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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Naundorf; Naunhof; Naupáktos; Nauplia; Nauplius; Naupórtus; Nausa; Nausea; Nauseosa; Nausikaa; Nauta; Naute; Nautik; Nautilus

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Naundorf - Nautilus.

Kirche, ein Amtsgericht, bedeutende Töpferei und (1885) 2133 meist kath. Einwohner. Das ehemalige Benediktiner-Nonnenkloster wurde 1217 vom Herzog Heinrich dem Bärtigen gestiftet. -

4) N. am Bober, Stadt daselbst, Kreis Sagan, am Bober, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, Baumwollspinnerei, Töpferei, eine Blechvernickelungshütte, bedeutende Mühlen, Ziegelbrennerei, Braunkohlengruben und (1885) 946 meist evang. Einwohner. In der Nähe eine schwefelhaltige Mineralquelle mit Badeeinrichtung. N. erhielt 1293 deutsches Stadtrecht.

Naundorf, Karl Wilhelm, angebliche Sohn Ludwigs XVI. von Frankreich, gest. 10. Aug. 1845 zu Delft in Holland; s. Ludwig 35).

Naunhof, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Grimma, an der Parthe und an der Linie Leipzig-Döbeln-Dresden der Sächsischen Staatsbahn, 132 m ü. M., hat eine Oberförsterei, Wollspinnerei, Zigarrenfabrikation und (1885) 1566 evang. Einwohner.

Naupáktos, Stadt, s. Epakto.

Nauplia (Navplion, Napoli di Romania), befestigte Hauptstadt des Nomos Argolis und Korinth, am Argolischen Meerbusen, Endpunkt der neueröffneten Eisenbahn Korinth-N., hat 7 Kirchen, ein Gymnasium, eine Kaserne, ein Zeughaus, einen geräumigen und sichern Hafen und (1879) 4598 Einw. N. ist einer der wichtigsten Seeplätze Griechenlands und Sitz des Nomarchen, eines Erzbischofs und eines Appellationsgerichts. Stadt und Hafen beherrscht die auf einem hohen und steilen Felsen gelegene Citadelle Palamidi, einst wahrscheinlich ein Heiligtum des phönikischen Palamedes, wie denn N. überhaupt ursprünglich eine Gründung der Phöniker war. Im übrigen hatte es im Altertum keine Bedeutung, dagegen war es im Mittelalter als wichtige Küstenfestung einer der Hauptorte der Halbinsel. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Lateiner (1204) kam die Stadt in Besitz der Franken, unter deren Herrschaft N. mit Argos ein besonderes Herzogtum bildete. 1383 ging es an Venedig, 1539 von diesem an die Türken über. Ersteres nahm N. zwar 1686 wieder, doch fiel es 1715 samt ganz Morea wieder in die Hände der Türken. Seit Oktober 1821 ward der Hafen von N. durch die Heldin Bobolina mit ihren Schiffen und von der Landseite durch Demetrios Ypsilanti gesperrt; aber erst im Dezember 1822 wurde die Stadt von den Türken übergeben. Am 30. April 1823 trat in N. der erste ordentliche Kongreß des hellenischen Volkes zusammen, und bis zur Übersiedelung nach Athen (1834) blieb es der Sitz der Regierung und Residenz König Ottos.

Nauplius, die Jugendform vieler Krebse, in der sie das Ei verlassen, im vorigen Jahrhundert für eine eigne Gattung angesehen und als solche benannt. Der N. ist ein mikroskopisch kleines Krebstierchen mit länglichem Leib und drei Paar Beinen, von denen die vier letzten je aus zwei Ästen bestehen (Spaltbeine). Er ist sehr einfach gebaut. Wichtig ist er insofern, als auch bei den höhern Krebstieren, die meist in viel vollständigerer Form aus dem Ei ausschlüpfen, doch noch eine oder die andre Art als N. auskriecht, als ferner auch bei jenen im Ei sich ein besonderes Entwickelungsstadium mit drei Beinpaaren (sogen. Naupliusstadium) nachweisen läßt, und als endlich selbst die durch Parasitismus äußerst rückgebildeten (oft aller Beine, Sinnesorgane, ja des Darms ledigen) unter den niedern Krebstieren in der frühsten Jugend eine Zeitlang als N. frei im Meer umherschwimmen. Diese Erscheinung hat die Ansicht hervorgerufen, als ob der N. ein Abbild der ältesten, ursprünglichen Krebstiere sei, so daß aus ihm heraus sich sogar der riesige Hummer etc. entwickelt habe. Indessen ist hierüber zur Zeit noch keine Gewißheit erlangt, dagegen steht fest, daß aus den drei Beinpaaren, welche beim N. noch vorzugsweise zum Schwimmen dienen, bei der Umwandlung in die erwachsene Form die beiden Fühlerpaare und die Oberkiefer werden, während alle übrigen Beine und auch die Körperringe (Segmente) erst nach und nach hervorwachsen. Vgl. Fritz Müller, Für Darwin (Leipz. 1864).

Naupórtus, einst blühende Handelsstadt der Taurisker in Pannonia superior, verlor nach Gründung des nahen Ämona (jetzt Laibach) seine Bedeutung und wurde von den pannonischen Legionen nach des Augustus Tod zerstört; jetzt Oberlaibach.

Nausa (Niausta, Agustos), Stadt im europäisch-türkischen Wilajet Salonichi, 66 km westlich von Salonichi, hat ca. 5000 Einw., berühmten Weinbau, Seidenfabrikation und Wollmanufaktur. - N. ist im Anfang des 15. Jahrh. an der Stelle des alten Kition gegründet mit dem Privilegium, außer den Verwaltungsbehörden Türken nicht aufnehmen zu müssen. Es kämpfte dreimal tapfer gegen Ali Pascha van Janina, geriet aber doch auf kurze Zeit in seine Gewalt. 1822 wurde es ein Zentralpunkt des makedonischen Aufstandes gegen die Türken, welcher nach dem Heldentod des Zafyrakis Logothetis mit Eroberung und Vernichtung Nausas blutig beendet ward. Seit 1830 erholte sich die Stadt wieder.

Nausea (griech.), Seekrankheit, Brechreiz (s. d.).

Nauseosa (lat.), Mittel, welche anhaltenden Brechreiz, aber nicht Erbrechen hervorrufen.

Nausikaa, in der griech. Sage Tochter des Phäakenkönigs Alkinoos, fand am Ufer den schiffbrüchigen Odysseus und führte ihn in das Haus ihres Vaters; nach späterer Sage wurde sie die Gemahlin des Telemach. Ihr Verhältnis zu Odysseus bot der bildenden wie der dramatischen Kunst dankbaren Stoff dar; unter andern hat Sophokles es behandelt, und Goethe trug sich lange mit demselben Gedanken.

Nauta, Stadt im Departement Loreto der südamerikan. Republik Peru, am Marañon, der Mündung des Ucayali gegenüber, 128 m ü. M., mit lebhaftem Dampfschiffsverkehr, aber sonst unbedeutend.

Naute, gewürzreiches Honigkonfekt aus Mohn, Nüssen und Mandeln, welches in altgläubigen israelitischen Haushaltungen am Purimfest genossen wird.

Nautik (griech.), Schiffahrtskunde (s. Navigation); nautisch, auf die Schiffahrt bezüglich, dazu gehörig; Nautiker, Schiffahrtskundiger.

Nautilus (Schiffsboot, Nautilus L.), Gattung der Tintenschnecken (s. d.), die einzige noch lebende Form der Vierkiemer, die in frühern Perioden der Erdgeschichte außerordentlich verbreitet waren. Die häufigste Art, N. Pompilius L. (Irismuschel, Perlboot, gemeines Schiffsboot), hat eine spiralig in einer Ebene aufgerollte Schale mit sich berührenden und umfassenden Windungen, von denen nur die äußere sichtbar bleibt. Die Schale hat etwa 15 cm Durchmesser und zeigt auf dem Querschnitt zahlreiche Scheidewände, welche ebenso viele Kammern abgrenzen, die durch eine zentrale Röhre (sipho) miteinander verbunden sind. In der äußersten, geräumigsten Kammer sitzt das Tier, dessen Kopf von fühlerförmigen, in Scheiden zurückziehbaren Armen umgeben ist. Es bewohnt die indischen Gewässer, lebt meist am Meeresgrund, kommt aber auch an die