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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Passauer Kunst - Passepied.

eines Hauptzollamts, zweier Forstreviere, dann eines katholischen Bischofs, eines bischöflichen Ordinariats und hat ein Gymnasium, eine Realschule, ein Klerikalseminar, ein Institut der Englischen Fräulein, eine Kreislandwirtschaftsschule, eine Kreisweberschule, einen Kunstverein etc. In der Nähe von P. liegen die berühmte Wallfahrtskirche Mariahilf (mit einem reichvergoldeten Altar) und das Schloß Freudenheim (jetzt Institut der Englischen Fräulein). Zum Landgerichtsbezirk P. gehören die neun Amtsgericht zu Freyung, Griesbach, P., Pfarrkirche, Rotthalmünster, Simbach, Vilshofen, Waldkirchen und Wegscheid. - An Stelle Passaus, speziell der Innstadt, lag im Altertum der keltische Ort Bojodurum, welchem gegenüber aus dem Lager einer batavischen Legion der Römer die Grenzfestung Castra Batava, das eigentliche P., erwuchs. Zu Anfang des 8. Jahrh. ward es Residenz des Bayernherzogs Theobald und 739 Sitz des von Bonifacius neueingerichteten Bistums. 999 erwarb Bischof Christian die Gerichtsbarkeit und die Regalien in der Stadt. Diese, erst 978 während des Kriegs Kaiser Ottos II. gegen den aufständischen Herzog Heinrich II. von Bayern fast völlig zerstört, blühte jedoch durch Handel und Schiffahrt empor und versuchte im 13. Jahrh. sich der bischöflichen Gewalt zu entziehen, was den Bischof Ulrich zur Anlage der St. Georgsburg, des jetzigen Oberhaus, auf dem nördlichen Donauufer veranlaßte. Sein Nachfolger Gebhard gab 1225 der Stadt das erste geschriebene Stadtrecht. Bei einem Aufstand der Städter 1250 gewann Herzog Otto von Bayern durch Verrat das Schloß Ort in P., wurde aber vom Bischof Berthold vertrieben. Erst dessen Nachfolger Otto wußte die Stadt wieder zu beruhigen (1254). Glücklich erwehrte sie sich eines Handstreichs, den Herzog Heinrich von Niederbayern 1266 gegen sie unternahm; doch ging ein Teil der Stadt dabei in Flammen auf. P. machte noch mehrfach durch Empörungen den Bischöfen viel zu schaffen, wie Albrecht III. von Winkel (1362-1380), Georg von Hohenlohe (1387-1423) und Leonhard von Layming (1424-51). 1803 kam P. an Bayern. Vgl. Erhard, Geschichte der Stadt P. (Pass. 1864, 2 Bde.); "P. und Umgebung" (das. 1885).

Passauer Kunst, s. Festmachen.

Passauer Tiegel, s. Schmelztiegel.

Passauer Vertrag, der infolge der Erhebung des Kurfürsten Moritz von Sachsen gegen Karl V. auf dem Fürstentag zu Passau im Juni 1552 nach langen Verhandlungen zu stande gebrachte, aber durch Karls V. Einspruch auf vorläufige Geltung bis zu einem Reichstag beschränkte Friedensvertrag zwischen den katholischen und evangelischen Reichsständen, welcher den Bekennern der Augsburgischen Konfession Religionsfreiheit gewährte, das Augsburger Interim beseitigte, den gefangenen Fürsten Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen die Freiheit und allen im Schmalkaldischen Kriege Geächteten Amnestie zusicherte; er ward 29. Juli 1552 von den evangelischen Fürsten, 15. Aug. vom Kaiser unterzeichnet und 1555 durch den Augsburger Religionsfrieden mit einigen Modifikationen zum Reichsgesetz erhoben.

Passauīt, s. Porzellanspat.

Passavant (franz., spr. -wāng), s. Passierzettel.

Passavant (spr. -wāng), Johann David, Kunstschriftsteller und Maler, geb. 18. Sept. 1787 zu Frankfurt a. M., ward, obwohl er früh Neigung zur Malerei zeigte, für den Handelsstand bestimmt, machte als Freiwilliger 1814 den Feldzug gegen Frankreich mit, blieb aber, zu Paris von den hier aufgehäuften Kunstschätzen angezogen, daselbst zurück und widmete sich unter Davids und Gros' Leitung der Malerei. 1817 ging er nach Rom, wo er sieben Jahre im engen Verkehr mit Cornelius, Overbeck, Schnorr u. a. zubrachte. Nach Frankfurt zurückgekehrt, ward er Inspektor des städtischen Museums daselbst, in welcher Stellung er lange Zeit einen großen Einfluß auf die Förderung des Kunstinteresses geübt hat. Unter seinen künstlerischen Leistungen sind hervorzuheben Entwürfe zu Grabdenkmälern und Kaiser Heinrich II. im Römer zu Frankfurt; von seinen Schriften: "Kunstreise durch England und Belgien" (Frankf. 1833); "Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi" (Leipz. 1839-58, 3 Bde.; franz., Par. 1860, 2 Bde.); "Die christliche Kunst in Spanien" (Leipz. 1853); "Le Peintre-graveur" (das. 1860-64, 6 Bde.). Seine Raffael-Biographie ist als Sammelwerk noch heute von Bedeutung. Er starb 12. Aug. 1861 in Frankfurt. Vgl. Cornill, J. D. P. (Frankf. 1865).

Passecaille (franz., spr. pass'káj, ital. Passagaglio, auch Passagallo), altes, der Chaconne nahe verwandtes Tanztonstück von ernstem, aber angenehmem Charakter, das sich als Teil der Suite, aber auch als alleinstehendes Instrumental-, besonders Klavier- und Orgelstück findet. Es steht in der Regel in ungeradem Takt, hat langsames Tempo und beginnt meist mit dem zweiten Viertel, seltener mit dem dritten (z. B. in Seb. Bachs berühmtem Orgelpassecaille in C moll) und noch seltener im Niederschlag. Außerdem ist für die Form des P. charakteristisch, daß über das im Grundbaß liegende, sich immer wiederholende Thema von acht Takten, ähnlich wie in der Chaconne, die Oberstimmen in Variationen fortschreiten. Der P. verschwand schon um die Mitte des 18. Jahrh. aus den Kammersonaten.

Passeier, schönes Hochgebirgsthal in Tirol, durchströmt von der wilden Passer, welche in den Ötzthaler Alpen entspringt und nach einem Laufe von 37 km sich bei Meran in die Etsch ergießt. Seine beiden nördlichen Pässe scheiden bedeutende Gebirgsgruppen voneinander: das Timbljoch (2480 m), welches in das Ötzthal führt, trennt die Ötzthaler von der Stubaier Gruppe, der Jaufen (2094 m), über den man nach Sterzing gelangt, letztere von den Sarnthaler Alpen. Von den Seitenthälern des P. ist das Pfeldersthal das landschaftlich schönste. Hauptort ist St. Leonhard, an der Mündung des Waltenthals, Sitz eines Bezirksgerichts, mit (1880) 1523 Einw. 2 km entfernt das Wirtshaus Am Sand, der Wohnort Andreas Hofers. Auf der Bergwand der Hohen Mart liegt die Alphütte (Hoferbütte), in welcher der Held 28. Jan. 1810 gefangen wurde. Vgl. B. Weber, Das Thal von P. und seine Bewohner (Innsbr. 1852).

Passementen (franz. passements), s. v. w. Posamenten, Posamentierarbeiten.

Passenheim, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Ortelsburg, am Großen Kalbensee und an der Linie Allenstein-Lyck der Preußischen Staatsbahn, hat ein altes Schloß, ein Amtsgericht und (1885) 1956 meist evang. Einwohner. P. erhielt 1386 Stadtrechte.

Passe-partout (franz., spr. pass'partuh), Haupt- oder Kapitalschlüssel; auch ein zu allen Vorstellungen eines Theaters etc. gültiges Freibillet.

Passepied (franz., spr. pass'pjéh, engl. Paspy), französischer, dem Menuett ähnlicher Tanz, stammte der Tradition nach aus der Bretagne und wurde unter Ludwig XIV. ins Ballett eingeführt. Der P. steht in ungeradem Takt (meist ⅜- oder ¾-Takt) und ist ein Rundtanz von heiterer Bewegung. Er beginnt in der Regel im Auftakt, vermeidet punktierten Rhyth-^[folgende Seite]