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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sayous - Scaliger.

gen, wiewohl der Mannesstamm derselben erst mit dem Grafen Gustav 1846 erlosch. Die dritte Hauptlinie, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, von Ludwig dem jüngern (gest. 1634) gestiftet, erhielt den Beinamen Hohenstein von den Hohensteinschen Herrschaften Lohra und Klettenberg (s. Hohnstein 1), mit denen 1649 der Sohn des Stifters dieser Linie, Johann, von Kurbrandenburg belehnt ward, die jedoch 1699 von Brandenburg wieder eingezogen wurden. Auch diese Linie hatte teil an der wetterauischen Kuriatstimme und wurde 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben. Chef ist gegenwärtig Fürst Ludwig, geb. 20. Nov. 1831, Mitglied des preußischen Herrenhauses. Vgl. Dahlhoff, Geschichte der Grafschaft S. (Dillenb. 1874).

Sayous (spr. ssäjuh), Pierre André, franz. Litterat und Gelehrter, geb. 9. Nov. 1808 zu Genf in einer Familie protestantischer Emigranten, studierte hier Philosophie und wurde Rektor am Collège daselbst. 1846 folgte er seinem Verwandten, dem Humoristen Töpffer, auf dem Lehrstuhl der Litteratur an der philosophischen Fakultät, und als diese 1848 aufgehoben worden war, begab er sich (1852) nach Paris und erhielt eine Anstellung im Ministerium des Unterrichts; 1859 wurde er daselbst Unterdirektor für die nicht katholischen Kulte. Er starb 22. Febr. 1870 in Paris. Seine Hauptschriften sind: "Études littéraires sur Calvin" (Genf 1838); "Études littéraires sur les écrivains français de la Réformation" (Par. 1842, 3. Aufl. 1881); "Histoire de la littérature française à l'étranger" (1853, 2 Bde.) und "Le dix-huitième siècle à l'étranger" (1861, 2 Bde.). Ferner gab er heraus. "Mémoires et correspondance de Mallet du Pan" (Par. 1851, 2 Bde.). Seine beiden Litteraturgeschichten sind von der Akademie gekrönt worden. - Sein Sohn Edouard, geb. 1842 zu Genf, Professor in Besançon, schrieb: "Histoire des Hongrois et de leur littérature politique de 1790 à 1815" (1872, preisgekrönt); "Histoire générale des Hongrois" (1877, 2 Bde.); "Jésus-Christ d'après Mahomet" (1880); "Les déistes anglais et le christianisme" (1882) u. a.

Sayula, Stadt im mexikan. Staat Jalisco, am Rande der Hochebene, gut gebaut, hat Töpfereien, Mangueybau, Viehzucht und (1880) 26,358 Einw. im Munizipium.

Sazawa, Fluß in Böhmen, entspringt an der mährischen Grenze, mündet bei Dawle, 212 km lang, in die Moldau, dient zum Holzflößen.

Sb, in der Chemie Zeichen für Antimon (Stibium).

Sbirren (ital.), sonst in Italien, namentlich im Kirchenstaat, die Justiz- und Polizeidiener, die militärisch organisiert und bewaffnet waren.

Sbornik (russ.), "Sammler", Titel von Zeitschriften, litterarischen Sammelwerken, Magazinen etc.; auch eine Art Kopfputz russischer Frauen.

Sbozzo (ital.), Umriß.

Sc. (lat.), Abkürzung für scilicet ("nämlich"); auch für sculpsit ("hat gestochen"), auf Kupferstichen.

Sc..., Artikel, die hier vermißt werden, suche man unter Sk...

Scabellum (lat.), Schemel (in Frankfurt a. M. Schawell); bei den alten Römern auch das Taktbrett, eine Art hoher Holzsohlen, mit denen die den Tanz begleitenden Flötenspieler den Takt traten.

Scabies (lat.), Krätze.

Scabini (lat.), Schöffen (s. Schöffengerichte).

Scabiosa L. (Skabiose, Grinde, Knopfkraut), Gattung aus der Familie der Dipsaceen, einjährige und ausdauernde Kräuter oder Halbsträucher mit ungeteilten, gezahnten, gelappten oder fiederschnittigen Blättern und, ähnlich wie bei den Kompositen, in einem mit einer Brakteenhülle umgebenen Körbchen stehenden Blüten. Etwa 70 Arten. Von S. succisa L. (Succisa pratensis Mönch, Abbißskabiose, Teufelsabbiß, St. Peterskraut), mit bläulichen Blüten, an der wie abgebrochen oder abgebissen erscheinenden Wurzel kenntlich, auf feuchten Wiesen und in Wäldern durch fast ganz Europa, war die Wurzel früher offizinell. Andre Arten, besonders S. atropurpurea Desf. (Witwenblume), aus Südeuropa, mit großen, schwarzroten Blütenkörbchen, werden in vielen Varietäten als Sommergewächse in Gärten kultiviert.

Scafati, Stadt in der ital. Provinz Salerno, am Sarno und an der Eisenbahn von Neapel nach Metaponto, mit Baumwoll-, Krapp- und Gemüsekultur, Baumwollspinnerei, -Weberei und Färberei, berühmtem Volksfest (15. Aug.) und (1881) 8152 Einw.

Scagliola (spr. skaljola), s. Gips, S. 357.

Scala (lat.), Treppe, Leiter, Tonleiter.

Scala (Theater della S.), s. Mailand, S. 111.

Scala (della S., Scaligeri), ital. Dynastengeschlecht, nach seinem Wappen, einer Leiter, benannt, welches nach dem Sturz der Familie Romano in Verona von 1260 bis 1387 herrschte. Mastino I. della S. ward 1260 Podestà von Verona und 1262 Capitano daselbst und stand als Ghibelline Konradin von Schwaben gegen Karl von Anjou getreu zur Seite; er ward 1277 ermordet. Seine Nachkommen wurden von Kaiser Heinrich VII. mit Verona belehnt und erwarben noch andre Städte, wie Padua, Vicenza und Treviso. Cangrande della S., welcher von 1311 bis 1329 regierte, war Hauptstütze der ghibellinischen Partei in Italien unter den Kaisern Heinrich VII. und Ludwig dem Bayern. An seinem Hof lebte eine Zeitlang der aus seiner Heimat verwiesene Dante. Mastino II. della S. aber unterlag in einem Krieg mit Venedig und Florenz, und nach seinem Tod (1351) ward die Macht des Hauses della S. durch innere Verderbnis gebrochen, bis endlich 1387 das mailändische Haus Visconti den Podestà Antonio della S. aus Verona vertrieb. Der letzte Sprößling des Geschlechts starb 1598 in bayrischen Diensten; in weiblicher Linie pflanzte es sich in den Dietrichsteins und Lambergs fort. Sein Andenken ist durch die 1277-1370 errichteten berühmten gotischen Denkmäler (Scaligergräber) in Verona (drei Freibauten und vier einfache Gräber) verewigt. Vgl. Leßmann, Mastino II. della S. (Berl. 1829).

Scala nuova, Stadt, s. Kuschadassi.

Scaldis, s. Schelde.

Scaletta, einer der Graubündner Hochgebirgspässe (2619 m), verbindet Davos (s. d.) und Oberengadin, ist aber nicht, wie der nachbarliche Flüela, fahrbar. Vom Davos-Dörfli (1557 m) lenkt der Weg in das Seitenthal Dischma ein und erreicht, unmittelbar am Paßfuß, das Bergwirtshaus Dürrenboden (2025 m). Auf der Paßhöhe, wo selbst im Hochsommer Schnee liegt, gibt eine Steinhütte Unterkunft. Dann steigt der Weg steil abwärts durch das Val Sulsana nach dem Örtchen Sulsana (1672 m) und nun hinaus in das Hauptthal (Capella 1666 m).

Scaliger, 1) Julius Cäsar, berühmter Philolog, geb. 23. April 1484 zu Riva am Gardasee, hieß eigentlich della Scala, diente zuerst als Page unter Maximilian I., dann (unter Franz von Valois) als Soldat, siedelte 1529 als Arzt nach Agen in Frankreich über und starb hier 21. Okt. 1558. Durch Selbststudium hatte er sich eine umfassende Kenntnis des