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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Patentgelb - Paternosterwerke.

Gebiet der Technik wie das angefochtene Patent angehören. Gegen definitive Entscheidungen der 7. Abteilung findet die Berufung an das Reichsgericht (Zivilsenat I) statt. Das amtliche Organ der Reichsbehörde ist das "Patentblatt". Vgl. Patentgesetz vom 25. Mai 1877 und Verordnung, betreffend die Einrichtung, das Verfahren und den Geschäftsgang des Patentamtes, vom 18. Juni 1877.

Patentgelb, s. v. w. Mineralgelb, Kasseler Gelb, Neapelgelb.

Patentgrün, s. v. w. Schweinfurter Grün.

Patentholz, Holzsurrogat, s. Plastische Massen.

Patentierung, eine Form der Gewerbesteuer (s. d.).

Patentindigo, s. v. w. Neublau.

Patentschutz, s. Patent.

Patentsteuer, s. v. w. Gewerbesteuer.

Patenttaxe, s. Patent.

Patentzinnober, auf nassem Weg bereiteter Zinnober.

Pater (lat., "Vater"), in den Klöstern im Gegensatz zu Frater ein zum Diakon oder Priester geweihter Klostergeistlicher.

Patera (lat.), bei den Römern eine flache, runde, zuweilen auch mit Henkel versehene Schale von Thon oder Metall, oft mit Bildnerei und Malerei verziert, diente beim Opfer, namentlich bei der Libation.

Pater familias (lat.), Hausvater; derjenige, welcher einen andern in der väterlichen Gewalt hat, bei den Römern aber auch jeder, der nicht unter väterlicher Gewalt stand, ob er Familie hatte oder nicht.

Paterln, s. Perlen.

Patérna de Rivera, Stadt in der span. Provinz Cadiz, Bezirk Medina Sidonia, hat Mineralquellen mit Badeanstalt und (1878) 3082 Einw.

Paternität (lat.), Vaterschaft, namentlich außereheliche; daher Paternitätsklage (Alimentenklage), die gegen den außerehelichen Vater auf Anerkennung der Vaterschaft und auf Zahlung von Alimenten für das uneheliche Kind gerichtete Klage (s. Alimente).

Paternò, Stadt in der ital. Provinz Catania (Sizilien), am Simeto und am südwestlichen Fuß des Ätna, hat Überreste des alten Hybla major sowie eines Kastells aus der Normannenzeit, 8 Kirchen, heiße Mineralquellen, Wein-, Öl- und Hanfbau, Handel mit diesen Produkten und (1881) 15,230 Einw.

Paternoster (lat.), das "Vaterunser"; dann der Rosenkranz, weil der Beter nach jedem gebeteten Vaterunser ein Kügelchen durch die Finger gleiten läßt; eine Halskette von großen und kleinen Perlen oder Kugeln oder von gehenkelten Münzen u. dgl.; in der Baukunst eine Verzierung, welche aus aneinander hängenden Kügelchen besteht und einem P. ähnlich sieht, dient besonders zur Verzierung von Stäbchen und schmalen Gliedern der Gesimse.

Paternosterbaum, s. Staphylea.

Paternosterdraht, silberplattierter Kupferdraht.

Paternostererbse, Pflanzengattung, s. Abrus.

Paternosterinseln (Pulo Tenga), Gruppe der Kleinen Sundainseln, nördlich von Sumbawa.

Paternosterwerke (Rosenkranzmühlen, franz. Chapelets, engl. Chainpumps), Maschinen, welche dazu dienen, Wasser auf kleinere Höhen zu heben, werden als eine Erfindung der Chinesen angesehen, wenigstens waren sie in China schon in den allerältesten Zeiten bekannt. Die P. bestehen in der Hauptsache aus zwei in vertikaler Richtung voneinander abstehenden Rädern, über die sich eine endlose Kette schlingt, welche Schöpfeimer oder Kasten trägt. Taucht man diese Kette mit dem untern Ende in das Wasser, und dreht man das obere Rad nach der geeigneten Richtung um, so schöpfen die Eimer Wasser, führen dasselbe mit sich empor und gießen es am obern Ende der Maschine in ein untergesetztes Gefäß aus. Man kann auch statt der Eimer oder Kasten einfache Schaufeln, Kolben oder Scheiben etc. anwenden, die man in einer Lutte oder einer Röhre emporsteigen läßt. Diese Maschinen heißen im allgemeinen P. und zwar insbesondere Eimer- oder Kastenkünste, auch Becherwerke, wenn das Wasser in Eimern oder Kasten, Schaufel- oder Scheibenkünste, wenn es durch Schaufeln oder Scheiben, und Püschelkünste, wenn es durch ausgepolsterte Kugeln oder Kissen emporgehoben wird. Die einfache Eimerkunst (Noria) leidet an vielen Übelständen. Zunächst fordert das ungestörte Einschöpfen und Ausgießen des Wassers sowie das regelrechte Auflegen der Kettenglieder auf die Räder oder Trommeln, daß diese Maschine nur langsam umgehe. Ferner ist das Entleeren der Gefäße nicht leicht ohne Zurückfallen einer ansehnlichen Menge Wasser zu bewirken, und endlich muß das Wasser auf eine größere Höhe gehoben werden, als es aufgefangen wird. Fig. 1 und 2 zeigen die Art und Weise, wie eine Noria durch ein umlaufendes Rad mit Triebstöcken in Bewegung gesetzt, und wie das Wasser aus den Gefäßen ausgegossen und aufgefangen wird. Dabei ist F die Welle, b das Rad mit den Triebstöcken i. A, B, C, D, E sind die Eimer. E und A gießen bei der gezeichneten Stellung das Wasser in den Trog a. Um beim Entleeren der Eimer den Wasserverlust möglichst zu vermindern, hat man an den Eimern und dem obern Rad mancherlei Veränderungen vorgenommen. Die Noria kann auch als Umtriebsmaschine verwendet werden. Läßt man nämlich aus einem Gerinne das Wasser beständig in die oben befindlichen Eimer fließen, so wird sich die Maschine durch das Gewicht des Wassers in Bewegung und die Räder, um welche die Kette sich schlingt, in Umdrehung setzen. Obwohl bei dieser Maschine fast das ganze Gefälle nutzbar gemacht wird, so ist der Wirkungsgrad doch ein geringer, weil die vielen beweglichen Teile bedeutende Reibungswiderstände darbieten. Deshalb sind auch häufige Reparaturen erforderlich. Die Eimerkette wird vielfach auch zum Heben von halbflüssigen und festen Körpern benutzt (Baggermaschinen, Winden zum Aufziehen der Ziegel beim Hausbau). In den Getreidemühlen und bei den Dreschmaschinen dient sie unter dem Namen Elevator zum Aufziehen des Getreides u. der Produkte des Mahlprozesses (s. Aufzüge). - Die Schaufelwerke bestehen in der Hauptsache aus einer doppelten Kette ohne Ende mit rechteckigen Holzschaufeln, welche rechtwinkelig auf den Kettengliedern und zwar mitten zwischen den Gelenken derselben befestigt sind. Die Ketten liegen auf Rädern. Die emporsteigende

^[Abb.: Fig. 1. Noria, Vorderansicht. Fig. 2. Noria, Seitenansicht.]