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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Padua

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Padua.

vinz wird von den Bahnlinien Venedig-P.-Mailand, P.-Bologna, P.-Bassano und Vicenza-Treviso durchzogen. Sie zerfällt in die acht Distrikte: Campo San Piero, Cittadella, Conselve, Este, Monselice, Montagnana, P., Piove di Sacco.

Die gleichnamige Hauptstadt, eine der ältesten Städte Italiens, liegt in schöner, gartenähnlicher Ebene, 12 m ü. M., am Bacchiglione und an der Oberitalienischen Eisenbahn. Außer dem Bacchiglione wird dieselbe von zahlreichen aus dem genannten Fluß und aus der Brenta abzweigenden Kanälen durchzogen, über welche viele Brücken (darunter vier antike und eine Kettenbrücke von 1829, die älteste Italiens) führen. P. ist mit Mauern, Bastionen und einem breiten Graben umgeben, hat sieben Thore, hohe Häuser und enge, schlecht gepflasterte, meist mit Bogengängen versehene Straßen, aber schöne freie Plätze. Mittelpunkt und besuchtester Platz von P. ist die Piazza delle Erbe, welchem die hier befindlichen Gebäude (Palazzo del Municipio und della Ragione) ein monumentales Ansehen verleihen; Piazza dei Frutti; Piazza dell' Unità d'Italia (früher dei Signori), mit dem Palazzo del Capitano und der Loggia del Consiglio; Piazza del Santo, mit der Kirche Sant.' Antonio und dem berühmten ehernen Reiterstandbild des venezianischen Condottiere Gattamelata von Donatello (1444). Der größte Platz ist die ovale Piazza Vittorio Emmanuele, einst die Stätte des antiken Theaters, jetzt der seit 1275 im Juni jedes Jahrs stattfindenden Wettrennen, außerdem als Korso dienend, mit einem Doppelkreis von Statuen berühmter Männer von P.; an der Westseite mit einer Halle im gotischen Stile (Loggia Amulea, von 1865, mit Statuen von Dante und Giotto) geschmückt. Unter den (47) Kirchen Paduas befinden sich mehrere berühmte Bauwerke. Zu diesen gehören: der Dom (1552 zum Teil nach Michelangelos Entwurf ausgeführt), mit unvollendeter Fassade; nahe dabei das alte Baptisterium, mit Fresken aus der Schule Giottos; die Kirche del Carmine, ein einschiffiger Renaissancebau, mit welchem die Scuola del Carmine, Fresken von Tizian und seiner Schule enthaltend, verbunden ist; die Kirche Sant' Agostino degli Eremitani (gewöhnlich Eremitani genannt), ein einschiffiger, neuerdings restaurierter Bau aus dem 13. Jahrh., mit Grabmälern der Signori von P. aus der Familie Carrara und berühmten Fresken von Mantegna und seinen Genossen in der Cappella Jacopo e Cristoforo von 1448, die Legende dieser Heiligen behandelnd; die Kapelle der Annunziata dell' Arena aus dem Jahr 1303, mit trefflich erhaltenen Fresken Giottos und einem Grabmal des Stifters Scrovegno von Giovanni Pisano. Die hervorragendsten religiösen Bauwerke sind jedoch die Kirche Santa Giustina, eine der großartigsten Renaissancekirchen (1521-32 nach dem Plan Andrea Riccios erbaut), mit schönen Chorstühlen und einem Altarblatt von Paolo Veronese, dann die berühmte Kirche Sant' Antonio, gewöhnlich Il Santo genannt, zu Ehren des Paduaner Heiligen 1256-1307 errichtet. Die letztere ist ihrem Grundriß nach eine dreischiffige Basilika mit sieben Kuppeln; sie enthält an der Fassade ein Fresko von Mantegna, im Innern zahlreiche Grabmäler (darunter das des Kardinals Bembo von Sanmichele aus dem Jahr 1547), im linken Kreuzarm die Cappella del Santo, eine der herrlichsten Kapellen der Renaissance (1500-1533), mit Marmorreliefs von Antonio und Tullio Lombardo, Sansovino u. a., im Presbyterium reiche Erzarbeiten, am Hochaltar Bronzereliefs von Donatello und den 3½ m hohen berühmten Bronzekandelaber von Andrea Riccio (1507) und in der Cappella San Felice (1372 errichtet) treffliche Fresken von Altichiero aus Verona. Auf der Piazza del Santo steht auch die Cappella San Giorgio (1377 erbaut), mit Fresken von Altichiero und Avanzi geschmückt; unmittelbar daneben die Scuola del Santo mit Oratorium, in welchem Tizian und seine Schüler 16 Fresken aus der Legende des heil. Antonius ausführten. Andre öffentliche Gebäude von architektonischer Bedeutung sind: der Palazzo del Municipio aus dem 16. Jahrh., kürzlich restauriert; der mit dem vorgenannten in Verbindung stehende Palazzo della Ragione, ursprünglich Gerichtsgebäude, im 12. Jahrh. begonnen, mit offener Halle, marmorbekleidetem Obergeschoß und dem berühmten Salone, einem riesigen, 87 m langen, 27 m breiten Saal, welcher anfänglich in drei Säle geteilt war und 1420 nach einer Feuersbrunst unter Entfernung der Zwischenwände wiederhergestellt wurde, mit astronomischen Fresken und einem von Donatello gefertigten hölzernen Pferd. Ferner: der Palazzo del Capitano (einst Residenz der Carrara), mit altem Uhrturm; die Loggia del Consiglio, ein treffliches Werk der Frührenaissance (1493 bis 1526 erbaut); die Universität, ein sittlicher Renaissancebau (1493-1552 ausgeführt), mit schönem Hof; das Museo civico, ein 1881 umgebauter Klostertrakt von Sant' Antonio; der Palazzo Giustiniani (1524); das neue Theater (außer welchem P. noch vier andre Theater besitzt); das Kaffeehaus Pedrocchi u. a. Die Zahl der Bewohner beträgt (1881) in der eigentlichen Stadt 47,334, mit Einschluß des Gemeindebezirks 72,174. Die Industrie ist in P. nur durch einige Fabriken für Maschinen, Teigwaren, Leder, Darmsaiten, Pianofortes, Korbwaren und Matten, Seidenfilanden und Färbereien vertreten. Auch der Handel hat keine größere Bedeutung; er ist auf den Vertrieb von Bodenprodukten (Getreide, Wein, Öl, Gemüse) und Vieh beschränkt. An Wohlthätigkeitsanstalten besitzt P. ein allgemeines Krankenhaus, ein Gebär-, Findel- und Irrenhaus, eine Zentralblindenanstalt, ein Arbeitshaus, Waiseninstitut und drei Kinderbewahranstalten, Versicherungs- und Kreditgesellschaften etc. Die im Mittelalter hochberühmte Universität, 1222 von Friedrich II. gestiftet und 1263 vom Papst Urban IV. bestätigt, umfaßt vier Fakultäten: für Jurisprudenz und Politik, Medizin nebst Chirurgie und Pharmazie, Mathematik und Philosophie, und zählt 900-1000 Studierende. Von den Annexen und Instituten der Universität ist insbesondere der botanische Garten als der älteste Europas zu nennen. Außerdem hat P. ein königliches Lyceum und Gymnasium (Davila), ein bischöfliches Gymnasium, ein Seminar mit reicher Bibliothek, eine technische Schule, ein Mädchenkollegium (delle Dimesse), eine Akademie für Wissenschaften und Künste, eine Universitätsbibliothek (mit 115,000 Bänden), eine städtische Bibliothek mit Gemäldesammlung (800 Bilder), eine Sammlung von Antiquitäten, Gemälden, Münzen und Skulpturen, welche nebst einem Archiv und einer Bibliothek indem neu hergerichteten Museo civico untergebracht sind. P. ist der Sitz eines Präfekten, eines Bischofs, der Provinzial- und Distriktsbehörden und einer Handels- und Gewerbekammer. In der Umgegend gibt es viele, zum Teil prachtvolle Landhäuser, so die königliche Villa Strà etc. P. ist der Geburtsort des Geschichtschreibers T. Livius, des Malers Mantegna u. a. Auch hatte von der Stadt der französische General Arrighi den Namen "Herzog von P."

Geschichte. Nach der Sage ward P. von dem Trojaner Antenor gegründet. Zur Zeit der Römer hieß es