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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rio Grande do Sul; Riohacha; Rioja; Riolen; Riom

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Rio Grande do Sul - Riom.

Tres Reis Magos ist jetzt verfallen und war 1633-1645 im Besitz der Holländer ^[richtig: schließende Klammer fehlt].

Rio Grande do Sul, die südlichste Provinz des Kaisertums Brasilien, grenzt nördlich an Santa Catharina, westlich an die Argentinische Republik (Corrientes), südlich an Uruguay und östlich an den Atlantischen Ozean und umfaßt 236,553 qkm (4296 QM.). Die Provinz besteht aus der Cima de Serra im N., einem Hochland mit schönen Campos und Araukarienwaldungen, und der meist wellenförmigen Campinha im S., über welche einzelne Gebirgsrücken bis 600 m hervorragen, die aber vorwiegend Grasland ist. Die Abhänge der Serra Geral, welche den Rand der Cima bildet, sind mit dichtem Urwald bedeckt. Die Bewässerung ist eine reichliche. An der Küste liegt das große Haff Lagõa dos Patos, im N. durch den Guahyba (unterer Jacuhy), im S. durch den aus dem Lagôa Mirim kommenden São Gonçalo gespeist und bei Rio Grande mit dem Meer in Verbindung stehend; im N. und W. bildet der Uruguay die Grenze, der, ebenso wie sein Nebenfluß Ibicuy, von Dampfern befahren wird. Das Klima ist gesund; das gelbe Fieber ist unbekannt. Eis und Schnee sind im Hochland durchaus nicht selten, während in der Campinha schroffe Wechsel der Temperatur vorkommen. Die Jahrestemperatur von Nova Petropolis beträgt 19° C., die von Pelotas 17,2°, und an letzterm Ort fallen 706 mm Regen. Die Bevölkerung schätzte man 1883 auf 899,100 Seelen, von denen 250,000 Luso-Brasilier, 150,000 Mischlinge, 80,000 Neger, 100,000 Deutsche, 52,000 Italiener waren. Deutsche sind seit 1824 eingewandert und sind jetzt im Besitz blühender Ackerbaukolonien, die der Mehrzahl nach an den Abhängen der Serra Geral liegen. Als die deutschen Regierungen der Auswanderung nach Brasilien Schwierigkeiten in den Weg legten, wandte man sich nach Italien, um Kolonisten heranzuziehen, und schon 1884 lebten auf den italienischen Kolonien (vgl. Caxias 2) 37,101 Italiener, und 12,000 Zuwanderer wurden 1885 erwartet. So droht das italienische Element das hier einst fast alleinherrschende deutsche zu ersticken. Die Produkte der Provinz sind wesentlich die der Viehzucht und des Ackerbaues. Indes werden auch Steinkohlen ausgebeutet sowie etwas Gold und silberhaltiges Kupfer, und Achate von der Cima da Cerra und andre Halbedelsteine finden ihren Weg nach Oberstein (s. d.). Auch die Fischereien sind von Bedeutung. Die Industrie konzentriert sich in den Städten Porto Alegre, Rio Grande und Pelotas. Den Verkehr fördert die Dampfschiffahrt auf der Lagõa dos Patos und den in sie mündenden Flüssen sowie auf dem Uruguay und seinem Nebenfluß Ibicuy. Die Eisenbahnen hatten bereits 1884 eine Länge von 990 km. Die Ausfuhren ^[richtig: Ausfuhr] besteht vorwiegend aus Produkten der Viehzucht, als Häuten, Talg, Pferdehaar, Knochen, gesalzenem Fleisch, Guano etc., dann aber auch aus Tabak und Lebensmitteln (namentlich im Küstenhandel). Ihr Wert belief sich 1886 auf 5,366,400 Mk.) ^[richtig: überflüssige Klammer]. Deutschland ist namentlich bei der Einfuhr (1886: 15,056,740 Mk.) in hervorragender Weise beteiligt. Hauptstadt der Provinz ist Porto Alegre. Wichtige Handelsstädte sind außerdem noch Rio Grande und Pelotas. Vgl. Mulhall, R. and its German colonies (Lond. 1873); "Die deutschen Kolonien der Provinz R." (Leipz. 1881); Lange, Südbrasilien mit Rücksicht auf die deutsche Kolonisation (2. Aufl., das. 1885); Breitenbach, Die Provinz R. (Heidelb. 1885).

Riohacha (La Hacha, spr. hatscha), Hafenstadt im Departement Magdalena der südamerikan. Republik Kolumbien, an der Mündung des Rio Hacha ins Karibische Meer, 1545 gegründet, früher reich, aber durch Bukanier und die wilden Indianer der Goajirahalbinsel zu Grunde gerichtet und jetzt unbedeutend, mit verfallenen Befestigungen und 3000 Einw.

Rioja (spr. riohcha), fruchtbare Landschaft in den span. Provinzen Soria und Logroño, benannt nach dem Rio Oja, welcher dieselbe durchströmt und bei Calahorra in den Ebro mündet.

Rioja (La R., spr. riohcha), eine der westlichen Provinzen der Argentinischen Republik, erstreckt sich vom Kamm der Kordillere bis zu den Salinas (200 m ü. M.) und hat ein Areal von 89,685 qkm (1628,8 QM.) mit (1887) 100,000 Einw. Drei Vierteile der Provinz sind Wüstenei; im W. kommen aber auch fruchtbare Thäler vor, so daß 22,000 Hektar mit Weinreben, Weizen, Mais, Alfa, Baumwolle und Südfrüchten bebaut sind. Auch die Viehzucht ist von Bedeutung. Die Gebirge bergen Kupfer, Silber und Gold (s. Famatina). Die gleichnamige Hauptstadt liegt 543 m ü. M., am Fuß der bewaldeten Sierra Velasco, inmitten von Orangenhainen und Weinbergen, und hat 8000 Einw. Sie wurde 1591 von Velasco gegründet.

Rioja (spr. riohcha), Francisco de, span. lyrischer Dichter, geboren um 1600 zu Sevilla, widmete sich anfangs der Rechtswissenschaft, beschäftigte sich aber daneben mit andern gelehrten Studien, namentlich mit den alten Sprachen und Litteraturen. Durch die Gunst des Herzogs von Olivarez wurde er nach der Reihe Bibliothekar des Königs, Historiograph von Kastilien, später Inquisitor von Sevilla und endlich Beisitzer des obersten Gerichtshofs der Inquisition. Der Sturz seines Gönners zog ihm harte Verfolgungen und mehrere Jahre Gefängnis zu. Die Untersuchung stellte jedoch seine Unschuld klar heraus; er wurde freigelassen, in seine frühern Stellen wieder eingesetzt und lebte nun in Sevilla den Studien. Auf einer Reise nach Madrid starb er 1659 daselbst. Riojas Gedichte zeichnen sich durch hohen Gedankenflug, Tiefe des Gefühls und Reinheit und Anmut der Sprache aus und gehören zu den schönsten Produkten der spanischen Lyrik. Unter ihnen befindet sich die mit Recht hochberühmte "Ode an die Ruinen von Italica", deren Autor jedoch, wie der Litterarhistoriker Guerra y Orbe neuerdings nachgewiesen hat, nicht R., sondern ein Lizentiat Rodr. Caro ist. Gleicherweise soll nach A. de Castro das poetische Sendschreiben "La epistola moral á Fabio" nicht R. zum Verfasser haben. Herausgegeben wurden Riojas Dichtungen zuerst von D. Ramon Fernandez als 18. Band seiner Dichtersammlung (Madr. 1797), am vollständigsten aber von Barrera y Leirado (das. 1867), der auch einige Inedita u. d. T.: "Adiciones á las poesías de Fr. de R." (Sevilla 1872) veröffentlichte. Außerdem stehen sie im 1. Bande der "Poetas líricos de los siglos XVI y XVII" (Madr. 1854).

Riolen, s. v. w. Rigolen.

Riom (spr. rióng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Puy de Dôme, an der Ambène und der Eisenbahn Gannat-Clermont, hat breite Straßen, erhält aber durch seine aus Lava erbauten Häuser ein düsteres Aussehen. Hervorragende Bauwerke sind die Kirchen Ste.-Chapelle (ein schöner gotischer Bau von 1382) und Notre Dame du Marthuret, mit schönem Portal. Die Stadt zählt (1886) 8304 Einw., welche Tabaksmanufaktur, Fabrikation von Seide, Leinwand, Stahl- und andern Metallwaren, Branntweinbrennerei, Handel mit Getreide, Wein, Flachs, Hanf, Obst, Öl und Vieh treiben. R. war früher Residenz der Herzöge von Auvergne und als Heimat berühmter Rechtsgelehrten bekannt; es ist