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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Perihepatitis; Perijovium; Perikarditis; Perikarp; Perikitelische Kette; Perikles; Periklitieren; Perikopen

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Perihepatitis – Perikopen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Perihel'

stand des P. vorn Knoten der Bahn, d. i. der an der Sonne gemessene Winkel zwischen P. und Knoten, ist eins der Elemente (s. d.) der Bahn. Bei den elliptischen Bahnen bildet das P. den einen Endpunkt der großen Achse, während man den entsprechenden andern Endpunkt derselben als Aphel oder Sonnenferne bezeichnet, weil er am weitesten von der im Brennpunkt stehenden Sonne entfernt ist. Im P. ist die Geschwindigkeit der Himmelskörper am größten, im Aphel am kleinsten. P. und Aphel zusammen heißen Apsiden (s. d.) der Bahn.

Perihepatitis (grch.), die Entzündung des serösen Überzugs der Leber (s. Leberentzündung).

Perijovium, s. Apsiden.

Perikarditis (grch.), s. Herzbeutelentzündung.

Perikárp, s. Pericarpium.

Perikitelische Kette, eine nach NO. vorstoßende Kette des mittlern Kaukasus mit vielen hohen, schneebedeckten Gipfeln, wie Tebulos, Katschu u. a.

Perĭkles, athenischer Staatsmann, geb. 493 v. Chr. Sein Vater Xanthippus, der Sieger von Mykale, gehörte dem Priestergeschlecht der Buzygen, seine Mutter Agariste, die Nichte des demokratischen Reformers Kleisthenes, dem der Alkmäoniden an. P. begann seine öffentliche Laufbahn 462 mit einer Anklage des damals herrschenden Führers der Aristokratie, Kimon. Damit drang er nicht durch, aber kurz darauf brach er mit Ephialtes gemeinsam die Übermacht des Areopags und beschränkte diesen auf die Blutgerichtsbarkeit. Weitere demokratische Maßnahmen folgten: die Zuständigkeit der Geschworenengerichte (Heliasten) wurde erweitert und ein mäßiger Richtersold eingeführt, auch die sog. Theorika (vom Staat gezahlte Festgelder) wurden für die ärmern Bürger eingerichtet, um diesen die Feier der oft mehrtägigen Feste zu ermöglichen. So gewann er nach und nach Kimon gegenüber die Oberhand; schließlich söhnte er sich mit ihm aus. Nach Kimons Tode (449) aber wurde P., nachdem der neue Führer der Aristokraten, Thukydides, des Melesias Sohn, rasch durch Ostracismus beseitigt war, zu einer Art von Herrscher über Athen. Der gesetzliche Grund, auf dem er seinen Einfluß aufbaute, war das Kriegsamt der Strategie, zu dem er 15 Jahre lang jahraus jahrein gewählt wurde; die Mittel, mit denen er ihn erhielt, waren sein großes staatsmännisches Wissen und seine Rednergabe, von der uns die berühmte Leichenrede des P. bei dem Geschichtschreiber Thukydides eine Ahnung geben kann, auch wenn Thukydides die Rede geformt hat; man nannte P. deshalb den Olympier. Vor seiner Alleinherrschaft hat P. außer den genannten Maßregeln namentlich den Bau der langen Mauern und den Ausbau der durch sie mit Athen verbundenen Hafenstadt des Peiraieus betrieben und sich als Feldherr bei dem ersten Konflikt zwischen Athen und Sparta nach den Perserkriegen (459–445) beteiligt. Danach ist seine Hauptthätigkeit friedlich gewesen: von seiten Spartas sicherte der sog. Dreißigjährige Friede, 445, von seiten Persiens der sog. kimonische, um 449, beide P.’ Werk, die Ruhe. (S. Griechenland, Geschichte.) Seine Politik war im Grunde konservativ; sie erstrebte einerseits volle Ausgestaltung und innere Festigung des attischen Seereichs und der attischen Seemachtstellung, andererseits Vorbereitung des unvermeidlichen Entscheidungskampfes mit Sparta. Die durch P. in Athen veranlaßten herrlichen Bauten (Odeum, Parthenon, Propyläen, s. d.) haben zum guten Teil auch den polit. Zweck gehabt, Athens ↔ Vormachtstellung äußerlich zu zeigen. Obwohl so P. in erster Linie Staatsmann war, hat er sich doch auch als Feldherr bewährt, bei der Niederwerfung des aufständischen Euböa (445) und Samos (441–440), endlich im Peloponnesischen Kriege. Dabei war P. einer der gebildetsten und vielseitigsten Männer seiner Zeit: seine Bauten wie seine Freundschaft mit dem Philosophen Anaxagoras, dem Dichter Sophokles, dem Bildhauer Phidias u. a. geben davon ein beredtes Zeugnis. In seiner Geliebten, dann seiner zweiten Gattin, der Aspasia (s. d.), gewann er eine gleichgestimmte Gefährtin. P. starb im Sept. 429 an der Pest. Unter den aus dem Altertum erhaltenen Porträtbüsten ist die im Vatikan zu Rom bekannt (s. Tafel: Griechische Kunst II, Fig. 12).

Außer den Schilderungen bei Thukydides und dem Leben des P. von Plutarch vgl. Oncken, Athen und Hellas, Tl. 2 (Lpz. 1866); Filleul, Histoire du siècle de P. (2 Bde., Par. 1873; deutsch von Döhler, 2 Bde., Lpz. 1874–75); Lloyd, The age of P. (2 Bde., Lond. 1875); Ad. Schmidt, Das Perikleische Zeitalter (2 Bde., Jena 1877 -79); Beloch, Die attische Politik seit P. (Lpz. 1884); Pflugk-Harttung, P. als Feldherr (Stuttg. 1884); H. Delbrück, Die Strategie des P., erläutert durch die Strategie Friedrichs d. Gr. (Berl. 1890).

Periklitieren (lat.), Gefahr laufen, unter Gefahr etwas wagen.

Perikopen (grch., «Abschnitte»), biblische Abschnitte, die in fester Verteilung auf die einzelnen Fest-, Sonn- und wohl auch Wochentage des Jahres bei den Gottesdiensten als Lesestücke (Lektionen, s. d.) und Predigttexte gebraucht werden. Schon in den ältesten Zeiten der christl. Kirche wurden solche P. festgestellt, und die verschiedenen Teile der christl. Kirche haben sich je ihre besondern P. gebildet. Die noch jetzt in der röm.-kath. und mit einigen Abänderungen auch in der luth. Kirche amtlich vorgeschriebenen P. bilden zwei Reihen für das Jahr, deren eine ausschließlich Abschnitte aus den Evangelien, und deren andere solche aus den Episteln und aus der Apostelgeschichte nebst einigen alttestamentlichen Stellen enthält. Ihre Auswahl und Anordnung stammt der Hauptsache nach aus dem 5. oder 6. Jahrh. Man bezeichnet sie deshalb gewöhnlich als die alten im Unterschiede von den vielen neuern P., die in der evang. Kirche seit dem Ende des 18. Jahrh, aufgestellt und in manchen Landeskirchen amtlich eingeführt sind. Darüber, ob nur über die P. oder auch über andere Bibelstellen gepredigt werden darf (Perikopenzwang oder Perikopenfreiheit), ist in der luth. Kirche viel gestritten worden, während die reform. Kirche diesen Zwang von vornherein beseitigt hat. In der neuern Zeit ist auch in der luth. Kirche der früher überwiegend geltende Perikopenzwang meistens aufgegeben oder wenigstens durch Einführung mehrfacher, nebeneinander bestehender Perikopenreihen gemildert worden. – Vgl. Ernst Ranke, Das kirchliche Perikopensystem aus den ältesten Urkunden der röm. Liturgie dargelegt (Berl. 1847); ders., Kritische Zusammenstellung der innerhalb der evang. Kirche Deutschlands eingeführten neuen Perikopenkreise (ebd. 1850); Bobertag, Das evang. Kirchenjahr (Bresl. 1853); Nebe, Die evangelischen und epistolischen P. des Kirchenjahres (6 Bde., Wiesb. 1875–83); B. Wohlfahrt, Perikopen- und Textbuch (2 Teile, Gotha 1888); Bauernfeind, Das altkirchliche Perikopensystem der abendländischen Kirche (Gütersloh 1890); Allgemeines deutsches Perikopenbuch (Halle 1892).