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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mottenkraut – Moucheron

gewahren lassen. Die Vorderflügel sind mit langem Fransensaume besetzt, die Hinterflügel breiter, in der Ruhe gefaltet oder um den schlanken Leib gerollt. Die kleinen 14- bis 16füßigen Raupen leben entweder gesellig in einem gemeinschaftlichen Gespinst, welches die Nährpflanze oft völlig umhüllt, oder einzeln in gesponnenen oder aus Teilen der Futterpflanze hergestellten Gängen oder Gehäusen, andere in zusammengerollten Blättern oder auch minierend in Blättern. In der Nahrung sind sie nicht wählerisch, da sie an und in fast allen pflanzlichen und tierischen Stoffen zu finden sind.

Zu den M. gehören unter andern die Pelzmotte oder Haarschabe (Tinea pellionella L.), die Kleidermotte (Tinea sarcitella L.) und die Tapeten- oder Kutschenmotte (Tinea, tapeziella L.), die Kornmotte oder der weiße Kornwurm (Tinea granella L.). Untrügliche Mittel gegen die zuerst genannten M. giebt es nicht; nur unablässige Aufmerksamkeit, häufiges Lüften, Klopfen und Sonnen können die bedrohten Gegenstände schützen. Naturhistor. Sammlungen sucht man durch Arsenik gegen M. zu schützen. Die Kornmotte greift das aufgespeicherte Getreide an und kann nur durch häufiges Wenden, Töten der Schmetterlinge und Verstreichen aller Ritzen mit Kalk und Teer vertilgt werden. Im Wachs der Waben der Honigbiene lebt die von den Bienenzüchtern sehr gefürchtete Bienenmotte (s. d. und Tafel: Biene und Bienenzucht, Fig. 4). Die auf Obst- und Zierbäumen lebenden zahlreichen Mottenarten, unter welchen besonders die Apfelmotte (Tinea malinella Zeller) häufig ist, sind leicht durch Entfernung der Raupengespinste zu beseitigen.- Vgl. Stainton, The natural history of the Tineina (13 Bde., Lond. 1855‒73).

Mottenkraut, s. Ledum.

Mottenpapier, s. Naphthalinpapier.

Motte-Saint Martin (spr. mott ßäng martäng), La, oder La Motte-les-Bains, besuchter Badeort im Arrondissement Grenoble des franz. Depart. Isère, in einem von hohen Bergen eingeschlossenen Thale in der Nähe des Drac, hat salinische Thermalquellen von 58 bis 62° C., welche gegen Rheumatismus, Unterleibsleiden, Skrofeln, Frauenkrankheiten gebraucht werden, und (1891) 775 E.

Mottlau, linker Nebenfluß der Weichsel, entspringt 7 km südwestlich von Dirschau aus einem See bei Liebschau, flieht durch Danzig, wo sie die Radaune aufnimmt und die Speicherinsel bildet, und mündet unterhalb der Festungswerke.

Motto (ital.), Sinn- oder Denkspruch, speciell der einer Schrift, einem Kapitel, einer Preisarbeit u. s. w. vorgesetzte, den Inhalt oder die Richtung andeutende Sinnspruch (Citat, sprichwörtliche Redensart u. s. w.). – Über M. confetto s. Frottola.

Mottŏla, Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Taranto, auf einem Berg, an der Linie Bari-Tarent, Bischofssitz, hat ein Geistliches Seminar, (1881) 6871 E., Anbau von Wein, Mandeln und Öl.

Motŭ proprio (lat., «aus eigenem Antrieb»), Formel, die bei einem päpstl. Erlasse dem Einwande seiner Erschleichung vorbeugen soll. Das Hauptwort Motuproprio oder Motus proprius bezeichnet einen auf der freien Initiative oder eigenen Erwägung des Papstes beruhenden Erlaß, gegen den jener Einwand unzulässig ist.

Motz, Friedr. Christian Adolf von, preuß. Staatsmann, geb. 18. Nov. 1775 zu Cassel, studierte von 1792 bis 1795 in Marburg, trat in den preuß. Staatsdienst und wurde 1802 Landrat im halberstädtischen, 1803 im untereichsfeldischen Kreise. Nach der Schlacht bei Jena wurde er 1806 zuerst in die eichsfeldische Landesdeputation gewählt und nahm 1808 die Stelle eines Steuerdirektors im Harzdepartement des Königreichs Westfalen an, trat auch in die westfäl. Reichsversammlung ein, ohne seiner deutsch-patriotischen Gesinnung untreu zu werden. Nach der Befreiung des Landes trat M. in den Dienst des Militär- und Civilgouvernements zwischen Elbe und Weser und organisierte mit seltenem Geschick die Steuerverwaltung desselben. Er verwaltete dann 1815‒16 das Fürstentum Fulda und wurde zuerst zum Vicepräsidenten, 1817 zum Präsidenten der Erfurter Regierung ernannt. Umsichtig sorgte er für die Hebung der Landwirtschaft und der Gewerbe, namentlich in dem armen Eichsfelde. 1821 wurde ihm die provisorische Verwaltung des Oberpräsidiums in Magdeburg übertragen, 1824 erfolgte seine Ernennung zum Oberpräsidenten von Sachsen und ein Jahr darauf zum Geh. Staats- und Finanzminister. Als solcher setzte er 1826 die Aufhebung der Generalkontrolle der Finanzen durch. Die Durchführung der Provinzialsteuerdirektionen in den östl. Provinzen, die Neuordnung der Domänenverwaltung, die Beseitigung des Deficits im Staatshaushalt, vor allem aber der Abschluß des den deutschen Zollverein begründenden Zollvertrags mit Hessen-Darmstadt 1828 sind glänzende Verdienste seiner genialen Verwaltung; 1829 gelang ihm noch das Zustandekommen eines Handelsvertrags mit Bayern und Württemberg. M. starb 30. Juni 1830 in Berlin.

Motze, s. Glas (Bd. 8, S. 41 a).

Motzen (Moczen), rumän. (walach.) Volkszweig in den westl. Gebirgen Siebenbürgens, wo sie in großer Abgeschlossenheit leben. Sie sind meist Leute von hoher und schlanker Gestalt, mit auffallend dickem Hals, länglichem Gesicht, lichten Haaren, blauen Augen und gelblichweißer Gesichtsfarbe. In den Thalniederungen beschäftigen sie sich mit Bergbau, in den Hochthälern mit Viehzucht und Holzschnitzerei. Sie sind wegen ihrer Wildheit gefürchtet. Die rumän. Anführer des Aufstandes von 1848‒49 fanden bei diesen M. ihren kräftigsten Anhang.

Mouchard (frz., spr. muschahr, von mouche, Fliege, nicht, wie andere meinen, von Mouchy, Antoine de, Doktor der Sorbonne, bekannt als Verfolger der Protestanten, gest. 1574), soviel wie Polizeispion, Spitzel.

Mouche (frz., spr. musch, «Fliege»), Schminkpflästerchen, Schönpflästerchen, Bezeichnung für kleine Stücke schwarzen Taffets in allen möglichen Formen, wie Monde, Sterne, Schlitten, Wagen, Hunde, Vögel u. s. w., die früher die Damen sich ins Gesicht zu kleben pflegten, um irgend einen Fleck zu verdecken oder den weißen Teint recht hervortreten zu lassen. Diese Sitte erscheint am franz. Hofe zuerst zur Zeit Heinrichs Ⅳ. und war im 17. und 18. Jahrh. sehr gebräuchlich. – Auch Bezeichnung für kleine Flußdampfer.

Moucheron (spr. musch’róng), Frederik de, holländ. Landschaftsmaler, geb. 1634 zu Edam (nach andern in Amsterdam), genoß in der Malerei den Unterricht Jan Asselijns, ging dann nach Paris und ließ sich später in Antwerpen nieder, wo er (nach andern in Amsterdam) im Jan. 1686 starb. M. stellte südl. Landschaften in der Art des Both und Heusch dar; sie finden sich in fast allen größern Galerien. Die Figuren in seinen Landschaften mal- ^[folgende Seite]