Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Oldenburg; Oldenburger Haus

568

Oldenburg (Kreis und Kreisstadt in Holstein) – Oldenburger Haus

(113 km), O.-Neuschanz (80,9 km) und der Nebenlinie Brake-O. (31,9 km) der Oldenb. Eisenbahnen, ist Sitz der höchsten Behörden, eines Gesandten und mehrerer Konsuln, eines Oberlandesgerichts (Landgerichte Bückeburg, O.), eines Landgerichts mit 14 Amtsgerichten (Brake, Cloppenburg, Damme, Delmenhorst, Ellwürden, Elsfleth, Jever, Friesoythe, Löningen, O., Varel, Vechta, Westerstede, Wildeshausen), eines Amtsgerichts, Gewerbe- und Handelsvereins, der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Herzogtum O., sowie der 37. Infanterie-, 19. Kavalleriebrigade und zweier Bezirkskommandos und hatte 1890: 23118, 1895: 25472(12802 männl., 12670 weibl.) E., darunter 2354 Katholiken und 191 Israeliten, in Garnison das Infanterieregiment Nr. 91, das Dragonerregiment Nr. 19 und die 1. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 26, Postamt erster Klasse und Telegraph. Bemerkenswerte Gebäude: die evang. Lambertikirche (13. Jahrh.), im 18. Jahrh. umgebaut und 1874‒86 renoviert, neue kath. Kirche, neue Methodistenkapelle, Synagoge, das Residenzschloß, vom Erbgroßherzog bewohnt, aus verschiedenen Zeiten des 17. und 18. Jahrh., mit Bildern von Tischbein, Preller, Verboeckhoven u. a., Skulpturen, der großherzogl. Privatbibliothek (55000 Bände), einer bedeutenden Kupferstichsammlung, der Münzsammlung und einem großen Schloßgarten, das Palais, bewohnt vom Großherzog, mit schönen neuern Gemälden und Skulpturen, das Museum, 1876‒79 von Schnitger im Renaissancestil erbaut, mit reichhaltiger Sammlung germanischer u. a. Altertümer sowie ansehnlichen naturhistor. Sammlungen, die öffentliche Bibliothek (109329 Bände, 488 Handschriften), das Augusteum, 1866 von Klingenberg im Spätrenaissancestil erbaut zum Andenken an den Großherzog, mit 370 Gemälden älterer Meister, entstanden aus der 1804 vom Herzog Peter von Holstein-Oldenburg angekauften Sammlung des Malers Tischbein, die fürstl. Grabkapelle, geschmückt mit Werken Danneckers, das Hospital, neue Rathaus, das Gerichtsgebäude und Arsenal. An Denkmälern besitzt die Stadt die Friedenssäule zum Andenken an die 1870‒71 Gefallenen, das Herbartdenkmal, eine bronzene Kolossalstatue des hier geborenen Philosophen und das Bronzestandbild des Herzogs Peter Friedrich Ludwig (1893). Ferner bestehen ein Gymnasium, eine Oberrealschule, ein Seminar und eine höhere Mädchenschule. Außer einer Spinnerei, Glashütte und Eisengießereien bestehen auch Fabriken für Tabak, Leder, Seife, Maschinen, Musikinstrumente u. s. w. Die Hunte vermittelt einen sehr lebhaften Schiffahrtsverkehr, zunächst mit der Weser. Zur Ausfuhr gelangen, außer den Erzeugnissen des städtischen Gewerbfleißes, auch Landesprodukte überhaupt, wie Schiffbauholz, Getreide und Vieh. Die Pferdemärkte (in erster Linie der Medardusmarkt) der Stadt sind die bedeutendsten in ganz Norddeutschland. – O. wird 1108 zuerst unter dem jetzigen Namen erwähnt, erhielt 1345 Stadtrechte und war bis 1667 Sitz der Herzöge von Oldenburg, dann bis 1773 dänisch und ist seit 1774 Residenz der Herzöge, seit 1815 Großherzöge von O.

^[Abb. Wappen von Oldenburg]

Oldenburg in Holstein. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Schleswig, hat 836,85 qkm und 1890: 43326, 1895: 43936 (21543 männl., 22393 weibl.) E., 4 Städte, 77 Landgemeinden und 47 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Cismar bei Neustadt in Holstein. – 2) Kreisstadt im Kreis O., an der Kreis-Oldenburger Eisenbahn (23,1 km), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kiel), hatte 1890: 2472, 1895: 2486 meist evang. E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph und eine Dampfmühle. Im 9. Jahrh. war O. Hauptort der Obotriten. Kaiser Otto Ⅰ. stiftete hier 952 ein Bistum, das 1163 nach Lübeck verlegt wurde.

Oldenburger Haus, ein ursprünglich reichsgräfl. Geschlecht, das im Mittelalter auf sein kleines Stammland beschränkt war und erst zu größerer Bedeutung durch eine Familienverbindung mit dem schauenburgischen Hause gelangte, indem Graf Dietrich der Glückliche von Oldenburg (gest. 1440) sich 1424 mit der Tochter des Herzogs Gerhard Ⅵ. von Schleswig-Holstein, Hedwig (gest. 1436), vermählte. Ein jüngerer Sohn Dietrichs, Graf Gerhard (gest. 1500), setzte A. die gräfliche Linie zu Oldenburg fort, die mit Graf Anton Günther (gest. 1667) erlosch. (S. Oldenburg, Großherzogtum.) Der älteste Sohn Dietrichs, Christian (gest. 1481), wurde aber auf Veranlassung seines Oheims, des Herzogs Adolf Ⅷ. von Schleswig-Holstein, zum König von Dänemark 1448 und Norwegen 1450, nach Adolfs Tode auch zum Landesherrn von Schleswig-Holstein 1460 erwählt und stiftete B. die königlich dänische Linie (s. Dänemark), die in der deutschen Reichsmatrikel als die Linie Holstein-Glückstadt bezeichnet wurde und mit dem Könige Friedrich Ⅶ. 1863 ausstarb. Dagegen blühen noch zwei von der dän. Hauptlinie abgezweigte Linien fort, nämlich C. die gottorpische Linie, gestiftet vom Herzog Adolf (gest. 1586), drittem Sohn des Königs Friedrich Ⅰ. von Dänemark. Die Herzöge dieser Linie regierten bis 1773 als Landesherren in einem Teile von Schleswig-Holstein (s. d.), während gleichzeitig das Bistum Lübeck regelmäßig von jüngern Söhnen desselben Hauses beherrscht wurde. Endlich bestieg der regierende Herzog Karl Peter Ulrich, der durch seine Mutter Anna ein Enkel des Zaren Peter d. Gr. war, 1762 den russ. Thron als Kaiser Peter Ⅲ. (gest. 1762) und stiftete die kaiserlich russische Linie. (S. Rußland.) Ein Oheim (Großonkelssohn) Peters Ⅲ., Adolf Friedrich (gest. 1771), wurde durch Wahl 1751 König von Schweden und stiftete die königlich schwedische Linie (s. Schweden), die mit dem Sohne des 1809 entthronten Königs Gustav Ⅳ. Adolf, dem Prinzen Gustav von Wasa (gest. 1877), erlosch. Ein Bruder Adolf Friedrichs, Friedrich August (gest. 1785), gelangte durch den Tauschvertrag von 1773 (s. Schleswig-Holstein) in den Besitz des Stammlandes, und von dessen jüngerm Bruder, Georg Ludwig (gest. 1763), stammt die großherzoglich oldenburgische Linie (s. Oldenburg, Großherzogtum), die seit 1803 auch das säkularisierte Bistum Lübeck als erbliches Fürstentum besitzt, D. Die sonderburgische Linie wurde gestiftet von Herzog Johann dem Jüngern (gest. 1622), drittem Sohne des Königs Christian Ⅲ. von Dänemark. Die Herzöge dieser Linie waren zum Teil nur große Grundbesitzer ohne irgend welche Regierungsrechte. Von den zahlreichen Zweigen, in die das Haus sich spaltete, sind erloschen: die Linie Plön 1761, die Linie Norburg 1722, Wiesenburg 1744 und Glücksburg 1779. Noch blüht aber die Augustenburger Linie (s. d.), gestiftet von einem Enkel Johanns des Jüngern, Herzog Ernst