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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Oberamt - Oberehnheim.

Jahr an allen Sonntagen im Sommer von etwa 500 Mitspielern ausgeführt werden (s. Passionsspiele). Vgl. Lampert, O. und sein Passionsspiel (Münch. 1880); Daisenberger, Beschreibung der Pfarrei O. (das. 1881).

Oberamt, in Württemberg und in den ehemaligen Fürstentümern Hohenzollern (Regierungsbezirk Sigmaringen) die Bezeichnung der Verwaltungsbezirke, entsprechend den Kreisen in Preußen.

Oberamtmann, der Chef eines Oberamtes (s. d.); in Preußen Titel eines verdienten Domänenpachters.

Oberamtsrichter, in manchen Staaten Titel des aufsichtsführenden oder eines ältern Amtsrichters (s. Amtsgericht).

Oberappellationsgericht, ehedem Bezeichnung für die Obergerichte dritter Instanz.

Oberaula, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain, an der Aula, 324 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Töpferei, eine Ziegelei, eine Dampfschneidemühle, Kalksteinbrüche, Brennereien u. (1885) 823 Einw.

Oberbarnim, preuß. Kreis, s. Barnim.

Oberbayern, Regierungsbezirk des Königreichs Bayern, grenzt im Osten und S. an Oberösterreich, Salzburg und Tirol, im W. an Schwaben, im N. an Mittelfranken, Oberpfalz und Niederbayern und umfaßt 16,725 qkm (303,7 QM.) mit (1885) 1,006,761 Einw. (darunter ca. 43,000 Evangelische und 4300 Juden). In administrativer Hinsicht besteht O. aus 6 unmittelbaren Städten (Freising, Ingolstadt, Landsberg, München, Rosenheim und Traunstein) und 25 Bezirksämtern. Hauptstadt ist München.

Bezirksamt QKilometer QMeilen Einw. 1885 Einw. auf 1 QKilom.

Aichach 517 9,39 26926 52

Altötting 545 9,89 32119 59

Berchtesgaden 631 11,46 16820 27

Bruck 473 8,60 22624 48

Dachau 438 7,96 23435 54

Ebersberg 558 11,34 22624 41

Erding 777 14,11 39450 51

Freising (Stadt u. Bez.) 717 13,02 42332 59

Friedberg 373 6,77 25703 69

Garmisch 794 14,42 10317 13

Ingolstadt (St. u. Bez.) 478 8,68 38898 81

Landsberg (St. u. Bez.) 648 11,77 27844 43

Laufen 557 10,12 29311 53

Miesbach 844 15,44 25248 30

Mühldorf 634 11,52 35342 56

München I (Stadt) 46 0,84 261981 -

München I (Bezirk) 787 14,28 46669 59

München II (Bezirk) 962 17,47 29429 31

Pfaffenhofen 559 10,16 34870 62

Rosenheim (St. u. Bez.) 1118 20,31 59258 53

Schongau 563 10,23 18028 32

Schrobenhausen 400 7,26 19686 49

Tölz 743 13,64 14320 19

Traunstein (St. u. Bez.) 1228 22,30 44356 36

Wasserburg 654 11,38 33727 52

Weilheim 687 12,48 25452 37

O. ist eine teils fruchtbare, teils sandige Hochebene, im S. aber von den Bayrischen und Salzburger Alpen (diese östlich, jene westlich vom Inn) durchzogen. Ausgedehnte Moore (Moose), jetzt zum Teil künstlich entwässert, wie das Dachauer und das Erdinger Moos links und rechts von der Isar und nördlich von München und das Donaumoos südlich der Donau, auf der Grenze gegen Schwaben, bedecken weite Landstriche. Hauptflüsse sind: der Inn (mit der Leiznach, Mangfall, Isen, Alz, Traun und Salzach), die Isar (mit Loisach, Ammer und Würm), Lech und Donau. Unter den zahlreichen Seen sind der Chiem-, Tegern-, Kochel-, Walchen-, Ammer-, Würm- und Königsee die bemerkenswertesten. Der Anbau von Getreide ist nur in den nördlichen Gegenden ergiebig, Flachs-, Hanf- und Hopfenbau liefern reichern Ertrag. Von großer Bedeutung ist die Viehzucht. Das Mineralreich liefert Salz und Steinkohlen. Die Industrie tritt außerhalb Münchens fast ganz zurück, Fabriken sind nur in den größern Städten zu finden. Am bedeutendsten ist die Bierbrauerei; Münchener Bier ist fast über die ganze Erde verbreitet.

Oberbergamt etc., s. Bergbeamte.

Oberbootsmann, s. v. w. erster Bootsmann, s. Bootsmann.

Oberbramraaen, -segel, -stenge, s. Takelage. ^[richtig: Takelung.]

Oberbürgermeister, in größern Städten Amtstitel des ersten Bürgermeisters. In Preußen wird derselbe vom König besonders verliehen.

Oberburggraf, s. Erbämter.

Oberdeutsch, die in Oberdeutschland gesprochenen Mundarten, also das Alemannische, Schwäbische und Bayrisch-Österreichische; s. Deutsche Sprache, S. 782 f.

Oberdeutschland, im Gegensatz zu Niederdeutschland die deutschen Länder am obern Rhein und an der obern Donau, einschließlich des Neckargebiets und des linken Mainufers, also Elsaß, Baden, Württemberg, Bayern und Österreich.

Oberdieck, Johann Georg Konrad, Pomolog, geb. 30. Aug. 1794 zu Wilkenburg bei Hannover, studierte in Göttingen Theologie, ward 1819 Prediger in Bardowiek und begann 1820 seine auf Hebung des Obstbaues gerichteten Bestrebungen. 1831 wurde er Superintendent in Sulingen, 1839 in Nienburg und 1853 in Jeinsen. Er starb 24. Febr. 1880 in Herzberg am Harz. O. hat sich um die Obstkultur bedeutende Verdienste erworben, brachte in gepflanzten Stämmen und Probebäumen eine Sammlung von mehr als 4000 Varietäten zusammen und wirkte erfolgreich für die Anlage von Obstzuchtgärten als Staatsanstalten. Er schrieb: "Die Probe- oder Sortenbäume" (Hannov. 1844; 2. Aufl., Ravensb. 1871); "Anleitung zur Kenntnis und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland" (Regensb. 1852); "Illustriertes Handbuch der Obstkunde" (mit Lucas u. Jahn, Stuttg. u. Ravensb. 1858-75, 8 Bde. Suppl. 1879); "Beiträge zur Hebung der Obstkultur" (mit Lucas, Stuttg. 1857-76, 2 Bde.); "Deutschlands beste Obstsorten" (Leipz. 1881). Auch gab er mit Lucas seit 1855 die "Pomologischen Monatshefte" heraus.

Oberdominante, s. Dominante.

Oberdorf, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, unweit der Wertach, an der Linie Biesenhofen-O. der Bayrischen Staatsbahn, 746 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein schönes Bergschloß, ein Bezirksamt, ein Amtsgericht, bedeutenden Holz- und Torfhandel und (1885) 1500 meist kath. Einwohner.

Oberehnheim, Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Erstein, an der Ehn und der Eisenbahn Schlettstadt-Zabern, hat 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein Progymnasium, ein Schullehrerseminar, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei; bedeutende Baumwollmanufaktur und -Spinnerei, Fabrikation von Seife, Kerzen, Teppichen, Bettdecken und Kupferwaren, ferner Gerberei, Bleicherei, Ziegelbrennerei, Sägemühlen, Weinbau und (1885) 4590 meist kath. Einwohner. - O. wird zuerst 1196 urkundlich erwähnt und gehörte der elsässischen Abtei Hohenburg, wurde aber vom Kaiser Friedrich II. zur freien Reichsstadt erhoben; es verteidigte sich 1444 tapfer gegen die Armagnaken und vertrieb 1598 die