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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ophiuchus - Opitz

zum Widerstände gegen Jaldabaoth und sein Gesetz. Aber eine höhere geistige Macht (die Sophia) bedient sich des bösen Schlangengeistes als Werkzeugs, um die von Jaldabaoth in Unwissenheit über ihre höhere Abkunft gehaltenen Menschen durch Übertretung seines Gesetzes zur Erkenntnis zu führen. Diese Vorstellung führte einen Teil der O. dazu, in den Gottlosen des Alten Testaments, Kain, Esau, Korah, den Sodomiten, dem Verräter Judas Ischarioth u. a., die wahren Geistesmenschen zu verehren (Kainiten). Die Schlange, die die Menschen zur Erkenntnis des Guten und Bösen führt, galt daher dieser Partei selbst als ein guter pneumat. Dämon. Unter Einfluß heidn. Ideen bildete sich so die Vorstellung von der Schlange als der Weltseele überhaupt oder als der Quelle des durch alles Dasein sich hindurchwindenden leiblichen und geistigen Lebens heraus. So wurde die böse Paradiesesschlange zur Himmelskönigin, der alle Heiligtümer, Weihen und Mysterien gehören. Dies ist die Lehre der Naassener nach den "Philosophumena" des Pseudorigenes. (S. Hippolytus.) Anders wieder verhielten sich die Peraten der "Philosophumena", die, beide Vorstellungen vereinigend, die gute oder vollkommene Schlange der bösen gegenüberstellten und jene mit dem Logos oder Christus identifizierten, der die Menschen von der Herrschaft der Wüstenschlangen, den Göttern der vergänglichen Geburt, befreit. Jener wahren "katholischen" Schlange wurde daher auch bei den Peraten ein Kultus geweiht. Als Sinnbild derselben ernährte man lebendige Schlangen in den Tempeln und brachte ihnen Opfergaben dar. Der Einfluß ägypt. und phöniz. Vorstellungen ist bei diesem Kultus nicht zu verkennen. Die verschiedenen ophitischen Parteien erhielten sich zum Teil bis ins 6. Jahrh. - Vgl. Lipsius, über die ophitischen Systeme (in der "Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie", Lpz. 1863); Hönig, Die O. (Berl. 1889).

Ophiuchus, Schlangenträger, ausgedehntes Sternbild zu beiden Seiten des Äquators. Es enthält viele Doppelsterne und zwei Sternhaufen und wurde von den Alten als Äskulap (mit dem Schlangenstab) erklärt, der, weil er die Toten durch seine Heilkraft belebte, von Zeus niedergeblitzt ward, aber am Sternhimmel fortlebte.

Ophiurae, s. Seesterne.

Ophiuridea, s. Schlangensterne.

Ophthalmiatrik (grch.), s. Augenheilkunde.

Ophthalmie (grch.), Ophthalmia, s. Augenentzündung. Über Ophthalmia aegyptica (auch Ophthalmia bellica, contagiosa und militaris genannt) s. Ägyptische Augenentzündung. Über Jequirity-Ophthalmie s. d.

Ophthalmiten, Steine vom Ansehen eines Auges, wie Arten des Achats und Chalcedons.

Ophthalmoblennorrhöe (grch), die gonorrhoische Bindehautentzündung, s. Augenentzündung.

Ophthalmologie (grch.), s. Augenheilkunde.

Ophthalmomalacie (grch.), die Erweichung des Augapfels, der Augenschwund.

Ophthalmomelanin, s. Melanin.

Ophthalmometer (grch.), ein von Helmholtz konstruiertes Instrument, dazu bestimmt, den vordern Abschnitt des Augapfels in der genauesten Weise auszumessen, z. B. die Größe der Hornhaut, die Krümmungshalbmesser der Hornhaut und der beiden Linsenflächen, den gegenseitigen Abstand der brechenden Flächen, die Brechkraft der brechenden Medien u. s. w. Zu gleichem Zwecke wurden später von Coccius, Mandelstamm und Schöler, Javal und Schiötz Instrumente angegeben.

Ophthalmophantom (grch.), s. Auge (künstliches).

Ophthalmophoren (grch), s. Auge.

Ophthalmoplegie (grch.), Augenmuskellähmung, eine Augenkrankheit, die unterschieden wird in Ophthalmoplegia interna, die Lähmung der Binnenmuskeln des Auges, und Ophthalmoplegia externa, die Lähmung der äußern Augenmuskeln. Die Symptome der O. sind Störungen in der Beweglichkeit sowie fehlerhafte Stellungen des Augapfels, Doppelsehen, Verschwommensehen, Gesichtsschwindel, häufig auch Kopfschmerzen, Störungen der Sensibilität u. s. w. Die Ursachen der Lähmung liegen entweder in Affektionen des Muskelgewebes (Atrophie, Entzündungen, fettige Entartung u. dgl.) oder sie bestehen in der Leitungshemmung in den motorischen Nervenbahnen infolge von Verletzungen, rheumatischen Einflüssen, Erkrankungen der Augenhöhle, des Schädels, des Gehirns u. a. Man heilt O. besonders mittels des elektrischen Stroms.

Ophthalmoskop (grch.), s. Augenspiegel.

Ophthalmostatometrie (grch.), die Messung der Lage der Augen.

Ophthalmotherapie (grch.), die ärztliche Behandlung der Augenkrankheiten.

Ophthalmotonometer (grch.), Instrument zur Bestimmung des Härtegrades des Augapfels oder der durch stärkere oder geringere Füllung desselben bedingten Spannung der Augenhäute. Der Härtegrad wird bestimmt durch die Kraft, die nötig ist, um mittels eines Stifts oder einer kleinen Platte einen Eindruck von bestimmter Tiefe in die Augapfelwand zu machen.

Ophthalmotrop (grch.), s. Auge (künstliches).

Opianin, s. Narkotin.

Opiate, s. Opium.

Opiker, Volksstamm, s. Osker.

Opilionidae, soviel wie Phalangiidae, s. Kanker.

Opimius, Lucius, leitete als Konsul 121 v. Chr. siegreich den Kampf der Nobilität gegen Gajus Gracchus. 115 v. Chr. ging er an der Spitze einer Gesandtschaft nach Afrika, um Numidien zwischen Jugurtha und Adherbal zu teilen, ließ sich aber gleich den andern Gesandten bestechen und wurde deshalb 110 v. Chr. zur Verbannung verurteilt.

Opiophagen, s. Opium.

Opistobranchia, s. Hinterkiemer.

Opisthocöl (grch.) nennt man solche Wirbel, deren Körper an der hintern Fläche ausgehöhlt sind.

Opisthodomos (grch.), in griech. Tempeln der hinter der Cella liegende, von dieser durch eine Mauer geschiedene Raum, z. B. beim Parthenon.

Opisthophalakrosis (grch.), s. Haarschwund.

Opisthotonus (grch.), s. Starrkrampf.

Opitz, Martin, Schriftsteller und Dichter, geb. 23. Dez. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, besuchte die Gymnasien zu Breslau und Beuthen, gab schon 1616 eine kleine Sammlung lat. Epigramme: "Strenae", und 1618 die Abhandlung "Aristarchus seu de contemptu linguae teutonicae" heraus. 1618 bezog er die Universität zu Frankfurt a. O. und 1619 Heidelberg, wo er Mittelpunkt eines Dichterkreises wurde. Um den Kriegsstürmen auszuweichen, ging er 1620 mit seinem Freunde Hamilton, einem Dänen, nach den Niederlanden und von da nach Jütland. 1621 kehrte er nach Schlesien zurück und folgte 1622 einem Rufe Bethlen Gabors, des