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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nischapur; Nische; Nishnedewizk; Nishne-Tagilsk; Nishnij Lomow; Nishnij Nowgŏrod

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Nischapur - Nishnij Nowgorod.

wird an Zivil- und Militärbeamte verliehen, welche wenigstens drei von diesen Eigenschaften bewiesen haben. -

5) N.-i-Schefkat, türk. Frauenorden, gestiftet von Abd ul Hamid 28. Ramasan 1295 (1878) für Verdienste im Krieg, bei Landplagen u. dgl.; hat drei Klassen. Dekoration: Sonne mit Lorbeerkranz und Stern, an einem Halbmond mit Stern hängend, weißseidenes Band, grünrot gerändert.

Nischapur, Stadt der pers. Provinz Chorasan, am Kaluscherûz Rud, westlich von Meschhed, hat eine verfallene Citadelle, Handel mit Türkisen, die in der Nähe (bei Ma'aden) gefunden werden, und 11,000 Einw. N. war ehedem die Hauptstadt der Seldschukken und eine der reichsten Städte Persiens.

Nische (v. franz. niche), halbrunde oder eckige Vertiefung in einer Mauer. An Häuserfassaden dienen die Nischen häufig zur Aufnahme von Büsten und Statuen; oft sollen sie auch nur Abwechselung in die Fassade bringen. Sie werden oben gewöhnlich halbrund abgeschlossen, auch rings durch Rundstäbe, Gesimse, Pilaster, Halbsäulen u. dgl. eingefaßt oder durch Giebel ausgezeichnet. Im Innern der Häuser dienen Nischen zur Aufstellung von Möbeln (Schränken u. dgl.) oder von Madonnenfiguren etc., die Fensternischen zur Einrichtung von Sitzen. Vgl. Blende.

Nishnedewizk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Woronesh, an der Smerdjätschaja Dewiza (Nebenfluß des Don), mit (1885) 2663 Einw.

Nishne-Tagilsk, Dorf im russ. Gouvernement Perm, an der Eisenbahn Perm-Jekaterinenburg, mit Platin-, Kupfer- und Eisenwerken sowie Goldwäschereien, 1725 von Nikita Demidow gegründet, ein wichtiger Bergwerksort, hat 6 Kirchen und mit den zugehörigen Orten 30,000 Einw.

Nishnij Lomow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Pensa, am Lomow, mit 6 Kirchen, 2 Klöstern, einer Kreditbank, Tuchfabrikation, Cerealienhandel, nicht unbedeutender Messe und (1883) 9534 Einw.; wurde 1636 als Grenzfestung angelegt.

Nishnij Nowgŏrod (Nishegorod), Gouvernement in Rußland, grenzt im S. an die Gouvernements Tambow und Pensa, im O. und NO. an Simbirsk, Kasan und Wjatka, im Norden an Kostroma, im W. an Wladimir und umfaßt 51,272 qkm (931,15 QM.). Bewässert wird N. durch die Wolga, welche hier neben einer Menge kleinerer die schiff- oder flößbaren Nebenflüsse Wetluga, Kershenez (links), Oka, Tschugunka und Sura (rechts) aufnimmt, und von ca. 350 unbedeutenden Seen. Die Wolga teilt das Gouvernement in zwei ungleiche Hälften, von denen die kleinere, am linken Ufer: eine weite Niederung bildet und mit großen Sümpfen und undurchdringlichen Wäldern bedeckt ist, während der südlich am rechten Ufer gelegene Teil aus einer von vielen Schluchten unterbrochene Hochebene besteht, welche in der Richtung zur Wolga wellenförmig wird und dort zum Fluß 60-90 m steil abfällt. In geognostischer Hinsicht gehört N. drei Formationen an. Durch das ganze Gouvernement zieht sich in der Richtung von W. nach O. über die Städte Arsamas und Sergatsch ein breiter Streifen der permischen Formation; nördlich davon tritt nur die Trias-, südlich die Juraformation zu Tage. Kreidebildungen finden sich im äußersten Südosten. Die Bevölkerung beläuft sich (1883) auf 1,434,331 Einw., 28 auf das QKilometer. Sie setzt sich zusammen aus 111,000 Mordwinen, 2000 Tscheremissen und 34,000 Tataren, im übrigen Russen, und gehört mit Ausnahme von 35,000 Mohammedaner zur griechisch-katholischen Kirche, von der sich übrigens etwa 5 Proz. als Sektierer (Raskolniken) abgesondert haben. Die Zahl der Eheschließungen war 1883: 13,004, der Gestorbenen 65,890, der Gebornen 72,004. Das Gesamtareal setzt sich zusammen aus 42,8 Proz. Ackerland, 38,2 Proz. Wald, 10,6 Proz. Wiesen und Weide, 8,4 Proz. Unland.

Der Ackerbau deckt nur in den südlichen Kreisen den innern Bedarf. Die Ernte lieferte 1884: 7 Mill. hl Roggen, 4¾ Mill. hl Hafer, 120,000 hl Gerste, 1¾ Mill. hl Kartoffeln. Weizen wird wenig gebaut. Der Viehstand belief sich 1883 auf 233,040 Stück Rindvieh, 435,000 Schafe, 51,033 Schweine und 225,223 Pferde. Der früher bedeutende Wald ist in letzter Zeit durch unrationelle Forstwirtschaft sowie durch Waldbrände sehr zusammengeschmolzen. Nördlich von der Wolga kommt nur Nadelwald vor, südlich ist er hier und da mit Birken und Linden gemischt. An Mineralien werden gewonnen: Salz (bei Balachna), Kupfer, Gips, Kalk, Torf, Sumpfeisen und Lehm. Sehr stark entwickelt ist die Hausindustrie. So beschäftigen sich allein mit den verschiedensten Holzarbeiten, vom Bastmattenflechten bis zum Schiffbau, über 60,000 Einw. Einen besondern Ruf hat sich der Kreis Semenow durch seine Holzlöffel, der Kreis Balachna durch seine Spindeln, Makarjew durch seine eisenbeschlagenen Kisten erworben, welche Produkte bis nach Bochara und Persien versandt werden. Mit Schmiede- und Schlosserarbeiten beschäftigen sich mehr als 70,000 Einw. Hervorragendes leisten besonders die Dörfer Pawlowo und Worsma (Kreis Garbatow) durch ihre Dolche, Rasiermesser und Scheren. Die Woll- und Lederindustrie ist besonders stark in den Kreisen Sergatsch, Arsamas und Knjaginin verbreitet. Man berechnete am Anfang der 80er Jahre die Zahl der Hausindustriellen auf 33,000 (Schmiede, Schlosser, Metalldreher, Tischler etc.), die für ca. 8½ Mill. Rubel Gegenstände produzierten. Von sonstigen Beschäftigungen sind nennenswert: die Lein- und Handschuhweberei, Netzflechterei, das Fuhrmannshandwerk, an der Oka und Wolga der Äpfel- und Gemüsebau, die Bienenzucht bei den Mordwinen und Tscheremissen und endlich die Jagd im nördlichen Teil. Die Großindustrie beschäftigte 1884: 338 Fabriken mit 7443 Arbeitern, die für 16,201,000. Rub. produzierten. Die hauptsächlichsten Industriell sind: Getreidemüllerei (6,3 Mill. Rub.), Branntweinbrennerei (3 Mill. Rub.), Maschinenbau (1,6 Mill. Rub., die bedeutendste ist die Sortowsche Fabrik), Lederindustrie (1,3 Mill. Rub.), Petroleumindustrie (in Balachna). Schulen waren 1883: 454 vorhanden, nämlich 439 Volksschulen mit 16,710 Lernenden, 12 Mittelschulen mit 3104 Lernenden, ein Priesterseminar mit 358 Schülern und 2 Handwerksschulen mit 74 Schülern. Das Gouvernement wird eingeteilt in elf Kreise: Ardatow, Arsamas, Balachna, Garbatow, Knjaginin, Lukojanow, Makarjew, N., Seménow, Sergatsch und Wasil Sursk. S. Karte "Polen und Westrußland".

Die gleichnamige Hauptstadt liegt malerisch am Einfluß der Oka in die Wolga, an deren rechtem hohen Ufer sie amphitheatralisch sich ausbreitet, an der Eisenbahn Moskau-N. Sie besteht aus drei Teilen, der auf drei Bergen gelegenen Oberstadt mit dem Kreml, von wo man eine prachtvolle Aussicht weithin über das linke flache Ufer der Wolga genießt, der Unterstadt am Flußufer und der mit dieser durch eine Pontonbrücke verbundenen Slobode Kunawina, zwischen dem linken Oka- und dem rechten Wolgaufer, wo auf der durch die beiden Flüsse gebildeten Landzunge auch die berühmte Messe stattfindet. Die Stadt hat 42 griech. Kirchen (darunter 2 der Altgläubigen), eine römisch-katholische, eine armenische und eine