlich auch der Graphit und das sehr ähnliche Schwefelmolybdän. Scheele unterschied 1778 beide Mineralien, stellte Molybdänsäure dar, und 1782 erhielt Hjelm das Metall.

Molybdänblau, s. Molybdän.

Molybdänblei, s. v. w. Gelbbleierz.

Molybdänglanz (Wasserblei, Molybdänit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, kristallisiert hexagonal in Tafeln, findet sich meist derb und eingesprengt, schalig oder krummblätterig, ist rötlich bleigrau, metallisch glänzend, undurchsichtig, mild, in dünnen Blättchen biegsam, stark abfärbend, fettig anzufühlen, Härte 1-1,5, spez. Gew. 4,6-4,9, besteht aus Schwefelmolybdän MoS_{2}. Es kommt vor auf Gängen und Lagern älterer Gebirge bei Altenberg, Zinnwald, Ehrenfriedersdorf, Schlackenwalde im Erzgebirge, bei Traversella und Macchetto in Piemont, in Finnland, Cornwallis, Nertschinsk, Grönland und an vielen Orten Nordamerikas. Es dient zur Darstellung der Molybdänpräparate.