Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

500

Schlagwirtschaft - Schlangen.

Schlagwirtschaft, s. Betriebssystem, S. 831; im forstlichen Sinn, s. Betriebsarten.

Schlagwort, s. Stichwort.

Schlagzither, s. Zither.

Schlammbäder, s. Bad, S. 221.

Schlammbeißer (Schlammpitzger), s. Schmerle.

Schlämmen, Operation, welche die Trennung kleiner, ungleich schwerer, stoffgleicher oder stoffverschiedener Teilchen bewirkt. Das S. besteht im allgemeinen darin, daß man das zu verarbeitende Material mit Wasser anrührt und die gebildete Milch nach längerer oder kürzerer Ruhe von den inzwischen zu Boden gefallenen schweren Stoffen abfließen läßt. Je länger die Ruhe währt, um so mehr setzt sich ab, und umso feiner wird das Pulver. Handelt es sich um die Trennung stoffverschiedener Substanzen, so ist die zu verarbeitende Masse oft viel weniger fein, und die trübe Flüssigkeit mit den leichten und feinen Teilchen fließt dann oft fort, während man das schwere Erz oder Metall sammelt. In der Technik schlämmt man besonders den Thon zu Geschirr, Farben, Schleifmitteln etc., in der Analyse Ackererden, um ihre physikalische Beschaffenheit zu ermitteln.

Schlammfliege, s. Schwebfliegen.

Schlämmkreide, s. Kreide.

Schlammregen, atmosphärischer Niederschlag, dessen Wasser mineralische Stoffe suspendiert enthält, die als Staub in der Luft schwebten und wohl meist von Vulkanen, wenn auch weit entfernten, herrühren.

Schlammschnecke (Limnaeus Cuv.), Gattung der Lungenschnecken (s. d.), mit durchscheinender Schale, spitzem, kurzem Gewinde und großer Endwindung. Am Grunde der platt gedrückten, dreieckigen Fühler liegen die Augen und vorn rechts unter dem Mantelrand das Atemloch. Die Schlammschnecken leben in weichem Wasser mit schlammigem Boden und vermögen mit der Sohle unmittelbar an der Wasserfläche zu hängen und sich an derselben fortzubewegen, wobei sie sich der Luft wie eines festen Pfades bedienen. Die große S. (L. stagnalis O. Fr. Müll.), 6,5 cm lang, variiert sehr in der Form des Gehäuses und in der Farbe des Tiers. Dieses ist schmutzig gelbgrau bis dunkel olivengrün mit gelblichen Pünktchen, an der Sohle stets dunkler. S. Tafel "Schnecken" und Tafel "Tertiärformation I".

Schlammsprudel (Schlammvulkane, Salsen, Makaluben, letzterer Name von dem schon Strabon bekannten S. Macaluba bei Girgenti entlehnt), kegelförmige Hügel aus thonigem Schlamm aufgebaut, meist nur wenige Meter, in einzelnen Fällen über 100 m hoch, mit kraterförmiger Einsenkung auf dem Gipfel. Diesem Krater entströmen gewöhnlich Gase (namentlich Kohlenwasserstoffe, daneben auch Kohlensäure), und von Zeit zu Zeit treten explosionsartige Eruptionen auf, welche die Umgebung erschüttern, Steine und Schlamm emporwerfen und als Strommaterial einen mitunter warmen und salzhaltigen Thon liefern, gewöhnlich mit bituminösen Stoffen, Erdöl, Asphalt etc. gemengt. Diese Eruptionen, die kegelförmige Gestalt der Hügel, die zufällige Lage einer Anzahl von Schlammsprudeln in vulkanischen Gegenden, das alles zog den Gedanken groß, daß es sich hier um vulkanische Erscheinungen handle, und veranlaßte den Namen Schlammvulkane. Neuere, namentlich von Gümbel ausgeführte Untersuchungen haben die Unrichtigkeit dieser Ansicht erwiesen. Es handelt sich vielmehr um ein Ausweichen thoniger und mergeliger Schichten in nicht bedeutender Tiefe und um ein Herauspressen derselben durch expandierende Gase, Zersetzungsprodukte der den Schichten beigemengten Organismen. Von Gümbel rührt auch der praktische Vorschlag her, den Namen Schlammvulkane als auf irrigen Ansichten beruhend aufzugeben und die Bezeichnung S. zu gebrauchen. S. finden sich auf Sizilien und in andern Gegenden Italiens, auf Island, Java, Trinidad, besonders häufig und mit Petroleumquellen regelmäßig verknüpft am Kaspisee (Kertsch, Baku etc.). Auch nach Analogien des Prozesses in geologischer Vorzeit ist gesucht worden; so sind namentlich die sogen. Argila scagliosa im Apennin und der Flysch (s. Tertiärformation) als Produkt voralluvialer S. gedeutet worden.

Schlammvulkane, s. Schlammsprudel.

Schlan (tschech. Slané), Stadt in Böhmen, an der Prag-Duxer Bahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts und Revierbergamtes, mit Obergymnasium, Salzquelle nebst Badeanstalt, Franziskanerkloster, Piaristenkollegium, Baumwollspinnerei, Fabrikation von Rübenzucker, Maschinen und Kesseln, Eisengußwaren, Drahtseilen etc., Gasanstalt und (1880) 8070 Einw. Dabei bedeutende Steinkohlenwerke.

Schlange (Schlangenrohr), ein spiralig gewundenes Metall-, seltener Glasrohr, welches zum Erhitzen von Flüssigkeiten durch Dampf oder bei der Destillation zum Abkühlen von Dämpfen benutzt wird.

Schlangen (Ophidia Brongn., hierzu die Tafeln "Schlangen I und II"), Ordnung der Reptilien, beschuppte Tiere mit sehr verlängertem Körper, fast immer ohne Extremitäten und stets ohne Schultergürtel. Der Kopf ist häufig vom Rumpf nicht deutlich abgesetzt. Charakteristisch ist die Fähigkeit zu außerordentlicher Erweiterung des Rachens, der Speiseröhre und des Magens, welche die Beute unzerkleinert zu verschlingen gestattet. Die Verdickungen der Lederhaut sind teils dachziegelartig gelagerte Schuppen, teils aneinander stoßende Schilde; letztere finden sich namentlich am Bauch, aber auch am Kopfe vor und bieten im Verein mit den sehr verschieden gestalteten Schuppen gute Merkmale für die Bestimmung der Arten. Die Oberhaut wird in regelmäßigen Zeiträumen (bei den einheimischen S. allmonatlich) abgeworfen. Das Skelett zeichnet sich durch die große Anzahl der Wirbel (bis 300) aus. Von diesen tragen die des Rumpfes mit Ausnahme des ersten Halswirbels sämtlich Rippen, welche sich aber nicht an ein Brustbein anheften, sondern mit freien Enden nahe unter der Haut liegen und beim Kriechen zur Fortbewegung des Körpers dienen. Während ein Schultergürtel überall fehlt, finden sich bei einigen S. dicht vor dem After in den Seitenmuskeln Rudimente der Sitzbeine als einzige Überbleibsel des Beckens und meist noch kleine, nägeltragende Fingerrudimente. Die Oberkiefer und die ihnen naheliegenden Knochen der Mundhöhle sind bei fast allen S. untereinander und mit dem Schädel beweglich verbunden, die beiden Hälften des Unterkiefers haben ein dehnbares Band zwischen sich, so daß der Rachen sich im Verhältnis zum Gesamtkörper enorm erweitern kann. Die Zähne dienen stets nur zum Festhalten der Beute, sind sehr zahlreich, nach hinten gekrümmt und stehen in einer oder zwei Bogenreihen. Bei der Gattung Rhachiodon verlängern sich 31 Wirbel nach der Bauchseite zu bis in die Speiseröhre hinein und enden in ihr selbst mit zahnartigen Spitzen, die gleichfalls zum Festhalten der Beute benutzt werden. Außer diesen soliden Zähnen kommen im Oberkiefer zahlreicher S. Furchenzähne oder hohle, von einem Kanal durchbohrte Giftzähne vor, deren Basis mit dem Ausführungsgang einer Giftdrüse in Verbindung steht, das ausfließende Sekret derselben aufnimmt und