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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Opferstock – Ophiten

Versöhnung erfinden (Hebr. 9, 11 fg.). So trat nach christl. Anschauung Jesu einmaliger Opfertod für die Sünden der ganzen Welt an die Stelle der jüdischen und heidnischen O., und die entwickelte christl. Theologie sah in diesem Tode bald eine reinigende, die Sünden vor Gottes Augen zudeckende, also sühnende Wirkung, bald ein dem Satan gezahltes Lösegeld, um die Menschen von seiner Gewalt zu befreien, bald wieder ein nach altgerman. Civilrecht dem verletzten Gotte an der Beleidiger Statt geleistetes Wergeld (Schadenersatz, Buße oder Genugthuung, Satisfaktion). Letztere Vorstellung wurde von der prot. Orthodoxie dahin gewandt, daß Christus als stellvertretendes Sühnopfer unsere Sünden abgebüßt habe, d. h. daß die Strafe für die menschliche Schuld stellvertretend am Unschuldigen vollstreckt worden sei.

Obwohl die heidnischen und jüdischen O. in Christus ihr Ende gefunden haben, so fand doch die Opferidee auch in der christl. Frömmigkeit ihre Stelle. Die Gläubigen sollen ihre Herzen Gott zum O. weihen und ihr ganzes Leben zu einem wohlgefälligen O. machen. Daneben wurden frühzeitig die freiwilligen, zur Unterstützung der Armen, zu den Liebesmahlen (s. d.) und zum Unterhalte des Klerus dargebrachten Gaben unter den Gesichtspunkt von Opfergaben (Oblationen) gestellt. Solche Spenden an die Geistlichkeit sind noch gegenwärtig bei den meisten Kirchenparteien in Gebrauch und führen noch immer den Namen O. (Opferpfennig, s. Beichtgeld). Vollends wieder zu einem Bestandteile des christl. Kultus wurde das O. in der Messe (s. d., Meßopfer) gemacht, wobei nach der Lehre der kath. Kirche das blutige O. Christi immer aufs neue unblutig wiederholt wird. – Vgl. Nitzsch, Die Idee und die Stufen des Opferkultus (Kiel 1889).

Opferstock (Gotteskasten, lat. cippus), Bezeichnung für die an den Kirchthüren, ursprünglich in Form eines Baumstocks, angebrachten Behälter, bestimmt zur Aufnahme von Almosen.

Ophelĭa, der 171. Planetoid.

Ophéltes (Archemoros), s. Hypsipyle.

Ophiāner, gnostische Sekten, s. Ophiten.

Ophiăsis (grch.), das Ausfallen der Kopfhaare in schlangenförmigen Streifen (s. Haarschwund).

Ophidĭa, s. Schlangen.

Ophidĭdae, s. Schlangenfische.

Ophikleīde, ein aus dem Fagott hervorgegangenes, zur Zeit seiner Erfindung (1805) auch aus Holz, jetzt nur aus Messingblech verfertigtes, weit mensuriertes, mit sechs Tonlöchern und vier Klappen versehenes Blasinstrument. Die O. kommt in drei Größen vor: als Baßophikleïde, mit einem Umfang von Kontra-B chromatisch bis eingestrichen g, a oder etwas darüber; als Kontrabaßophikleïde, eine Oktave tiefer stehend; als Altophikleïde. Am gebräuchlichsten ist die Baßophikleïde.

Ophioglossēen, Familie aus der Gruppe der Farne (s. d.) mit gegen 30 weit verbreiteten Arten, meist niedrige krautartige Farne mit kurzem unterirdischem Stamm, aus dem im Laufe einer Vegetationsperiode meist nur ein Blatt hervorsprießt. An diesem finden sich zwei Abschnitte; der eine in der Form eines gefiederten oder ungeteilten Laubblattes, der andere bildet sich zur Sporangienähre aus; die Sporangien haben keinen Ring und öffnen sich mit einer Querspalte.

Ophioglóssum L., Farngattung aus der Familie der Ophioglosseen (s. d.) mit etwa 15 meist tropischen Arten. Der sporentragende Teil des Blattes ist als eine unverzweigte Ähre mit zwei Sporangienreihen entwickelt; der sterile Abschnitt ist ganzrandig und meist länglich eiförmig. In Deutschland findet sich nur eine Art, die Natterzunge, O. vulgatum L. (s. Tafel: Gefäßkryptogamen, Fig. 8), von der das Kraut früher offizinell war. Sie wächst auf feuchten, moorigen Wiesen, ist aber nur an wenigen Orten Deutschlands und auch da nur als seltene Pflanze verbreitet.

Ophiolătrie (grch.), s. Schlangendienst.

Ophiolīth, soviel wie Gabbro (s. d.).

Ophiophăgus, s. Brillenschlange.

Ophiophtalmĭdae, s. Schlangenaugen.

Ophir, im Alten Testament Name einer Gegend, aus welcher Salomo auf Schiffen, die drei Jahre auf der Reise waren, Gold, Edelsteine, Sandelholz, Affen, Pfauen u. s. w. bezog. Das Ophirgold galt bei den Israeliten für das reinste und gediegenste. Über die Lage dieses O. sind die verschiedensten Ansichten aufgestellt worden. Sobald irgendwo in Asien oder dem östl. Afrika ein Goldland gefunden wird, pflegt es mit O. kombiniert zu werden. Während es einige in Sofâla an der Ostküste Afrikas wiederfinden wollen, suchen es andere im Osten Südafrikas, andere in Indien beim Volke der Abhîra am Indus oder in einer ind. Kolonie des südöstl. Arabiens (Omân). Die Nachrichten des Alten Testaments lassen sich ungezwungen nur auf eine Landschaft im südl. Arabien deuten. Die neueste Arbeit über O. mit einer Beleuchtung der frühern Ansichten hat vom staatsökonomischen Standpunkte Soetbeer (Das Goldland O., Berl. 1880) geliefert, der die Unternehmungen Salomos nach O. als Minenexpeditionen nach Arabien auffaßt. – Vgl. Zöckler, Biblische und kirchenhistor. Studien, Heft 5 (Münch. 1893); K. Peters, Das goldene O. Salomos (ebd. 1895).

Ophīt, ein in der Pyrenäenkette in einzelnen Kuppen weit verbreitetes, auch in Spanien und Portugal sich findendes eigentümliches Eruptivgestein von dunkler Farbe, das in erster Linie aus leistenförmigem Plagioklas und uralitischer Hornblende besteht, wozu sich heller Augit, primäre Hornblende, Titaneisen und bisweilen Diallag gesellt; auf den Klüften erscheint vielfach gelbgrüner Epidot, auch Eisenglanz. Die meisten Vorkommnisse des O. werden in auffallender Weise von grauem oder ziegelrotem Gips, eisenschüssigen Thonen, auch bunten Mergeln unmittelbar begleitet. Über die Eruptionszeit der O. ist sehr viel gestritten worden; sie scheinen nicht jenes überaus jugendliche Alter zu besitzen, das man ihnen vorher zuschreiben wollte, sondern der Triasformation anzugehören.

Ophīten oder Ophianer (d. h. Schlangenverehrer), auch (nach hebr. Bezeichnung) Naassener, gemeinsame Benennung für eine ganze Reihe gnostischer Parteien des christl. Altertums. (S. Gnosis.) Die älteste Vorstellung knüpft an die alttestamentliche Erzählung von der Paradiesesschlange an, die als gottfeindlicher, der Materie entflammter, die Menschen zu allerlei Sünde und Gesetzesübertretung verführender Dämon gedacht wird. Den O., die Irenäus schildert, ist der schlangengestaltete Dämon (Ophiomorphos) die böse Weltseele oder der Urheber alles Bösen in der Welt; aus dem Paradiese in die untere Welt hinabgestürzt, umgiebt sich hier Ophiomorphos, der entartete Sproß des Weltbildners und Judengottes Jaldabaoth, mit sechs Dämonen, und die sieben bösen Weltgeister verführen die Menschen