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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sampierdarena; Sampiero von Bastelico; Samsö; Samsöe; Samson; Samstag; Samsun; Samt; Samtblume; Samter

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Sampierdarena - Samter.

gebräuchlicher, aus Messing oder Tombak (besonders in Tula) hergestellter Kochapparat zur Erhitzung des Wassers bei der Theebereitung. Der S. ist ein mehr hohes als breites Gefäß, durch dessen Mitte ein eisernes Rohr geht, welches mit Holzkohle gefüllt wird. Zur Verstärkung des Zugs setzt man auf das Rohr einen Schornstein aus Messing- oder Tombakblech. Das Wasser wird durch einen Hahn abgelassen.

Sampierdarena, Stadt, s. San Pier d'Arena.

Sampiero von Bastelico, Herr von Ornano, ein edler Corse, geb. 1497, leitete 1553 die Revolution gegen Genua, erregte 1564 einen neuen Aufstand und tötete in demselben seine Gattin Vanina, die sich mit den Genuesen in Unterhandlungen eingelassen hatte. S. endete 17. Jan. 1567 durch die Blutrache seines Schwagers Michel Angelo von Ornano. Sein Schicksal ist mehrfach novellistisch und dramatisch (unter andern von Friedrich Halm) behandelt worden. Seine Nachkommen traten in französische Dienste und gelangten zu hohen Würden.

Samsö, dän. Insel zwischen Seeland und Jütland, Amt Holbäk, 110 qkm (2 QM.) mit (1880) 6599 Einw., welche Ackerbau und Schiffahrt treiben. Die Insel ist fast unbewaldet, hügelig (höchste Anhöhe 56 m), aber fruchtbar; sie zerfällt in einen größern südlichen und einen kleinern nördlichen Teil, welche durch eine lange Nehrung miteinander verbunden sind. Hauptort ist das Dorf Nordby.

Samsöe, Ole Johan, dän. Dichter, geb. 2. März 1759 in Nestved, machte 1782-84, meist in Rahbeks Gesellschaft, eine Reise ins Ausland, war nach seiner Rückkehr eine Zeitlang als Pagenlehrer thätig und starb plötzlich 23. Jan. 1796. Seine nordischen Erzählungen: "Frithiof", "Hilder" und "Halfdans Sönner", welche weniger im nordischen Geist als in dem sentimental-moralischen Genre der Zeit geschrieben waren, machten bei ihrem Erscheinen viel Glück, sind aber jetzt ungenießbar. Von bleibendem Wert ist dagegen sein Trauerspiel "Dyveke", obgleich dasselbe auch das Gepräge der Zeit an sich trägt. Seine "Digteriske Skrifter" (3. Aufl. 1805, 2 Bde.) hat Rahbek mit einer kurzen Biographie herausgegeben.

Samson, s. v. w. Simson.

Samson, 1) Bernardin, Franziskaner, Ablaßprediger in der Schweiz als Agent des mit dem Ablaß beauftragten Franziskanergenerals de Forli, veranlaßte daselbst 1518 den Beginn der Reformation; s. Zwingli.

2) (spr. ssangssóng) Joseph Isidore, berühmter franz. Schauspieler, geb. 2. Juli 1793 zu St.-Denis, wollte sich zuerst den Studien widmen, wurde aber, als seine Eltern ihn nicht mehr zu unterstützen vermochten, erst Schreiber bei einem Advokaten, dann auf einem Lotteriebüreau, bis es ihm 1812 gelang, ins Konservatorium zu Paris aufgenommen zu werden. Hier machte er rasche Fortschritte, fand 1816 nach einer mit seiner jungen Gattin unternommenen Kunstreise durch Frankreich eine Anstellung zu Rouen und ließ sich endlich 1819 bleibend in Paris nieder, wo er 1827 unter die Mitgliederzahl des Théâtre-Français aufgenommen wurde. Diesem blieb er, eine kurze Thätigkeit im Palais-Royal ausgenommen, bis zu seinem Tode treu. S. war auch als Lehrer (seit 1836 Professor am Konservatorium) eine Berühmtheit; Rachel und die beiden Brohan waren unter andern seine Schülerinnen. Sein Repertoire umfaßte gegen 250 Rollen; Molière, Beaumarchais und Scribe lieferten ihm seine Glanzpartien. Er zog sich, noch in voller Kraft, 1863 vom Theater zurück und starb 30. März 1871 in Auteuil. S. hat sich auch als Schriftsteller versucht und unter anderm eine "Art théâtral" (Par. 1865, 2 Bde.) herausgegeben; einige seiner Dramen ("La fête de Molière", "La famille Poisson", "La dot de ma fille" u. a.) haben sich auf dem Repertoire erhalten. Vgl. Legouvé, Mons. S. et ses élèves (Par. 1875).

Samstag, in Süddeutschland, am Rhein etc. übliche Benennung des Sonnabends.

Samsun (das alte Amisos), Hafenstadt im türk. Wilajet Trapezunt in Kleinasien, an der gleichnamigen Bucht des Schwarzen Meers, zwischen der Mündung des Kisil Irmak und des Jeschil Irmak, von Gärten umgeben, hat eine Reede und ca. 10,000 Einw. Durch die Dampfschiffahrt und Chausseebauten nach dem Innern hat S. in neuerer Zeit größere Bedeutung erlangt. Die Einfuhr (Petroleum, Manufaktur- und Kurzwaren, Kaffee, Zucker, Eisen) betrug 1886: 13,549,225 kg im Wert von 13,400,000 Mk. (davon 9 Mill. aus Großbritannien), die Ausfuhr (Getreide, Mehl, Tabak, Ziegenhaar, Opium etc.) 47,008,050 kg im Wert von 11,191,000 Mk.

Samt (Sammet, Seidensamt, franz. Velours, engl. Velvet), Spezialität der samtartigen Gewebe (s. Gewebe, S. 282), deren Noppen durch Einweben von Nadeln entstehen, welche etwas länger sind als die Breite der Kette, und über welche sämtliche Polfäden sich in Form kleiner Bogen krümmen. Zieht man diese Nadeln ohne weiteres heraus, so erhält man den ungerissenen oder ungeschnittenen S. (Halbsamt, Ritzer); schneidet man aber unter Anwendung gefurchter Nadeln die Maschen auf, so erhält man den gerissenen oder geschnittenen S. Bisweilen bildet man auch die Maschen über einem dicken Einschußfaden und läßt diesen liegen, so daß sich feste Rippen bilden (gerippter S.). Muster oder Figuren erzeugt man im S. durch Flor von verschiedenen Farben, von denen eine den Grund, die übrigen aber beliebige Zeichnungen darstellen; durch ungleiche Länge des Flors an verschiedenen Stellen, indem man dünnere und dickere Nadeln anwendet; durch teilweises Schneiden der Samtnoppen, so daß der geschnittene Flor im ungeschnittenen oder dieser in jenem Dessins bildet; durch nur teilweise Besetzung des Grundes mit Flor, wobei die Figur aus S. von einem atlasartig oder anders gewebten Grund umgeben ist. In diesem Fall dienen zum Weben des Grundes die schon bekannten Mittel, und die Kette desselben ist entweder mit keiner Pole versehen, oder die Polfäden werden überall, wo sie nicht S. bilden dürfen, in den Grund eingewebt. Hat sich S. beim Gebrauch platt niedergedrückt, so erhitze man eine Zink- oder Kupferplatte, bedecke sie mit einem nassen leinenen Tuch, lege auf dieses die Rückseite des Samts und bürste nun die Haare mit einer weichen Kleiderbürste wieder auf. Über baumwollenen S. s. Manchester. Auch wollene samtartige Zeuge werden vielfach hergestellt und als Möbel-, Futter-, Kragen-, Vorhang-, Mützenstoff etc. verwendet. Zu ihnen gehören: Astrachan, Krimmer, Biber, Kastorin, Velours d'Utrecht u. a. Die Samtfabrikation ist sehr alt, schon zur Zeit der römischen Kaiser soll S. gefertigt worden sein; im 12. und 14. Jahrh. stand sie in Italien in hoher Blüte, die schönste Ware kam jedoch aus Konstantinopel. Später verbreitete sie sich auch über andre Länder.

Samtblume, s. Amarantus.

Samter (Szamotuly), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, an der Linie Posen-Stargard der Preußischen Staatsbahn, 71 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Schloßruine,