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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Muskingum – Musset

Muskingum (spr. mößkingömm), 176 km langer schiffbarer Fluß im nordamerik. Staate Ohio, der bei Marietta rechts in den Ohio mündet.

Muskogee (spr. -gih, Maskogi, Muscogulgee), einheimischer Name des jetzt gewöhnlich mit Creek (s. d.) bezeichneten Indianerstammes.

Muskovīt, Mineral, s. Glimmer.

Muskulār (neulat.), die Muskeln betreffend; Muskularität, das Vermögen und die Thätigkeit der Muskeln; Muskulatur, die Gesamtheit der Muskeln eines Individuums, Muskelstärke; muskulös, muskelstark.

Muslim (Mehrzahl Muslimun), unrichtig Moslem (arab., «der sich Gott Hingebende»), Bezeichnung für die Bekenner des Islams (s. d.). Aus der pers. Form Muslimân ist das in Europa gangbare Muselman (frz. Musulman) entstanden. Der Gegensatz des M. ist der Kâfir (in türk. Aussprache Giaur, s. d.).

Müslin, Reformator, s. Musculus, Wolfgang.

Muso oder Muzo, s. Boyacá.

Musomănie (grch.), Schwärmerei für die Musenkünste, namentlich für die Musik.

Musophagĭdae, s. Pisangfresser.

Muspilli nannte Schmeller das von ihm (Münch. 1832) herausgegebene Bruchstück eines um 880, nach seiner Vermutung vielleicht von Ludwig dem Deutschen aufgeschriebenen, aber schon im Anfang des 9. Jahrh. in allitterierenden Langzeilen verfaßten Gedichts vom Jüngsten Gericht. Den lehrhaften Predigtton des geistlichen Dichters unterbricht sehr schön ein Einschiebsel von anderer Hand, das den Kampf des Elias mit dem Satan in den leuchtendsten Farben altheidn. Dichtung, aber nach Anschauungen der christl. Mythologie darstellt. Das Wort M., das im Gedicht selbst vorkommt, im altsächs. Heliand Mudspelli, in der nordischen Edda Muspell lautet, bedeutet soviel wie Erdvernichtung und meint den nach altgerman. Glauben eintretenden Weltuntergang durch Feuer. Ausgabe des M. von Müllenhoff in den «Denkmälern deutscher Poesie und Prosa», Nr. 3 (3. Aufl., Berl. 1892). – Vgl. Zarncke, Über das althochdeutsche Gedicht vom M. (in den «Berichten über die Verhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften»), Lpz. 1866).

Muspratt (spr. mößprätt), James Sheridan, engl. Chemiker und Fabrikant, geb. 8. März 1821, Sohn von James M., einem der Begründer der chem. Großindustrie, namentlich der Sodafabrikation in England, hat sich durch vielfache Arbeiten auf dem Gebiete der angewandten Chemie und insbesondere durch Herausgabe eines «Dictionary of chemistry» (2 Bde., Glasgow 1858; deutsch von Stohmann und Kerl, 4. Aufl., Braunschw. 1888 fg.) in weiten Kreisen bekannt gemacht. Er starb 3. Febr. 1871.

Mussafia, Adolf, Romanist, geb. 15. Febr. 1835 zu Spalato in Dalmatien, studierte zuerst in Wien Medizin und wurde 1855 Lehrer des Italienischen an der Universität daselbst. 1860 wurde er zum außerord. Professor der roman. Philologie, 1867 zum ord. Professor ernannt. M. veröffentlichte (meist in den Publikationen der Wiener Akademie) eine große Anzahl von Abhandlungen, welche die verschiedensten Fragen über Sprache und Litteratur der meisten roman. Völker behandeln. Außerdem gab er u. a. «Handschriftliche Studien» (4 Hefte, Wien 1862‒70), «Altfranz. Gedichte aus venet. Handschriften» (ebd. 1864), «Monumenti antichi di dialetti italiani» (ebd. 1864) und Fra Paolinos «De regimine rectoris» (ebd. 1868) heraus, desgleichen eine weit verbreitete «Ital. Sprachlehre in Regeln und Beispielen» (ebd. 1860; 24. Aufl. 1895). Mit Th. Gärtner veröffentlichte er: «Altfranz. Prosalegenden aus den Handschriften der Pariser Nationalbibliothek» (Bd. 1, Wien 1895).

Muss-alla, Gipfel des Rhodopegebirges (s. Rhodope)

Mussauah, Stadt, s. Massaua.

Musselburgh (spr. mössĕlbörg), Hafenstadt in der schott. Grafschaft Midlothian, an der Südküste des Firth of Forth, an der Eskmündung, 8 km östlich von Edinburgh, hat (1891) 8888, mit Inveresk 9328 E., eine höhere Schule (Loretto School), Rennbahn und lebhaften Handel. Der westl. Teil, Fisherrow, von Fischern bewohnt, hat einen kleinen Hafen. In der Nähe Pinkie, wo 1547 die Schotten von Heinrich Ⅷ. geschlagen wurden.

Musselīn (auch Mousselin), nach der türk. Stadt Mossul, wo dieses Gewebe zuerst verfertigt wurde, genannter glatter, aus sehr feinem, schwach gedrehtem Garn (am häufigsten aus Gespinsten Nr. 60‒100) lose gewebter, daher zarter und leichter Baumwollstoff. Für die feinern Sorten aus Nr. 100‒200 wird öfters der Name Vapeur, für die allerfeinsten, aus Nr. 200‒250, der Name Zephyr gebraucht. Schnürchenmusselin wird in der Weise hergestellt, daß in der Kette in gewissen Abständen voneinander dickere oder mehrfache Fäden angebracht werden. Über Wollmusselin s. d.

Musselīnglas, Tafelglas mit durchsichtigem Muster auf mattem Grunde oder mattem Muster auf durchsichtigem Grunde. Nachdem das Glas als solches fertig ist, wird die betreffende Zeichnung in Email aufgetragen und eingeschmolzen oder auch mittels des Sandstrahlgebläses hergestellt. Nach einem andern Verfahren wird das Glas mit einem mit Terpentinöl angemachten Gemenge von Knochenasche und einem Fluß von Borax und Kieselerde überpinselt. Nach dem Trocknen des Anstrichs legt man eine mit der ausgeschnittenen Zeichnung versehene Blech- oder Papierschablone darüber und bürstet aus den offenen Stellen den Anstrich heraus. Hierauf werden die Tafeln in einer Muffel rot geglüht, um die sitzen gebliebenen Teile anzuschmelzen. Man benutzt das M. zu Fensterscheiben, die das Licht durchlassen, aber ein deutliches Hindurchsehen nicht gestatten sollen (Jalousieglas). Eine sehr feine, netzartige Zeichnung wird hervorgebracht, indem man straff angespannten Tüll auf die Glasplatte legt, dann den obigen Anstrich giebt, denselben nach Wegnahme des Tülls trocknen läßt und einbrennt; letztere Art der Verzierung kann auch durch Ätzen nachgeahmt werden.

Musseron, Pilz, s. Marasmius.

Musset (spr. müsseh), Alfred de, franz. Dichter, geb. 11. Nov. 1810 zu Paris, beschäftigte sich mit Medizin, Jurisprudenz, Finanzwesen, Malerei, bis ihn die romantische Richtung in der franz. Litteratur zur Poesie hinzog. Von V. Hugo und Ch. Nodier aufgemuntert, trat er mit den Gedichten «Contes d’Espagne et d’Italie» (1830) auf, deren Anmut und Leichtfertigkeit Aufsehen und Anstoß erregten. Eine zweite Sammlung (1831) wurde weniger beachtet; sicher begründet wurde sein Ruf als Dichter durch die Poesien, welche «Un spectacle dans un fauteuil» (3 Bde., 1832‒34) enthielt, darunter das Drama «La coupe et les lèvres» und das mit Byrons «Don Juan» wetteifernde lyrisch-epische Gedicht «Namouna». 1833 folgte die poet. Erzählung «Rolla».