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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Obscön - Obst.

an der Großen und Kleinen Kargalka (Nebenfluß der Sakmara, System des Urals).

Obscön (lat.), unflätig, unzüchtig, zotenhaft; Obscönität, Unzüchtigkeit, Zote.

Obsekrieren (lat.), beschwören, inständigst bitten; Obsekration, inständige Bitte.

Obsequens, Julius, röm. Historiker, lebte wahrscheinlich im 4. Jahrh., verfaßte ein aus einem Auszug des Livius geschöpftes Verzeichnis der Prodigien (d. h. Wundererscheinungen) der Jahre 505-742 d. St. (hrsg. von Oudendorp, Leid. 1720; Kapp, Hof 1772, und Jahn, Leipz. 1853).

Obsequenz (lat.), Willfährigkeit, Nachgiebigkeit.

Obsequien (lat.), s. v. w. Exequien (s. d.).

Obsequium (lat.), Gehorsam, Willfährigkeit; in der kathol. Kirche sowohl der unbedingte Gehorsam, wozu Mönche und Nonnen durch die Klostergelübde verpflichtet sind, als auch das Gefängnis, in welches ungehorsame Personen, namentlich Religiosen, gesperrt werden, um hier Gehorsam zu lernen.

Observabel (lat.), merklich, bemerkbar; Observabilien, sinnlich wahrnehmbare Gegenstände.

Observanten (lat.), s. Franziskaner, S. 588.

Observánz (lat.), Herkommen, Regel, welche stillschweigend durch längere Befolgung und Übung anerkannt und deshalb auch fernerhin für die Beteiligten verbindlich ist. Namentlich bei Gemeinden und andern Körperschaften kommen gewisse observanzmäßige Gepflogenheiten vor, insbesondere in Fragen der Organisation, der Benutzung von Gemeindevermögen u. dgl., welche gleich rechtlichen Satzungen beibehalten und beobachtet werden. Eine besonders ausgezeichnete Art von Observanzen bilden die Gerichtsobservanzen, deren Inbegriff das Wesen des Gerichtsgebrauchs (s. d.) ausmacht. Im Handelswesen ist statt O. die Bezeichnung Usance oder Handelsbrauch (s. d.) üblich.

Observationskorps, s. Beobachtungskorps.

Observationsoffizier, s. Observieren.

Observatorium (lat.), Anstalt zur Anstellung meteorologischer oder magnetische Beobachtungen, namentlich aber eine Sternwarte.

Observieren (lat.), beobachten; den Ort eines Schiffs auf der See bestimmen, daher Observations- (oder Navigations-) Offizier, der nach dem Ersten Offizier rangälteste Offizier eines Kriegsschiffs, dem das O. obliegt; seine Gehilfen hierbei sind der Observationskadett und der Observationsbootsmann; vgl. Marine (Personal).

Obsessio (lat.), Besetzung, Belagerung; daher O. viarum, Wegelagerung (s. Landzwang).

Obsidian (Glaslava, Lavaglas, s. Tafel "Gesteine", Fig. 3, und Tafel "Mineralien und Gesteine", Fig. 17), Mineral aus der Ordnung der Silikate, glasartig, schwarz, grau, auch gelb, grün, blau und rot, stark glasglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig, Härte 6-7, besteht aus 60-80 Kieselsäure, 8-19 Thonerde, 6-11,5 Alkalien, nebst Eisen, Kalk und Magnesia; doch läßt sich seine Zusammensetzung auf keine chemische Formel zurückführen. O. ist eine glasartige Modifikation der quarzführenden und quarzfreien Trachyte und besteht in einzelnen Fällen nur aus amorpher Glassubstanz, häufiger enthält er Mikrolithe, mitunter zu deutlicher Mikrofluidalstruktur angeordnet. Durch einzelne Körner oder Kristalle wird bisweilen porphyrartige Struktur hervorgerufen. Varietäten des Obsidians sind der grüne, durchsichtige Bouteillenstein von Moldautein in Böhmen und der wolkige Glasachat; auch gehören manche Sphärolithe (Kugeln oder Körner, in Pechstein etc. eingeschlossen, oft auch in O. selbst, z. B. der Marekanit von Ochotsk), hierher. Durch Heranbildung radialfaseriger und konzentrisch-schaliger Sphärolithe geht O. in Perlstein (Perlit) über, der völlig aus erbsengroßen Kugeln besteht. Im Sphärolithfels liegen einige größere Kugeln in einer aus sehr kleinen Kugeln bestehenden Grundmasse. Blasenräume sind im O. oft lagenweise verteilt, so daß dann dunkle Partien von dichtem O. sich scharf von den hellern porösen abgrenzen. Völlig schaumig gewordener O. ist der Bimsstein. O. findet sich als Umsäumung trachytischer Massen, aber auch in selbständigen Strömen in jungvulkanischen Gegenden (Island, Kaukasus, Liparische Inseln, Teneriffa, Neuseeland, Mexiko). Er ist sehr widerstandsfähig gegen Atmosphärilien, und Jahrhunderte alte Ströme zeigen sich völlig vegetationslos. Perlstein kommt in Ungarn, den Euganeischen Bergen in Norditalien, auf den Ponzainseln und in Mexiko vor. In der Steinzeit benutzte man den O. zu Pfeilspitzen, Messern (Marathonsteinen) und Spiegeln, jetzt noch zu Knöpfen, Dosen, Schmucksachen, Vasen etc.

Obsignation (lat.), Versiegelung (s. d.).

Obskur (lat.), dunkel; unbekannt, unberühmt.

Obskurantismus (lat.), Gegensatz zu Aufklärung (s. d.), sowohl die Hinneigung zur geistigen Dämmerung als das System, alle Aufklärung von andern abzuhalten. Die Anhänger des O. heißen Obskuranten (Finsterlinge).

Obsolet (lat.), veraltet, außer Gebrauch; Obsolenz, höchster Grad des Schwindens eines Organs.

Obst, fleischige und saftige Früchte, die als Nahrungsmittel oder Würze, zur Bereitung von Wein, bisweilen auch zu andern Zwecken dienen. Die Bedeutung des Obstes nimmt im allgemeinen in dem Grad zu, in welchem man sich dem Äquator nähert, und in den tropischen und subtropischen Klimaten ist das O. vielfach allgemeines Nahrungsmittel (Datteln, Bananen). In höhern Breiten spielt nur das Beerenobst eine größere Rolle. Nach der Form der Frucht unterscheidet man verschiedene Arten. Zu den Steinfrüchten (Steinobst) gehören Pfirsiche, Aprikosen, Zwetschen, Pflaumen und Kirschen, dann beispielsweise die Tahitiäpfel (Spondias dulcis), die ostindischen Mangopflaumen (Mangifera), die brasilischen und westindischen Abacatas (Persea gratissima), die Datteln und Oliven. Die wichtigsten Äpfelfrüchte (Kernobst) sind die Äpfel, Birnen, Quitten (Cydonia vulgaris), Speierlinge (Sorbus domestica) und die Mispeln (Mespilus). Die wichtigsten Beerenfrüchte sind der Wein (Rosinen und Korinthen), die Himbeeren, Brombeeren, Erd-, Stachel-, Johannisbeeren, Holunderbeeren, Heidelbeeren, Preißelbeeren, die Früchte des Erdbeerbaums (Arbutus unedo), die westindischen Mangostanen (Garcinia), die ostindischen und brasilischen Rosenäpfel (Eugenia Jambos und E. cauliflora), die brasilischen Guajaven (Psidium), Zitronen, Limonen, Orangen, Apfelsinen, Pompelmuse, Ananas, Kaktusfrüchte und die Beeren von Viburnum, welche von den Eskimo und den Indianern Nordamerikas genossen werden. Erwähnenswert sind ferner die Beeren der Gaultheria procumbens (in Vermont) und der Eierpflanze (Solanum esculentum) sowie der Liebesapfel (Solanum lycopersicum) und andre Solanum-Arten, die im südlichen Europa, in Amerika und Indien gegessen werden. Die kapselartigen Früchte liefern die wichtigsten Nahrungsmittel, wie Bananen (Musa) und die Frucht des Affenbrotbaums (Adansonia digitata), außerdem wichtige Obstarten,