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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Molto; Molton; Molua; Molukken

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Molto - Molukken.

Grafenstand erhoben, 22. März 1871 erhielt er das Großkreuz des Eisernen Kreuzes, 16. Juni wurde er Generalfeldmarschall; er erhielt auch eine bedeutende Dotation, die er zur Stiftung eines Familienfideikommisses verwandte, und ward von zahlreichen Städten zum Ehrenbürger ernannt. Seine Vaterstadt Parchim errichtete ihm ein Denkmal (von Brunnow), das 2. Okt. 1876 enthüllt wurde; ein andres wurde ihm 1881 in Köln (von Schaper) errichtet. Der Kaiser von Rußland überschüttete ihn bei einem Besuch in Rußland Dezember 1871 mit Ehrenbezeigungen. Nie verließen ihn aber seine Bescheidenheit und seltene Anspruchslosigkeit. Auch politisch ist er thätig gewesen und noch thätig. Seit 1867 gehört er dem Reichstag des Norddeutschen Bundes, dann des Deutschen Reichs, seit 28. Jan. 1872 dem preußischen Herrenhaus an, wo er sich der konservativen Partei anschloß, und mit unermüdlicher Gewissenhaftigkeit erfüllte er seine Pflichten als Abgeordneter; Aufsehen erregte seine formell und sachlich meisterhafte Rede über die politische Lage und die militärischen Pflichten des deutschen Volkes 16. Febr. 1874 im Reichstag. Seine vielseitige, tiefe und edle Geistesbildung prägt sich auch in seinen Werken aus. Die Geschichte des italienischen Feldzugs 1859 (2. Aufl., Berl. 1863), des Kriegs von 1866 (das. 1867-68), des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 (das. 1873 ff.) und des deutsch-dänischen Kriegs (1886-87, 2 Bde.), welche der Generalstab unter seiner Leitung herausgab, sind auch stilistisch mustergültig. Die "Briefe aus Rußland" (Berl. 1877) sind eine Übersetzung der 1856 an seine Gattin in Dänemark gerichteten und damals in "Dagens Nyheder" veröffentlichten Tagebuchblätter Moltkes. Das "Wanderbuch" (4. Aufl., Berl. 1879) enthält Aufzeichnungen aus Rom, Spanien und Paris. Auch die von ihm herausgegebene Karte von Konstantinopel und dem Bosporus und die der Umgebung von Rom sind zu erwähnen. Vgl. W. Müller, Generalfeldmarschall Graf M. (Stuttg. 1885); v. Fircks, Feldmarschall Graf M. und der preußische Generalstab (2. Aufl., Berl. 1887).

Molto (ital.), viel.

Molton (Moltong, Multum, Molleton, franz.), wollenes, leinwand- oder köperartig gewebtes, weiches, langhaariges, auf beiden oder nur auf einer Seite gerauhtes und mit einem Schnitt geschornes Gewebe, ist lockerer als Fries und dichter als Flanell und dient wie letzterer zu Unterkleidern. Doppelter M. ist auf beiden Seiten verschieden gefärbt. Moll ist M. aus kurzer, feiner Wolle. Baumwollener M. zu Unterröcken ist eine Art dicker, auf beiden Seiten stark gerauhter Barchent.

Molua, Bantustamm, s. Kalunda.

Molukken (Gewürzinseln, s. Karte "Hinterindien"), der östlichste Archipel von Niederländisch-Indien, der den Raum zwischen 5° nördl. bis 9° südl. Br. und 124-136° östl. L. v. Gr. einnimmt und sich von Celebes bis Neuguinea und von den Philippinen bis zur Nordküste von Australien erstreckt. Die innerhalb dieses ausgedehnten Raums eingeschlossenen Inseln und Inselgruppen teilt man gewöhnlich in drei Abteilungen: 1) die M. im engern Sinn, bestehend aus der großen Insel Halmahera oder Dschilolo nebst Morotai u. a., den Kleinen M. (Ternate, Tidor u. a.), den Inseln Batjan, Obi, der Sulagruppe und der Amboinagruppe, bestehend aus den beiden großen Inseln Ceram und Buru, der kleinen Insel Amboina und den Bandainseln, welch letztere man mit einigen andern bisweilen als Südmolukken zusammenfaßt; 2) der Südostarchipel, bestehend aus den Inseln Aru, Kei und den Tenimberinseln; 3) die Südwestinseln, bestehend aus der Wetterinsel und der östlich davon gelegenen, aus vielen kleinen Inseln bestehenden Serwattygruppe. Areal und Bevölkerung berechnen sich für diese drei Gruppen wie folgt:

QKilom. QMeil. Einwohner

eigentliche Molukken 52976 962 500000

Südostarchipel 13876 252 61000

Südwestinseln 5236 95 47000

Summa: 72088 1309 608000

Mit Ausnahme einiger ganz kleiner Inseln, welche der Korallenbildung angehören, sind alle Inseln vulkanisch, und einige der zahlreichen Vulkankegel sind noch jetzt in Thätigkeit. Die Reihe der Vulkane (eine Fortsetzung der von Java und den Kleinen Sundainseln) beginnt auf Wetta, zieht nach Banda, dann nach Amboina, Buru, Obi und Dschilolo hinüber. Die höchste Erhebung ist der Gunong Tomahu (3000 m) auf Buru. In Bezug auf Bewässerung und Üppigkeit der Vegetation stehen die M. hinter den westlichern Inseln zurück; dafür sind sie aber der Sitz von zwei für den Handel äußerst wichtigen Kulturen, des Gewürznelken- und des Muskatnußbaums, von denen der erste gerade auf felsigem und dürrem Boden vorzüglich gedeiht. Seine Kultur ist auf Amboina und die Nachbarinseln, die der Muskatnüsse auf die Bandagruppe beschränkt. Außerdem kultiviert man mit Erfolg Kaffee, Indigo, Kakao, Tabak, Reis; der Sagobaum liefert den Eingebornen die Hauptnahrung. Das Klima ist heiß, doch, einzelne Gegenden ausgenommen, nicht ungesund. Die Tierwelt ist zugleich der des asiatischen Archipels und des Australkontinents verwandt, reich ist namentlich die Vogelwelt. Von Mineralien hat man an der Südküste von Ceram Zinn, Kohle und Petroleum, auf Batjan Kohle und Gold, sonst noch Eisen, Kalk, Alaun gefunden. Mineralquellen besitzen Amboina, Ceram u. a.; eßbarer Thon, im ganzen asiatischen Archipel geschätzt, wird von den Uliasserinseln bei Amboina geholt. Die Bewohner der M. bestehen aus den wahrscheinlich autochthonen Alfuren (s. d.), welche das Innere der größern Inseln (besonders Halmahera, Ceram und Buru) bewohnen, und aus den in den Küstenlandschaften angesessenen Einwanderern, welche aus den Nachbarinseln stammen und zu den Malaien gehören, aber durch Vermischung mit Chinesen, Arabern und Europäern, namentlich auf Amboina, stark beeinflußt worden sind. Der Handel der M. konzentriert sich namentlich in Ternate, Amboina und Banda, welche seit 1854 Freihäfen sind. Ausgeführt werden: Gewürze, Sago, Schildpatt, Trepang, Wachs, Kaffee, Kakao (beide aus Ternate und Tidor), Tabak (Dschilolo, Batjan, Makian). Eingeführt werden: Rinder, Pferde, Reis, Opium, Salz, Gewebe, Töpferwaren u. a. Administrativ zerfällt der Archipel in zwei Residenzen: Ternate (Dschilolo, Ternate, Batjan, Obi, Sula), wozu noch die niederländische Hälfte von Neuguinea kommt, und Amboina, das außer der gleichnamigen Insel die Südost- und Südwestinseln umfaßt. Von der Residentschaft Ternate stehen aber nur Obi, Teile von Ternate, von Dschilolo und Batjan unmittelbar unter holländischer Herrschaft. - Die M. wurden zuerst von den Portugiesen entdeckt, welche 1512 Amboina auffanden, wo sie 1521 eine Niederlassung gründeten. Doch blieb Portugal erst von 1580 an nach Verzichtleistung Karls V. auf die Gruppe in ungestörtem Besitz derselben, bis ihm derselbe 1605 durch die Hollander entrissen wurde. Diese breiteten ihre Herr-^[folgende Seite]