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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Parmelia; Parmenides; Parmenion; Parmentier; Parmesankäse; Parnahyba; Parnassiens; Parnassius; Parnassos; Parndorfer Heide

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Parmelia - Parndorfer Heide.

Parmelia Ach. (Schildflechte, Schüsselflechte), Gattung der Laubflechten mit laubartigem, kriechendem, an der Unterseite mittels Haftfasern befestigtem Thallus und auf der Fläche desselben schild- oder schüsselförmig aufgewachsenen Apothecien, häutige oder lederartige, meist viellappige, ausgebreitete und zentrifugal wachsende, weißliche, graue, braune, schwarze, gelbe oder grünliche Flechten auf Baumrinden und Steinen. Den Bäumen werden sie, wenn sie überhandnehmen, schädlich (s. Baumkrätze). P. saxatilis Ach., mit bis fußgroßem, hellgrauem, netzförmig grubigem, unterseits schwarzem Thallus und braunen Apothecien, gemein an Bäumen, altem Holz, Steinen und Felsen, wurde früher, da sie auch auf halb verwitterten Knochen wächst, besonders von Menschenschädeln gesammelt und als Hirnschädelmoos gegen Epilepsie gebraucht. P. parietina Ach., mit meist rosettenförmig ausgebreitetem, gelbem oder pomeranzenfarbigem, unterseits blässerm Thallus und gleichfarbigen Apothecien, an Baumstämmen, Bretterwänden u. Steinen kosmopolitisch, in Deutschland die gemeinste Art, diente wegen ihres zusammenziehenden, bitterlichen Geschmacks während der Kontinentalsperre als Surrogat der China und enthält Chrysophansäure.

Parmenides, griech. Philosoph, von Elea in Unteritalien, kam 460 mit seinem Schüler Zenon (s. d.) nach Athen. Seine einzige Schrift ist ein philosophisches Lehrgedicht in epischem Versmaß und ionischem Dialekt, dessen zahlreiche Fragmente am vollständigsten von Karsten (in "Philosophorum graecorum reliquiae", Bd. 1, Tl. 2, Amsterd. 1835) gesammelt sind. Die Lehre des P. schließt sich an die des Xenophanes (s. d.) an und teilt mit dieser die Tendenz, alle Vielheit und Veränderlichkeit des Seins zu leugnen und alles auf Eins zurückzuführen. Unter den Schülern des P. ist nach Zenon der bedeutendste Melissos (s. d.). Vgl. Apelt, Parmenidis et Empedoclis doctrina de mundi structure (Jena 1856); Vatke, Parmenidis Veliensis doctrina (Berl. 1864).

Parmenion, Vertrauter und Feldherr des Königs Philipp von Makedonien, führte 356 v. Chr. einen glücklichen Krieg mit den Illyriern, zog 342 gegen Eretria und Oreos auf Euböa und eröffnete 337 mit Attalos und Amyntas den Perserkrieg. Während sie in Kleinasien beschäftigt waren, wurde Philipp ermordet. Unter den Feldherren Alexanders galt er als der bedeutendste, weshalb er auch an der Spitze der Phalangen stand, zeigte aber eine übertriebene Vorsicht, riet Alexander von allen Entscheidungsschlachten ab und empfahl einen baldigen Frieden mit Persien. Nach der Schlacht bei Arbela, von der er ebenfalls abgeraten, ward er 330 zur Bewachung der Schätze in Ekbatana zurückgelassen. Als sein Sohn Philotas, einer Verschwörung verdächtig, 329 hingerichtet wurde, fürchtete Alexander die Rache des Vaters und ließ denselben ebenfalls töten.

Parmentier (spr. -mangtjeh), 1) Antoine Augustin, Pharmazeut und Agronom, geb. 17. Aug. 1737 zu Montdidier, erlernte hier und in Paris die Pharmazie und fungierte seit 1757 bei den Hospitälern der in Hannover operierenden Armee und seit 1766 am königlichen Invalidenhaus. Als bei der Hungersnot 1769 die Akademie zu Paris einen Preis auf die beste Abhandlung über diejenigen Vegetabilien aussetzte welche das Brot ersetzen könnten, erwarb sich P. diesen Preis durch seine Schrift über den Kartoffelbau, zu dessen Verbreitung in Frankreich er in der Folge wesentlich mit beitrug. Auch sonst erwarb er sich um Landwirtschaft und Industrie mannigfache Verdienste. Während der Kontinentalsperre beschäftigte er sich auf Napoleons I. Befehl mit der Fabrikation des Trauben- und Runkelrübenzuckers. Die Armeelazarette erhielten durch ihn manche zweckmäßige Einrichtung. Unter der Konsularregierung ward er Generalinspektor des Medizinalwesens. Er starb 17. Dez. 1813 in Paris. Seine Vaterstadt errichtete ihm ein Standbild.

2) Luise, Malerin, s. Begas 4).

Parmesankäse, s. Käse, S. 585.

Parnahyba (spr. -iba), Fluß in Brasilien, entspringt in 9° südl. Br. auf der Serra Mangabeiras, scheidet von seinem Ursprung an die Provinzen Piauhy und Maranhão, nimmt den schiffbaren Gurgueio auf und mündet nach einem Laufe von 1040 km unterhalb der gleichnamigen Stadt in sechs Armen in den Atlantischen Ozean. Trotz seines schnellen Laufs wird er, da er frei von Fällen ist, auf eine Strecke von 670 km mit Booten befahren.

Parnahyba (spr. -iba, San Luis de P.), Hafenstadt in der brasil. Provinz Piauhy, 22 km oberhalb der Mündung des gleichnamigen Flusses ins Meer, nur Schiffen von 150 Ton. zugänglich. Sie ist schlecht gebaut, hat ein ungesundes Klima, aber 8000 Einw., die ziemlichen Handel mit Baumwolle, Vieh und Häuten treiben.

Parnassiens (franz., spr. -iäng), Name einer Dichterschule des heutigen Frankreich, als deren Führer Leconte de Lisle gilt, benannt nach ihrem Hauptorgan, dem "Parnasse contemporain". Vgl. Französische Litteratur, S. 605.

Parnassius, Schmetterling, s. Apollo.

Parnassos, ein gleich dem Olympos, Helikon etc. in der Mythologie der Griechen vielgenanntes Gebirge Griechenlands, das als Sitz des pythischen Orakels von den Dichtern als Mittelpunkt ("Nabel") der Erde betrachtet wurde. Man versteht im weitern Sinn darunter die vom Öta her südöstlich durch Doris und Phokis hinreichende Gebirgskette, welche unter dem Namen Kirphis (jetzt Sumaliäs) zwischen Kirrha und Antikyra am Korinthischen Meerbusen endigt. Im engern Sinn bezeichnet P. bloß den höchsten Kamm dieses Gebirges, mit den beiden Spitzen Tithorea (jetzt Gerontobrachos) im NW. und Lykoreia (jetzt Liakura, 2459 m) im SO. in der Nähe von Delphi. Von dem Kirphis wird dieser eigentliche P. durch das meist trockne, schmale Thal des Pleistos (jetzt Xeropotamos) getrennt. Die Gipfel sind einen großen Teil des Jahrs mit Schnee bedeckt; die Abhänge tragen dichte Tannenwaldungen, denen sich im Altertum am Fuß Haine von Lorbeer-, Myrten- und Ölbäumen anschlossen, und haben zahlreiche Klüfte und Abgründe. In einer derselben, am südlichen Abhang, befanden sich das delphische Orakel und die Kastalische Quelle. Etwa 250 m oberhalb Delphi und 627 m ü. M. lagen die Phädriaden, Felsen, von denen die Gotteslästerer und Tempelschänder hinabgestürzt wurden. Der Berg war dem Apollon, dem Dionysos und den Musen, auch den korykischen Nymphen geheiligt, und besonders galt die Kastalische Quelle (s. d.) als die Quelle dichterischer Begeisterung. Daher die Redensart "den P. besteigen" für "dichten", wie auch poetische Wörterbücher den Titel: Gradus ad Parnassum (s. d.) erhielten.

Parndorfer Heide, Name der im ungar. Komitat Wieselburg zwischen der Leitha und dem Neusiedler See 183 m ü. M. sich erstreckende, 220 qkm großen, waldlosen Heide, an die nördlich, zwischen der Leitha und Donau, der sogen. Heideboden, im S. dagegen, östlich vom Neusiedler See, der Moorgrund Hanság (s. d.) grenzt. Auf der P. H. werden alljährlich die