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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Perigäum; Perigenĕsis; Perigōn; Périgord; Périgueux; Perigy̆nus; Perihēl

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Perigäum - Perihel

sich 1870 als Kapitän der Mobilgarde bei der Verteidigung von Paris aus, wurde 1871 Kabinettschef seines Vaters im Ministerium des Innern und wurde 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, wo er sich dem linken Centrum anschloß. Am 13. Sept. 1877 wurde er unter Bardoux Unterstaatssekretär im Kultusministerium und bekleidete dieses Amt bis zum Rücktritt des Ministeriums 30. Jan. 1879. Als 1883 das Gesetz über die Ausweisung der franz. Herrscherfamilien zur Beratung stand, legte P. sein Abgeordnetenmandat nieder, weil er seine eigene republikanische Überzeugung nicht mit seinen orléanistischen Familientraditionen in Einklang zu bringen vermochte. Er wurde jedoch noch in demselben Jahr wiedergewählt und 17. Okt. 1883 zum Unterstaatssekretär im Kriegsministerium ernannt, was er bis zum Rücktritt des Kabinetts 3. Jan. 1885 blieb. 1890 wurde er zum Vicepräsidenten und 10. Jan. 1893 zum Präsidenten der Deputiertenkammer gewählt und nach dem Rücktritt Dupuys 1. Dez. 1893 mit der Neubildung eines Kabinetts betraut, worin er selbst das Auswärtige übernahm. Schon 22. Mai 1894 zwang ihn jedoch die Verbindung der Rechten mit der extremen Linken zum Rücktritt, indem sie im Gegensatz zu der Regierung verlangten, daß das Gesetz über die Bildung von Arbeitersyndikaten auch für die im Staatsdienst beschäftigten Arbeiter Geltung haben solle. Da ihm Dupuy als Ministerpräsident folgte, wurde P. 3. Juni an dessen Stelle wieder Kammerpräsident, und nach der Ermordung Carnots (25. Juni) 27. Juni 1894 im ersten Wahlgang von der Rechten und den gemäßigten Republikanern des Kongresses mit 451 von 853 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten der Republik gewählt, während auf Brisson 191, auf Dupuy 99 Stimmen fielen. Das sofort eingereichte Abschiedsgesuch Dupuys nahm er nicht an. In der Antrittsbotschaft, die er 3. Juli an den Senat und an die Deputiertenkammer richtete, bekundete er die Absicht, wieder einen entscheidendern Einfluß auf die Regierung auszuüben, als es seine Vorgänger gethan hatten. Zur allgemeinen Überraschung verkündigte P. jedoch bereits einen Tag nach der Dimission des Kabinetts Dupuy (15. Jan. 1895, s. Frankreich, Geschichte) auch seinen eigenen Rücktritt, wahrscheinlich aus persönlichen Gründen. Seitdem hat er sich gänzlich von der Politik zurückgezogen.

Perigäum (grch.), s. Apsiden.

Perigenĕsis der Plastidule, s. Erblichkeit.

Perigōn (grch.), jede Blütenhülle, die nicht deutlich in Kelch und Blumenkrone geschieden, sondern in allen Teilen entweder mehr kelchartig oder mehr blumenkronenartig ausgebildet ist.

Périgord (spr. -gohr), ehemalige Grafschaft im südwestl. Frankreich, die zur Provinz Guyenne (s. d.) gehörte und einen Teil des heutigen Depart. Dordogne bildet; sie zerfiel in Ober-Périgord mit der Hauptstadt Périgueux und Nieder- oder Schwarz-Périgord, so genannt wegen des Reichtums an Wäldern. Im Mittelalter gehörte P. zuerst den Westgoten, dann den Franken; 1154 kam es an England und blieb dann zwischen diesem und Frankreich strittig. Nach der Ächtung des Grafen Archimbald 1399 durch Karl Ⅵ. erhielt P. der Feind seines Hauses, Herzog Ludwig von Orléans, dessen Sohn seine Ansprüche 1437 an Johann von Blois verkaufte. Des letztern Nichte, Franziska, brachte P. dem Herrn von Albret (s. d.) zu, dessen Erbtochter Johanna sich mit Anton von Bourbon vermählte. Ihr Sohn Heinrich Ⅳ. vereinigte, nachdem er 1589 den franz. Thron bestiegen hatte, P. mit der Krone.

Périgord (spr. -gohr), Abbé, s. Talleyrand, Geschlecht.

Périgueux (spr. -göh). 1) Arrondissement im franz. Depart. Dordogne, hat auf 1917,24 qkm (1891) 120922 E., 9 Kantone und 113 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Depart. Dordogne und früher der Landschaft Périgord, rechts an der Isle und an den Linien Limoges-Agen, P.-Coutras (75 km, nach Bordeaux), P.-Ribérac (37 km), P.-St. Pardoux-la-Rivière (53 km, nach Angoulême), P.-St. Yrieix (75 km) und P.-Figeac-Toulouse (321 km) der Orléansbahn, ist Sitz des Präfekten, des Generalkommandos der 24. Infanteriedivision, eines Bischofs, Gerichtshofs erster Instanz, Assisenhofs, Handels- und Friedensgerichts, einer Ackerbaukammer und einer Filiale der Bank von Frankreich, hat (1891) 28734, als Gemeinde 31439 E., in Garnison das 50. Infanterieregiment; ein Lyceum, Priesterseminar, Lehrerseminar, eine Zeichenschule, eine Bibliothek, ein Museum mit röm. Altertümern, Waffen, Münzen, eine mineralog. Sammlung, eine Gesellschaft der Wissenschaften und Künste u. a. Die alte Stadt (la Cité) liegt unten, die neue Stadt (le Puy St. Front) ist amphitheatralisch die Anhöhe hinaufgebaut. Von Gebäuden sind zu nennen: die Kathedrale St. Front (dem Patron von Périgord geweiht, erbaut 984‒1047), mit Spitzbogenarkaden unter den Kuppeln, seit der Erneuerung 1865 ganz verändert und der Markuskirche ähnlich, hat 5 Kuppeln, eine Länge und Breite von je 56 m und unter den Wölbungen eine Höhe von 27 m und einen Glockenturm (60 m) im byzant. Stil; die alte Kathedrale St. Etienne in der Cité, ebenso alt und im gleichen Stil, mit 2 Kuppeln und einem riesigen, in Eichenholz geschnitzten Altarblatt; ferner eine Freimaurerloge, das Theater, Krankenhaus, Gefängnis u. a. Schöne Plätze sind: Cours Michel Montaigne mit den Bronzestandbildern von Montaigne (von Lanno) und Daumesnil (nach Rochet); Place Tourny mit der Bronzestatue Fénelons (von Lanno) und Place Bugeaud mit dem Standbild des Marschalls Bugeaud aus Bronze (von Dumont). Die Cité hat noch Reste röm. Mauern mit Türmen, 2 Türme vom Schloß Barrière (10. bis 12. Jahrh.), den röm. Turm de Besonne (66 m Umfang, 27 m Höhe), geringe Reste eines Amphitheaters (3. Jahrh.), das 40000 Menschen fassen konnte, und Thermen aus der Zeit des Augustus. P. liefert die berühmten Trüffeln von Périgord und Trüffelpasteten, Truthühner, landwirtschaftliche Geräte, Messer, Kurzwaren, wollene Serge und hat eine Tabakmanufaktur, Eisenhütten, Brauereien, Seidenspinnerei, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Eisen, Ochsen, Schweinen, Wein und Trüffeln. Südlich von P. das alte Vesuma, die Hauptstadt der Petrocorier, die im Mittelalter Petragorica, Petracorium hieß und 1356 von den Engländern genommen wurde.

Perigy̆nus, perigȳnisch (grch., «umweibig»), s. Blüte.

Perihēl (grch.) oder Sonnennähe, derjenige Punkt der Bahn eines Planeten oder Kometen, welcher der in dem einen Brennpunkt der Bahn stehenden Sonne am nächsten liegt. Die Bahn kann hierbei sowohl eine Ellipse sein, wie bei den Planeten, oder eine Parabel, wie bei den meisten Kometen. Die lineare Entfernung des P. von der Sonne nennt man die Periheldistanz. Der Ab- ^[folgende Seite]