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Rhytina – Ribble
Zeitwert hat. Eine von Einem Iktus beherrschte Gruppe von Grundzeiten wird Versfuß oder schlechthin Fuß (pes) genannt, der, je nachdem Arsis oder Thesis vorangeht, eine ab- oder aufsteigende Bewegung hat. Nach dem Vorgang der Griechen unterscheidet man folgende Füße: 1) zweisilbige: Pyrrhichus (⏑ ⏑), Iambus (⏑ –), Trochäus (– ⏑), Spondeus (– –); 2) dreisilbige: Tribrachys (⏑ ⏑ ⏑), Molossus (– – –), Bacchius (– – ⏑), Palim- oder Antibacchius (⏑ – –), Kretischer Versfuß (Creticus) oder Amphimacer (– ⏑ –), Anapäst (⏑ ⏑ –), Amphibrachys (⏑ – ⏑), Daktylus (– ⏑ ⏑); 3) viersilbige: Dispondeus (– – – –), Dipyrrhichius oder Proceleusmaticus (⏑ ⏑ ⏑ ⏑), Choriambus (– ⏑ ⏑ –), Antispast (⏑ – – ⏑), Ditrochäus (– ⏑ – ⏑), Diiambus (⏑ – ⏑ –), Ionicus a majori (– – ⏑ ⏑), Ionicus a minori (⏑ ⏑ – –), die vier Arten der Epitrite, in denen zu drei Längen eine Kürze sich gesellt, und die vier Päonen, die aus drei Kürzen und einer Länge bestehen. Leicht läßt sich die Anzahl dieser Füße im Fortschreiten zu fünf- und sechssilbigen durch Kombination noch weiter vermehren. Indem die Füße als Taktschritte zu einem rhythmischen Ganzen verbunden werden, entsteht die rhythmische Reihe oder Periode oder der Vers (s. d.). Man kann diesen entweder Fuß für Fuß oder so abteilen, daß je zwei oder auch wohl drei Füße zusammengenommen werden. Das erste giebt die Monopodie, das zweite die Dipodie, das letzte die Tripodie. So wird z. B. der anapästische Vers von den Alten dipodisch, von den Neuern gewöhnlich monopodisch gemessen. Im Versganzen vereinigt sich der Charakter der einzelnen Füße zu einem Gesamtausdruck, welcher den darin vorherrschenden Füßen entspricht. So z. B. tragen daktylische Versmaße den hüpfenden und forteilenden, spondeische den schweren und schleppenden, anapästische den aufgeregten und gespannten Charakter an sich. (S. Metrik.)
Der R. in der Musik besteht in dem Wechsel von Zeitteilen vielfältiger Länge und Kürze innerhalb eines gleichmäßig wiederkehrenden Zeitmaßes, welches der Takt (s. d.) genannt wird. Die Zahl der rhythmischen Längen und Kürzen in der Musik ist ebenso groß wie die Zahl der Notenwerte überhaupt; sie geht in der neuern Kunst von der Zweitaktnote bis zum Zweiunddreißigstel. Keiner dieser Werte ist absolut lang oder kurz, sondern das Verhältnis zur vorhergehenden und folgenden Note bestimmt erst, wie er aufgefaßt werden soll. Ebenso verfügt die Musik über eine größere Menge von Betonungsmitteln durch Tonstärke und Accentuierung als die Sprache. Die Lehre von der musikalischen Rhythmik ist von den Theoretikern fast gar nicht berücksichtigt worden. – Vgl. R. Westphal, Elemente des musitalischen R. (Jena 1872).
Rhytīna, s. Borkentier.
R. I., offizielle Abkürzung für Rhode-Island.
Ri, japan. Wegemaß, eingeteilt in 36 Tsio (Tschu) von 60 Ken zu 6 Schaku = 3,927 km.
Ria (span.), s. Rias.
Riâl, pers. Münze, s. Kran.
Riāla-Bei, die dritte Rangstufe in der türk. Marine, entsprechend dem Konteradmiral.
Rialtobrücke (ital. Ponte di Rialto), Hauptbrücke in Venedig (s. d.).
Rianzāres, Herzog von, Gemahl der Königin Maria Christina (s. d.) von Spanien. ^[Spaltenwechsel]
Rias (Singular Ria, im Spanischen eigentlich jede Flußmündung), nach von Richthofen eine Gruppe den Fjorden (s. d.) ähnlicher Buchten, von diesen dadurch unterschieden, daß sie nie so tief (höchstens 50 km) ins Land eindringen, sich nur wenig verästeln und in der Regel von innen nach außen an Tiefe und Breite zunehmen; eine besondere Form, wobei die Bucht die Lage eines Längsthales einnimmt, heißt an der istrischen Nordküste Vallone, im Südwesten Irlands Bay. Typisch sind die R. der Nordwestküste Spaniens (Galiciens), wie die von Vigo, Pontevedra, Arosa u. s. w. Ihrer Entstebung nach sind die R. einfach untergetauchte Thäler, aber ohne glaciale Erosion, wie die Fjorde.
Riau, Rio, Riouw, niederländ. Residentschaft in Ostindien, besteht aus den Riau-Lingga-Inseln (4724 qkm) am östl. Eingange der Straße von Malaka und den Karimon-, Anamba-, Tambelan- und Natuna-Inseln sowie dem Reiche Indragiri mit Kwanten auf der Ostküste von Sumatra (37250 qkm). Eine Unterabteilung bildet die Gruppe der Lingga-Inseln im engern Sinne. Die umfangreichsten der Inseln dieser Gruppe sind Lingga mit einem Areal von 826 qkm und dem Hauptorte und Hafenplatze gleichen Namens und die südlich davon gelegene Insel Singkep. (S. Bintang.)
Ribadávia, Bezirksstadt der span. Provinz Orense in Galicien, rechts am Miño, wo der Avia einfließt, an der Eisenbahn Orense-Vigo, hat (1887) 4830 E., die vortrefflichen Weißwein bauen.
Ribadeo, s. Rivadeo.
Ribbeck, Job. Karl Otto, Philolog, geb. 23. Juli 1827 zu Erfurt, studierte in Berlin und Bonn. Nach einer 1852 unternommenen wissenschaftlichen Reise nach Italien war er als Mitglied des von Böckh geleiteten Seminars für Gelehrtenschulen in Berlin thätig, wurde 1854 Lehrer am Gymnasium zu Elberfeld, 1856 außerord. Professor in Bern, 1859 ord. Professor daselbst, wo er das philol. Seminar gründete. Seit Ostern 1862 lehrte er in Basel, seit Herbst desselben Jahres in Kiel, seit 1872 in Heidelberg; Ostern 1877 trat er an Ritschls Stelle in Leipzig. R.s Hauptwerke sind die Sammlung der «Scaenicae Romanorum poesis fragmenta» (2. Aufl., 2. Bde., Lpz. 1871‒73), dazu «Die röm. Tragödie im Zeitalter der Republik» (ebd. 1875), ferner die große kritische Ausgabe Virgils mit «Prolegomena critica» und «Appendix Vergiliana» (5 Bde., ebd. 1859‒68) und die «Geschichte der röm. Dichtung» (3 Bde., Stuttg. 1887‒92; 1. Bd., 2. Aufl. 1894). Außerdem veröffentlichte R. «Beiträge zu der Lehre von den lat. Partikeln» (Lpz. 1869), eine kritische Ausgabe des «Miles gloriosus» von Plautus (ebd. 1881) und im Anschluß daran «Alazon, ein Beitrag zur antiken Ethologie» (ebd. 1882), ferner «Kolar, eine ethologische Studie» (ebd. 1883), «Agroikos» (ebd. 1885) und viele Abhandlungen, namentlich in dem erst mit Ritschl, dann mit Bücheler herausgegebenen «Rheinischen Museum». Proben radikaler Textkritik sind seine Bearbeitung des Juvenal (Lpz. 1859) nebst der Schrift «Der echte und unechte Juvenal» (Berl. 1865) und die Ausgabe der «Horazischen Episteln» (ebd. 1869). Endlich schrieb R. eine erschöpfende Biograpbie Fr. Wilh. Ritschls (2 Bde., Lpz. 1879‒81).
Ribble (spr. ribbl), Fluß in den engl. Grafschaften York und Lancashire, entspringt auf der Penninischen Kette und mündet, 100 km lang, unterhalb Preston, wo er schiffbar wird, mit breitem Ästuarium in die Irische See.