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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Peridermĭum; Peridĭe; Peridōt; Peridotīte; Peridrōm; Periēgesis; Periëncephalītis; Perier; Perĭer

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Peridermium - Perier

nicht bloß aus Korkzellen, sondern auch noch aus andern vertrockneten Gewebeelementen. Viel umfangreicher wird aber die Borkenbildung, wenn auf das erste Phellogen nach einem bestimmten Zeitraum weiter im Innern des Stammes die Bildung eines zweiten und so nacheinander die eines dritten, vierten u. s. w. folgt, so daß nach jedesmaliger Neubildung von Korkschichten die nach außen liegenden Partien vertrocknen. Die abgeschiedenen Gewebekomplexe, die durch die weitere Vergrößerung des Stammdurchmessers in verschiedenartiger Weise zersprengt werden, bilden dann die rissige oder in langen Strähnen oder in Schuppen bestehende Borke. Während z. B. beim Weinstock jedes Jahr die überflüssigen äußern Gewebepartien in Form von bandartigen Streifen entfernt werden, erfolgt das Abwerfen derselben bei der Platane in Gestalt von Schuppen; bei vielen andern Bäumen, z. B. bei der Eiche, bleibt zwar die vertrocknete Partie noch lange am Stamm erhalten, aber sie zeigt eine mit tiefen Rissen versehene Oberfläche und bildet eine oft sehr starke Lage um die eigentliche Rinde des Baums.

Peridermĭum Link, Blasenrost, Gattung parasitischer Pilze aus der Familie der Uredineen (s. d.) oder Rostpilze. Über den hauptsächlich auf der Kiefer vorkommenden Blasenrost, P. pini Wallr., s. Kienkrankheit. Die auf der Rinde wachsende Form P. pini corticolum verursacht Blasen, die Äcidienbecher mit großen Peridien darstellen und den sog. Kienzopf, Krebs oder Brand der Kiefer hervorrufen. Die Form auf den Nadeln P. pini acicolum bildet ähnliche Äcidienbecher auf den Nadeln und bewirkt ein Absterben der Nadeln. In den Generationswechsel dieses Pilzes gehört ein auf Kompositen aus der Gattung Senecio häufiger Rostpilz, Coleosporium compositarum Lev.

Peridĭe, bei verschiedenen Pilzen die lederartige, derbe Hülle um die Sporenlager. Bei den Gasteromyceten werden die ganzen Fruchtkörper von einer solchen Haut eingehüllt, bei den Uredineen sind nur die Äcidien bedeckt. Bei der Reife der Sporen öffnen sich die P. auf sehr verschiedenartige Weise.

Peridōt, Mineral, s. Olivin.

Peridotīte, s. Olivingesteine.

Peridrōm (grch.), der Gang zwischen den Säulen und der Cellamauer eines Tempels.

Periēgesis (grch.), eigentlich das Herumführen eines Fremden und das damit verbundene Vorzeigen und Erklären von Sehenswürdigkeiten; Periegēt, Fremdenführer. Periegēsen nannte man dann auch Schriften, in denen Kunstdenkmäler und sonstige Merkwürdigkeiten verzeichnet, beschrieben und erklärt wurden. Diese Litteratur kam in der alexandrinischen Zeit auf, ihr bedeutendster Vertreter war Polemo (s. d.). Nach dem Verlust der Werke der ältern Periegeten ist das des Pausanias (s. d.) sehr wichtig. In allgemeinem Sinne wird P. für Länder- und Erdbeschreibungen gebraucht. (S. Dionysius Periegetes.) Die Reste der periegetischen Litteratur finden sich in den «Fragmenta historicorum graecorum» von C. und Th. Müller (5 Bde., Par. 1841‒70) und in den «Geographi graeci minores» von C. Müller (2 Bde., ebd. 1855‒61) gesammelt.

Periëncephalītis (grch.), Entzündung der Hirnrinde.

Perier (spr. -rĭeh), Auguste Casimir Victor Laurent, franz. Staatsmann, Sohn des folgenden, geb. 20. Aug. 1811 zu Paris, widmete sich der diplomat. Laufbahn, war seit 1832 Gesandtschaftssekretär in London, dann in Brüssel und Petersburg, wurde 1840 Geschäftsträger in Neapel, 1841 Gesandter im Haag, 1843 in Hannover. Er trat 1846 als Abgeordneter von Paris in die Deputiertenkammer ein und wurde 1849 in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, wo er zuerst der Politik Napoleons zuneigte, dann aber gegen den Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 protestierte, weshalb er auf einige Tage verhaftet wurde. Er widmete sich nun landwirtschaftlichen Unternehmungen und trat erst 1871 nach dem Sturz des Kaiserreichs als Mitglied der Nationalversammlung wieder an die Öffentlichkeit. Er gehörte der gemäßigt republikanischen Partei der Richtung Thiers’ an und übernahm 11. Okt. 1871 das Ministerium des Innern, legte es aber schon 6. Febr. 1872 wieder nieder. 1876 wurde er in den Senat gewählt. P. starb 7. Juli 1876 in Paris. 1874 wandelte er seinen Familiennamen in Casimir-Perier um.

Perier (spr.-rĭeh), Casimir, franz. Staatsmann, geb. 21. Okt. 1777 zu Grenoble, besuchte das Collège der Oratorianer in Lyon, trat 1798 in das Geniekorps bei der Armee von Italien und wohnte den beiden folgenden Feldzügen bei. Nach der Rückkehr gründete er mit seinem Bruder Scipion zu Paris ein Bankhaus, das bald zu großer Blüte gelangte. P. unterwarf 1817 die Finanzpolitik der Minister in einer Flugschrift einer scharfen Beurteilung und wurde hierauf von der Hauptstadt in die Kammer gewählt, in der er mit Energie namentlich die Verwaltung Villèles bekämpfte. Er wurde von der nach der Julirevolution 3. Aug. 1830 konstituierten Kammer zum Präsidenten gewählt, legte aber diese Würde bereits bei der Bildung des Ministeriums vom 11. Aug. nieder, in das er ohne Portefeuille eintrat. Nachdem Laffitte 3. Nov. die Regierung übernommen hatte, schied P. aus dem Kabinett und kehrte auf den Präsidentenstuhl der Kammer zurück, trat jedoch schon 13. März 1831 an die Spitze des Ministeriums und übernahm das Portefeuille des Innern. Mit der Präsidentschaft P.s begann die Herrschaft des sog. Juste-Milieu. Während man den karlistischen Aufstand in der Vendée und die republikanischen Aprilunruhen mit blutiger Strenge erstickte, wurde die Deputiertenkammer wegen ihres Liberalismus aufgelöst. Allein die neu gewählte Kammer war für das Ministerium nicht günstiger gestimmt und entschied sich nach dem heftigsten Kampf 18. Okt. 1831 mit großer Majorität gegen die beantragte Erblichkeit der Pairswürde. Trotz dieser Niederlage blieb P. am Staatsruder und unterdrückte mit der größten Energie die neuen Unruhen, die auf die Kunde von dem Fall Warschaus ausbrachen, den Aufstand der Seidenarbeiter zu Lyon im November und die Erneuerung der karlistischen Bewegungen im Frühjahr 1832. P. starb in der Nacht vom 15. zum 16. Mai 1832 an der Cholera. Seine «Opinions et discours» erschienen 1838 von Rémusat herausgegeben. – Vgl. Remusat, Casimir P. (Par. 1874); Graf von Montalivet, La politique conservatrice de Casimir P. (ebd. 1874); Nicoullaud, Casimir P., deputé de l’opposition. 1817‒30 (ebd. 1894).

Perier (spr. -rĭeh), richtiger Casimir-Perier, Jean Paul Pierre, Präsident der Französischen Republik, geb. 8. Nov. 1847 zu Paris als Sohn von Auguste P., erhielt gleichzeitig mit seinem Vater im April 1874 die Erlaubnis, seinen Familiennamen in Casimir-Perier umzuwandeln. Er zeichnete