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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Platen-Hallermund; Plater; Plateréskenstil; Platform; Plathe; Plathelmíntes; Platin

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Platen-Hallermund – Platin

26. Dez. 1816, Oberstlieutenant a. D., war königl. Oberschenk sowie Generalintendant des Hoftheaters und Hoforchesters in Hannover. Seit 1. März 1867 wirkte er als Intendant des Hoftheaters und der königl. Kapelle zu Dresden, wo er 1. Sept. 1889 starb. – Ihres Großvaters Bruder, Graf August Philipp von Platen-Hallermund, geb. 22. Juni 1748, gest. 1831 als bayr. Oberhofmeister, war der Vater des Dichters, Grafen August von Platen-Hallermund.

Platen-Hallermund (gewöhnlich Platen-Hallermünde), Aug., Graf von, Dichter, geb. 24. Okt. 1796 zu Ansbach, besuchte seit 1806 das Kadettenhaus und seit 1810 das Pageninstitut in München und nahm 1815 als Unterlieutenant im Leibregiment des Königs an dem zweiten Feldzug gegen Frankreich teil. Er ließ sich dann beurlauben und studierte seit 1818 in Würzburg und hierauf in Erlangen, wo er sich mit Schelling befreundete, vorzugsweise Philologie und Philosophie und hielt sich dann an den verschiedensten Orten Deutschlands und Österreichs auf. Die Beschäftigung mit der pers. Sprache und Litteratur begeisterte ihn zu seinen «Ghaselen» (Erlangen 1821). Frühere und gleichzeitige Gedichte sammelte er in den «Lyrischen Blättern» (Lpz. 1821) und in den «Vermischten Schriften» (Erlangen 1822). Hierauf verfaßte er das Drama «Der gläserne Pantoffel», eine Dichtform, die er in der «Verhängnisvollen Gabel» (Stuttg. 1826) und dem «Romantischen Ödipus» (ebd. 1829) mit Meisterschaft in Sprache und Versbau zu satir. Zwecken benutzte. Dazwischen erschienen seine «Schauspiele» (Stuttg. 1828) und die auf seiner ersten ital. Reise 1824 gedichteten «Sonette aus Venedig» (Erlangen 1825). Von Italien aus, wohin er 1826 zum zweitenmal gereist war und von wo er seitdem nur zweimal auf kurze Zeit nach Deutschland zurückkehrte, besorgte er eine vollständige Sammlung seiner Gedichte (Stuttg. 1828; neu hg. in Reclams «Universalbibliothek»). Dort entstand auch das Drama «Die Liga von Cambrai» (Frankf. 1833) sowie das histor. Werk «Geschichten des Königreichs Neapel von 1414 bis 1443» (ebd. 1833). Im Sept. 1835 trieb ihn die Furcht vor der Cholera nach Sicilien. In Syrakus aber ergriff ihn ein heftiges Fieber, welchem er 5. Dez. 1835 erlag. Sein letztes Werk war eine größere Dichtung in neun Gesängen: «Die Abassiden» (Stuttg. 1835). Eine Anzahl von Gedichten, die in Deutschland censurwidrig befunden wurden, erschienen in Straßburg (1839; 2. verm. Aufl. 1844). Nach seinem Tode erschienen seine «Gesammelten Werke» (Stuttg. 1838; neue Aufl., 2 Bde., 1877), denen sich der «Poet. und litterar. Nachlaß» (hg. von Minckwitz, 2 Bde., Lpz. 1852) anschloß. Neu herausgegeben wurden seine «Werke» von Redlich (3 Bde., Berl. 1883). P. hat das Verdienst, in einer Zeit, in der die Kunst der dichterischen Form ganz zu zerfallen drohte, durch Wort und That auf sie hingewiesen und selbst in dieser Beziehung Vollendetes geleistet zu haben, namentlich in den aus seinen letzten Lebensjahren stammenden Oden und Hymnen. Seine beiden satir. Dramen: «Die verhängnisvolle Gabel» und «Der romantische Ödipus», kämpfen gegen die von Müllner und Immermann vertretenen Richtungen der sog. Schicksalstragödie und der falschen Romantik an. Seine «Polenlieder» gehören zu den Anfängen der polit. Poesie in Deutschland. 1859 ward ihm zu Ansbach ein Bronzestandbild (von Halbig) gesetzt, ein anderes 1869 über seiner Grabstätte im Garten der Villa Landolina bei Syrakus. – Vgl. Minckwitz, Graf P. als Mensch und Dichter (Lpz. 1838); Briefwechsel zwischen P. und Minckwitz (ebd. 1836); P.s Tagebuch (hg. von Pfeufer, Stuttg. 1860); L. Böhme, Zur Würdigung P.s (Annab. 1879); R. Strackerjan, Wilhelm Müller und Aug. Graf von P. (Oldenb. 1884).

Plater, Gelehrter, s. Platter.

Plateréskenstil (vom span. platero, Goldschmied), der span. Frührenaissancestil. Er kam im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrh. auf und herrschte bis gegen 1560. Die Zeitgenossen nannten ihn (obra del) romano, die Puristen des 16. Jahrh. mixto, weil er den klassischen Ornamenten, besonders anfangs, das got. Gerippe zu Grunde legte und sich nicht an die Maße und Vorschriften des Vitruv band. An manchen Gebäuden sind platereske Elemente mit gleichzeitig von got. und maur. Schulen gelieferten verknüpft.

Platform (engl.), s. Plattform.

Plathe in Pommern, Stadt im Kreis Regenwalde des preuß. Reg.-Bez. Stettin, an der Rega und der Nebenlinie Gollnow-Kolberg der Altdamm-Kolberger Eisenbahn, hat (1890) 2262 meist evang. E., darunter 57 Israeliten, Post, Telegraph, evang. Kirche, Präparandenanstalt, Molkerei und in der Nähe Rittergut und Schloß.

Plathelmíntes, s. Plattwürmer.

Platin, Platina (chem. Zeichen Pt; Atomgewicht 194,8), ein Metall, das von dem span. Mathematiker Anton d’Ulloa in dem goldführenden Sande des Flusses Pinto in Choco (Neugranada) in Südamerika entdeckt und anfänglich für Silber gehalten wurde, bis 1752 der schwed. Münzdirektor Scheffer das P. als ein besonderes Metall erkannte. Es findet sich nur gediegen und zwar in dem Platinerze in Columbia, Peru, Brasilien, in Kalifornien und Oregon, in Australien und auf Borneo, besonders aber in Rußland am Ural, in der Nähe der Orte Bogoslowsk, Miask, Newjansk und Nischnetagilsk. Diese Fundorte wurden 1824 entdeckt und liefern jetzt jährlich bis zu 4400 kg rohes P. Südamerika liefert jährlich etwa 450, Borneo etwa 100 kg. Fast alles rohe Metall wird nach London, Paris und Hanau, wo sich große Fabriken mit seiner Verarbeitung befassen, verkauft. Der jährliche Verbrauch an P. beträgt zur Zeit gegen 7000 kg, worunter sich 30‒40 Proz. gebrauchtes P. (Altplatin) befinden. Reines P. kostete 1889 durchschnittlich 950 bis 1000 M. pro Kilogramm, stieg aber 1890 auf den doppelten Preis. 1894 kostete das Kilogramm 13‒1400 M. Das Platinerz (rohes P.) ist ein Gemenge von P., Palladium, Rhodium, Iridium, Osmium, Ruthenium, Eisen, Kupfer und Blei; sein Gehalt an P. beträgt 57‒86 Proz. Das P. wird aus seinen Erzen durch einen langwierigen nassen Weg (nach Wollaston) oder in neuerer Zeit aus eine mehr metallurgische Weise (nach H. Deville und Debray) isoliert. Es ist fast silberweiß, glänzend, hämmer- und streckbar und in dünnen Blechen so weich, daß es mit der Schere geschnitten werden kann, bei starker Glut schweißbar. Es läßt sich zu Blech walzen und zu Draht ausziehen. Sein spec. Gewicht ist 21,504, sein Schmelzpunkt 1775° C. Je nach der Gewinnungsart unterscheidet man gehämmertes und geschmolzenes P. Das Schmelzen geschieht in Kalktiegeln im Knallgasgebläse, neuerdings auch mit Hilfe der Hitze des elektrischen Stroms. Es dient zur Anfertigung vieler chem. und technischen Apparate und Utensilien, die durch hohe Temperatur und die mei- ^[folgende Seite]