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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Platalea – Platen

stand sie bis in die byzant. Zeiten fort; noch jetzt findet man große Überreste ihrer Mauern bei dem Dorfe Kokla, die neuerdings von dem amerik. Archäologischen Institut zu Athen durchforscht worden sind. – Vgl. Ch. Waldstein, Discoveries at Plataia in 1890 (in der «Papers of the American School of classical studies of Athens», 1892).

Platalĕa, s. Löffelreiher.

Platanacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordung der Saxifraginen (s. d.), nur die Gattung Platane (s. d.) umfassend.

Platāne (Platanus L.), Pflanzengattung, die hohe Bäume von eichenartigem Wuchse mit dünner, glatter, weißlicher, in großen dünnen Platten und Schuppen sich abschürfender Rinde (daher auch Kleiderbaum genannt), handförmig gelappten, ahornähnlichen Blättern und kugeligen, an hängenden Stielen reihenweise sitzenden Blütenkätzchen umfaßt und eine eigene kleine Familie, die Platanaceen (s. d.), bildet. Die männlichen Kätzchen bestehen aus keilförmigen, fleischigen, um eine kugelige Spindel gestellten Schuppen und dazwischen stehenden Staubgefäßen, die weiblichen aus ähnlichen Schuppen und Fruchtknoten mit fadenförmigem, hakig gekrümmtem Griffel. Die Frucht ist ein einsamiges Nüßchen. Von den fünf bekannten Arten der Gattung P. gehören vier Nordamerika an. Die in Griechenland und im Orient heimische orientalische P. (Platanus orientalis L.) war ihrer Schönheit wegen schon bei den Griechen und Römern sehr beliebt. Auch jetzt noch wird dieser Baum im ganzen südl. Europa an Wegen und in Gärten häufig angepflanzt. In Mittel- und Norddeutschland leidet er von Winterkälte, es wird daselbst an seiner Stelle in Gärten und Alleen die sehr ähnliche nordamerikanische P. (Platanus occidentalis L., s. Tafel: Saxifraginen, Fig. 5) angepflanzt, die unsern Winter gut erträgt und bis 25 m hoch wird. Die P. sind schnellwüchsige Holzarten, erreichen hohes Alter und riesige Größen. Im Thale von Böjükdere bei Konstantinopel steht die größte P. Europas (Platanus orientalis) von 30 m Höhe, deren von einer Höhlung durchbrochener Stamm 50 m Umfang besitzt; ihr Alter schätzt man auf 2‒3000 J. Das Holz der P. ist sehr hart, spaltet schlecht und besitzt geringe Dauer.

Platanista, s. Gangesdelphin.

Platănus, s. Platane.

Plate, Untiefe, s. Watten.

Plateau (frz., spr. -toh), s. Ebene.

Plateau (spr. -toh), Jos. Ant. Ferd., belg. Physiker, geb. 14. Okt. 1801 zu Brüssel, studierte in Lüttich und erhielt bei der Errichtung der Universität Gent 1835 den Lehrstuhl der Experimentalphysik und Astronomie, den er bis zu seinem Ruhestand 1871 bekleidete. Er starb 15. Sept. 1883 in Gent. Er war namentlich auf dem Gebiete der Optik thätig. Das Anorthoskop (s. d.) ist seine Erfindung. (S. auch Plateaus Versuche.)

Sein Sohn, Felix August Josepb P., geb. 16. Juni 1841 zu Gent, studierte daselbst, wurde 1868 Professor am königl. Athenäum zu Brügge und ist seit 1870 Professor der Zoologie an der Universität Gent. Er hat sich durch zoolog., namentlich entomolog. Arbeiten hervorgethan.

Plateaugebirge, s. Gebirge.

Plateaus Versuche, vom belg. Physiker Plateau (s. d.) angestellte Versuche, die darauf beruhen, daß sich Öl in einer Mischung von Wasser und Alkohol von dem specifischen Gewicht des Öls schwebend erhält. Die durch die Molekularkräfte bedingte Oberflächenspannung (s. d.) des Öls wird unter diesen Umständen sehr merklich und gestaltet die frei schwebende Ölmasse, indem die Oberfläche so klein als möglich zu werden strebt, zu einer Kugel. Durch Einbringen von Drahtgerüsten, an denen die Ölmasse anhaftet, können noch mannigfaltige Gestalten zu stande kommen, die alle das Gemeinsame haben, bei gegebener Masse eine so kleine Oberfläche darzubieten, als dies mit dem Anhaften an den Drähten nur verträglich ist. Taucht man das Kantengerüst eines Tetraeders in Seifenlösung, so bilden sich beim Herausziehen sechs dünne ebene Flüssigkeitshäutchen, die von den Kanten ausgehend im Schwerpunkt des Tetraeders zusammenlaufen. Diese und ähnliche aus dünnen Häutchen bestehende Figuren können frei in der Luft dargestellt werden, da in diesem Falle die an der geringen Masse angreifende Schwere ganz gegen die an der verhältnismäßig großen Oberfläche wirksamen Molekularkräfte zurücktritt. Die Figuren bilden sich ebenfalls so, daß die Fläche der Häute möglichst klein ausfällt. Steckt man durch die oben erwähnte Ölkugel einen Draht mit einer Platte, und versetzt die Kugel in Drehung, so plattet sie sich ab, und es löst sich schließlich vom Äquator derselben ein Ring ab. Dieser Versuch veranschaulicht die Abplattung der Erde und die Bildung der Saturnringe. – Vgl. Plateau, Statique expérimentale et théorique des liquides soumis aux seules forces moléculaires (2 Bde., Par. 1873).

Plateaux des Causses, s. Causses, Plateaux des.

Platen, altes pommersches Adelsgeschlecht, das sich schon frühzeitig in mehrere Zweige spaltete. Erasmus von P. aus dem Hause Granskewitz wurde 1630 zum Reichsfreiherrn erhoben; Franz Ernst von P. aus dem Hause Granskewitz, geb. 1631, gest. 1709, der zuletzt kurbraunschw. Geheimrat und Premierminister war, wurde 1670 als Reichsfreiherr anerkannt und 1689 in den Reichsgrafenstand erhoben. Auch wurde er von Kurbraunschweig mit dem General-Erbpostmeisteramte für den jedesmaligen Geschlechtsältesten nach dem Rechte der Erstgeburt belehnt. Dieses Amt verblieb dem gräfl. Hause als Titel, nachdem das Kurhaus 1736 von Graf Georg Ludwig von P., dem Enkel Franz Ernsts, die Einkünfte und Administration desselben zurückgekauft hatte. Inzwischen war auch 1704 die Grafschaft Hallermund (Hallermünde), jedoch ohne die Einkünfte derselben, an die Grafen von P. gekommen. Seit dieser Zeit nannten sie sich Grafen P. zu Hallermund. 1819 erhielten sie einen erblichen Sitz in der hannov. Ersten Kammer, und seit 1829 führt das Haupt des gräfl. Hauses das Prädikat Erlaucht. An der Spitze des Hauses steht gegenwärtig Graf Karl von Platen-Hallermund, geb. 18. Sept. 1870, General-Erbpostmeister und Herr auf Weißenhaus in Holstein. Ein Großvatersbruder desselben, Graf Adolf von Platen-Hallermund, geb. 10. Dez. 1814, betrat die diplomat. Laufbahn, war bis 1852 hannov. Gesandter in Wien, dann zu Paris, bis er Juli 1855 das Ministerium des Auswärtigen übernahm, das er bis zur Einverleibung Hannovers in Preußen bekleidete. Darauf hielt er sich anfangs zu Hietzing bei Wien in der Umgebuug des Exkönigs Georg Ⅴ. auf, zog sich aber später zurück und starb 27. Dez. 1889 in Dresden. Ein Bruder des letztern, Graf Julius von Platen-Hallermund, geb.