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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Scheren; Scherenberg; Scherende Flechte; Scherengebiß; Scherenkran; Scherenschnäbel

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Scheren (Appreturverfahren) - Scherenschnäbel

Scher-und Lochmaschine. Bei s sind die Scherenblätter, von denen das untere fest, das obere auf und nieder beweglich ist. Da nur beim Niedergang des beweglichen Scherenblattes Arbeit geleistet wird, so ist ein Schwungrad S angeordnet, welches einen gleichmäßigem Gang der Maschine sichert; bei l ist der Lochstempel; R sind die Riemenscheiben (Fest- und Losscheibe). Unabhängig von einer Transmission sind hydraulische S. (Fig. 2). Das obere Scherenblatt S wird hier durch hydraulische Kraft bewegt, indem durch die Handpumpe P Wasser in den hydraulischen Cylinder C gepreßt wird, wodurch der Kolben, mit welchem das Scherenblatt S verbunden ist, niederbewegt wird. Bei den größten hydraulischen S. wird der Pumpenkolben durch Dampfkraft bewegt. Eine Riesenschere dieser Art besitzt der Bochumer Verein. Sie schneidet Stahlbleche von 60 mm Dicke mit einem Druck von 1200 t. (Vgl. auch die im Artikel Blechbearbeitung beschriebenen und auf Tafel: Blechbearbeitungsmaschinen, Fig. 1, 4 u. 6, abgebildeten Blechscheren, sowie die als Gartengeräte [s. d. und Tafel: Gartengeräte, Fig. 9, 10, 11 u. 23] benutzten S.)

^[Abb. Fig. 1]

^[Abb. Fig. 2]

Scheren, ein Appreturverfahren, s. Appretur.

Scheren der Haustiere. Abgesehen von dem S. der Schafe (s. Schaf, S. 371 a) ist das S. auch beim Rinde und namentlich beim Pferde versucht worden und teilweise in Aufnahme gekommen. Bei Rindern wollte man dadurch die Mast befördern und bei Pferden die Leistungsfähigkeit erhöhen und gleichzeitig eine Abhärtung gegen Krankheiten herbeiführen. Das Pferdescheren kam im Anfang des 19. Jahrh. in England auf und fand als engl. Mode bald die weiteste Verbreitung. Über den Nutzen des S. sind die Ansichten geteilt. Bei Pferden mit sehr langem Haarkleide und großer Neigung zum Schweißausbruche ist dasselbe sicher angezeigt, wenn man diesen Pferden außerdem eine sorgfältige Pflege angedeihen läßt, denn es mäßigt das Schwitzen bei der Arbeit und das Nachschwitzen im Stalle. Das Putzen der Pferde wird durch das S. auch wesentlich erleichtert. Andererseits ist aber das geschorene Pferd Witterungseinflüssen viel mehr ausgesetzt als ein ungeschorenes.

Scheren, ausscheren, das absichtliche oder unabsichtliche Herausdrehen eines Schiffs aus seiner Kursrichtung; ersteres z. B. um einem andern auszuweichen, letzteres infolge schlechten Steuerns oder infolge Wirkung des Seeganges oder Windes auf Drehung des Schiffs. Einscheren heißt das Wiederaufnehmen der Kurslinie. Mit Einscheren bezeichnet man ferner das «Einfädeln» eines Taues in das Scheibegatt eines Blocks (s. d.) und das Herausnehmen mit Ausscheren.

Scherenberg, Ernst, Dichter, geb. 21. Juli 1839 in Swinemünde auf Usedom, bezog 1858 die Akademie der Künste in Berlin, um sich als Maler auszubilden. Er redigierte 1865‒70 das «Braunschweiger Tageblatt», 1870‒83 die «Elberfelder Zeitung». Seit 1877 war er nebenbei als Sekretär der Elberfelder Handelskammer, seit 1883 ist er ausschließlich bei dieser beschäftigt. Durch Veröffentlichung polit. Lieder (seit 1859) griff S. nicht selten wirkungsvoll in die Tageskämpfe ein. Von reichem Talent und von dichterischer Kraft zeugen seine Gedichtsammlungen «Aus tiefstem Herzen» (Berl. 1860; 2. Aufl. 1862), «Verbannt» (ebd. 1861; 2. Aufl. 1865), «Stürme des Frühlings» (ebd. 1865; 2. Aufl. 1870), «1866» (ebd. 1867), zusammengefaßt u. d. T.: «Gedichte» (Lpz. 1874); ferner «Gegen Rom» (9. Aufl., Elberf. 1874), «Neue Gedichte» (Lpz. 1882), «Fürst Bismarck» (20. Tausend, Elberf. 1885), «Germania», dramat. Dichtung (ebd. 1885), «Kaiser Wilhelm» (20. Tausend, Lpz. 1888), «Niemals! Dem Fürsten Bismarck» (ebd. 1893). Eine Gesamtausgabe seiner «Gedichte» erschien in 3. Auflage (Lpz. 1892).

Scherende Flechte, s. Haare (Bd. 8, S. 607 b).

Scherengebiß, Gebißform beim Pferde, die darin besteht, daß die Reibeflächen der Backzähne, anstatt horizontal oder nur leicht schief geneigt zu sein, entweder einseitig oder doppelseitig nach außen oder innen sich abschrägen.

Scherenkran, s. Kran (Bd. 10, S. 682 a).

Scherenschnäbel (Rhynchops) oder Verkehrtschnäbel, eine Gattung der langflügeligen Vögel aus der Familie der Möven (s. d.), deren Schnabel länger als der Kopf und seitlich so sehr zusammengedrückt ist, daß seine Ober- und Unterhälfte klingenartig sind, dabei ist der Oberschnabel um ein Drittel kürzer als der Unterschnabel. Die drei Arten bewohnen die Küsten der tropischen Meere der Alten und Neuen Welt, haben ein schwarz und weißes Gefieder und einen Gabelschwanz. Die S. sind Nachtvögel, die tagsüber an geschützten Plätzen ruhen, mit Beginn der Dämmerung auf die Nahrungssuche (Fische und Wasserinsekten) gehen, indem sie dicht