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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Münter – Münze

Litterarischen Vereins in Stuttgart», Bd. 8, Stuttg. 1844), Bofarull (Barcelona 1860), Coroleu (ebd. 1886), und die Übersetzungen von Lenz (2 Bde., Lpz. 1842) und Buchon (im «Panthéon littéraire»).

Münter, Balthasar, Kanzelredner und geistlicher Liederdichter, geb. 24. März 1735 zu Lübeck, studierte Theologie in Jena und wurde hier 1757 Privatdocent, 1760 Prediger in Gotha, 1765 Hauptprediger an der deutschen Petrigemeinde in Kopenhagen, wo er 5. Okt. 1793 starb. Außer zahlreichen Predigtsammlungen erschienen von ihm zwei Sammlungen «Geistliche Lieder» (Lpz. 1773). 1772 bereitete er den Grafen Struensee (s. d.) zum Tode vor, dessen «Bekehrungsgeschichte» er herausgab (2. Aufl., Kopenh. 1773). – Seine Tochter war die Schriftstellerin Friederike Sophie Christiane Brun (s. d.).

Munthe, Ludwig, Landschaftsmaler, geb. 11. März 1841 zu Aaröen bei Bergen in Norwegen, war kurze Zeit Schüler von Fr. Schiertz in Bergen und von Flamm in Düsseldorf. M. behandelt seinen Gegenstand als Realist und sucht durch scharfe Charakteristik der Formen, Farben und Lichter zu wirken. Vortrefflich gelingen ihm düstere Winterlandschaften, Waldpartien bei herbstlicher Beleuchtung, Strandgegenden, welche er mit ausdrucksvoller Staffage zu beleben versteht. Wir erwähnen von ihm: Winterlandschaft (1870; Hamburg, Kunsthalle), eine andere im Museum zu Antwerpen, Herbstbild mit Kühen, Birkenwald im Herbst (1886; Berliner Nationalgalerie). Auch auf den großen Kunstausstellungen der letzten Jahre in Berlin und München sah man Winterlandschaften von ihm. 1875 wurde er Mitglied der Schwedischen Kunstakademie und erhielt 1878 in Paris die erste goldene Medaille für einen Winterabend (jetzt in der Nationalgalerie zu Kristiania). 1893 wurde er Professor. Er starb 30. März 1896 in Düsseldorf.

Muntjac (Cervulus muntjac Zimmerm.) oder Kidang, ein rehbockgroßer Hirsch der großen Sunda-Inseln, dessen Geweih sich dadurch auszeichnet, daß sein knöcherner Teil (der sog. Rosenstock, der beim Wechsel nicht abgeworfen wird) sehr lang ist und von der Nase beginnend, die Stirn entlang bis zu einem 8 cm langen Zapfen auswächst, der dann erst seinerseits das kurze, aus einfacher Stange mit Augensprossen bestehende Geweih trägt. Die langen Eckzähne sind bei geschlossenem Maule, wie bei den Moschustieren, sichtbar.

Muntok, Hauptort der Insel Banka (s. d.).

Müntz, Eugène, franz. Kunstschriftsteller, geb. 1845 zu Sulz im Elsaß, wurde 1876 Bibliothekar an der Schule der schönen Künste in Paris, 1880 Konservator der Bibliothek, der Archive und des Museums. Seit 1893 ist er Mitglied der Académie des Inscriptions. Außer vielen Aufsätzen in Fachzeitschriften schrieb er: «Les arts à la cour des Papes pendant le ⅩⅤ <sup>e</sup> et le ⅩⅥ<sup>e</sup> siècle» (3 Bde., 1878‒82), «Histoire générale de la tapisserie» (25 Lfgn., 1878‒85), «Raphaël» (1881, neue Ausg. 1885), «La tapisserie» (1882), «Les historiens et les critiques de Raphaël 1483‒1883» (1883), «La Renaissance en Italie et en France à l’époque de Charles Ⅷ» (1885), «La bibliothèque du Vatican au ⅩⅥ <sup>e</sup> siècle» (1886), «Les antiquités de la ville de Rome aux ⅩⅣ <sup>e</sup>, ⅩⅤ<sup>e</sup> et le ⅩⅥ<sup>e</sup> siècles» (1887), «Histoire de l’art pendant la Renaissance» (Bd. 1‒3, 1888‒94), «Guide de l’école nationale des beaux arts» (1889), «Les archives des arts» (1889). Seit 1882 giebt er die «Bibliothèque internationale de l’art» heraus, für die er «Études sur l’histoire de la peinture et de l’iconographie» (1882; neue Aufl. 1885) schrieb.

Muntzmetall, ein schmiedbares Gußmessing (s. Messing), 1832 dem Engländer Muntz patentiert, besteht aus 60 Proz. Kupfer und 40 Proz. Zink, neuere Sorten auch mit einem geringen Eisengehalt. Es dient zu Schiffsbeschlägen, Schiffsbolzen u. s. w.

Munychĭa, die Burghöhe der attischen Halbinsel Peiraieus samt dem darunter liegenden runden, ausschließlich für die Kriegsflotte bestimmten sichern Hafenbecken. (S. Athen, Bd. 2, S. 22 b.)

Munychiōn, der zehnte Monat des attischen Kalenders, benannt nach dem in diesen Monat fallenden Fest der Artemis Munychia.

Münzbecher, s. Münzhumpen.

Münzbesuchsmünzen, Münzen oder Medaillen, die in Gegenwart von fürstl. Personen, die die Münzstätte besichtigten, geprägt worden sind und eine darauf bezügliche Aufschrift tragen.

Münzbetrug, s. Münzfälschung.

Münzbillets (holl. Muntbiljeten), Name des niederländ. Staatspapiergeldes. Es hat gesetzlichen Umlauf (ist Reichsgeld, Rijksmunt) und wird bei der Niederländischen Bank eingelöst. Es lautet auf 100, 50 und 10 Fl. und wurde ursprünglich 1845 ausgegeben, um die Einziehung älterer Münzen zu erleichtern. Sein Gesamtbetrag ist 15 Mill. Fl. und seine Sicherstellung besteht in Staatspapieren, die bei der Niederländischen Bank hinterlegt sind.

Münzbuchstaben, s. Münze (S. 84 b) und Münzzeichen.

Münze und Münzwesen. Münze ist das in bestimmte Gewichtsstücke geteilte und mit einem Gepräge versehene Metallgeld. (S. Geld.) Die Erfindung der Münze wurde gewöhnlich dem König Pheidon von Argos (8. oder 7. Jahrh. v. Chr.) zugeschrieben; neuerdings nimmt man an, daß sie in Lydien entstanden sei. Schon die Münzen des Altertums zeigen größtenteils die für ihren Zweck geeignetste Gestalt, die der Scheibe; abweichende Formen, z. B. viereckige, sechseckige und achteckige Platten, sowie kugelähnliche Klumpen sind selten angewendet worden. Ursprünglich prägte man die Münzen nur auf einer Seite; erst später stempelte man beide Flächen. Den Zusammenhang der Münze mit dem Gewicht deuten die Namen der bekannten ältesten Münzen und vieler neuern an, z. B. die griechische alte und jetzige Drachme; Pfund, Livre und Lira (das Pfund Sterling in England, die frühern Livres in Frankreich, die verschiedenen frühern Lire und die heutige Lira in Italien); die Mark in Hamburg, Lübeck, Mecklenburg, Holstein, Dänemark u. s. w. Die kleinen Silbermünzen wurden im Mittelalter in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und England bei größern Zahlungen der Bequemlichkeit wegen noch gewogen, und so rechnete man namentlich Pfunde verschiedener Sorten Denare oder Pfennige. Die Wissenschaft, welche das Studium der Münzen zum Gegenstande hat, heißt Numismatik (s. d.). (Hierzu die Tafeln: Münzen Ⅰ‒Ⅳ nebst Erläuterungen.)

Das Bestreben, betrügliche Ausmünzungen auf Seite von Privaten zu verhindern sowie das Bedürfnis der Gleichförmigkeit der umlaufenden Sorten und einer vertrauenswürdigen Prägung waren der Anlaß, daß fast überall die Staatsregierungen das ausschließliche Münzrecht (Münzregal, s. d.) sich zueigneten. Im Mittelalter, das trotz der Vorrechte der Regierungen im Münzwesen weit größere Miß- ^[folgende Seite]