Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

880

Sericitschiefer – Sernf

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Sericit'

und die chem. Zusammensetzung des Muskovits. Seine nicht elastischen Lamellen besitzen unter dem Mikroskop eine faserig-schuppige Struktur. Der S. vertritt in Gneisen, Glimmerschiefern und phyllitischen Schiefern sehr oft den eigentlichen Glimmer.

Sericitschiefer, Schiefergesteine, in denen neben einem Gehalt an Quarz Sericit (s. d.) eine Hauptrolle spielt. Diese oft etwas flaserigen, stets granatfreien Felsarten wurden zuerst als etwas mehr oder weniger Selbständiges in der Gruppe der huronischen Taunusschiefer an mehrern Punkten des Rheingaues erkannt; später wurden sie auch in Sachsen, am Harz, am Stilfser Joch u. a. O. gefunden; ferner gehören zum S. das weiße Gebirge der Erzlagerstätten von Holzappel, Wellmich und Werlau, die Lagerschiefer von Mitterberg, die weißen Schiefer von Agordo in Südtirol. Führen die S. auch reichlich Feldspat, so fallen sie unter den Begriff Sericitgneis.

Serĭe (lat. series), Reihe, Reihenfolge, z. B. von Schriften; bei den zurückzuzahlenden Staatsschulden, insbesondere bei Lotterieanleihen oder Prämienanleihen (s. d.) sowie bei Landschaften (s. d.) und Hypothekenaktienbanken (s. Bodenkreditbanken) nennt man S. die Gruppen von Schuldobligationen, welche zeitlich nacheinander aufgenommen werden und nach einem im Voraus festgesetzten Tilgungsplan zurückerstattet werden müssen. Man bezeichnet dieselben mit Serie I, II, III... oder A, B, C ...

Seriemas (Dicholophidae), Cariamas, Schlangenstörche, zwei höchst eigentümlich gestaltete Vögel Südamerikas; welche äußerer Merkmale wegen früher irrtümlicherweise zu den Raubvögeln gerechnet wurden, in Wirklichkeit aber zu den Stelzvögeln gehören. Die bekannteste Art, Dicholophus cristatus Ill. (s. Tafel: Stelzvögel IV, Fig. 4) oder Cariama cristata Briss., ist 80 cm lang, hat sehr hohe Füße, die wie der kräftige Schnabel hochrot sind, kräftige Flügel, einen langen, breitfederigen Schwanz und einen Federschopf auf der Stirn; die Farbe des Gefieders ist ein bräunliches Grau. Die S. werden mit 150 M. das Stück bezahlt. Man füttert sie mit rohem Fleisch, Mäusen, Sperlingen u. dgl.

Serĭenbilder, s. Photographie (Bd. 13, S. 118b).

Serĭenmaschine, s. Hauptstrommaschine.

Serĭenschaltung, die Hintereinanderschaltung von elektrischen Stromverbrauchsstellen (s. Reihenschaltung).

Serĭka (grch. Sĕriké), im Altertum Name des nördl. Chinas, am mittlern Hoang-Ho, berühmt als Ursprungsland der Seide.

Serimeter (grch., «Seidenmesser»), ein Instrument, das dazu dient, die Seide auf ihre Elasticität, Dehnbarkeit und Festigkeit zu prüfen, und dessen Konstruktion meist auf dem Princip des Federdynamometers oder der röm. Wage beruht. (S. Garndynamometer.)

Serin, Glycerinaminsäure, eine krystallisierende Substanz, die beim Kochen von Seidenleim mit Schwefelsäure entsteht und die Zusammensetzung C3H7O3N = CH2(OH)•CH(NH2)•COOH besitzt.

Seringapatam, englisch verderbt aus Srirangapattan(am) (s. d.).

Seringham, englisch verderbt aus Srirangam, s. Trichinopoly.

Serinus, der Girlitz (s. d.).

Serioso (ital.), seriös, ernst, feierlich.

Seriphos, heute Serphos, griech. Insel mit (1889) 2731 E. auf 78 qkm, zu der Westreihe der ↔ Cykladen gehörig, 16 km südlich von Kythnos, gebirgig und wenig fruchtbar, besteht aus Glimmerschiefer und im südl. Teil aus Granit. Die Insel besitzt Lager von Eisen-, Kupfer- und silberhaltigen Bleierzen, die im Altertum ausgebeutet wurden; in neuerer Zeit hat man wieder den Abbau versucht, aber mit geringem Erfolg. – S. nahm mit einigen Schiffen bei der attischen Flotte an der Schlacht bei Salamis teil, gehörte dann zum Athenischen Seebunde und war unter den Römern Verbannungsort. Nach dem Mythus wurde hier der von Akrisios ausgesetzte Kasten an das Land gezogen, welcher den Perseus und dessen Mutter Danaë einschloß.

Serjeants-at-Law (spr. ßörrdschĕnts ätt lah), früher Bezeichnung der engl. Advokaten, welche die höchste Stufe ihres Berufs erreicht hatten. Sie hatten eine eigene Inn (s. Inns of Court) und in einigen Gerichtshöfen ausschließliches Audienzrecht. Die Richter der gemeinrechtlichen Gerichtshöfe wurden früher stets aus der Zahl der S. erwählt. Seit dem Inkrafttreten der Judicature Act von 1873 ist dies nicht mehr der Fall, und seitdem wurden keine neuen S. ernannt, doch führen die wenigen noch am Leben befindlichen Mitglieder dieser Rangklasse den Titel weiter.

Serk, eine der Normannischen Inseln, s. Sercq.

Serlo, Albert Ludw., preuß. Bergbeamter, geb. 14. Febr. 1824 zu Crossen, studierte in Berlin, wurde 1851 Bergreferendar und Salinenfaktor in Königsborn bei Unna, 1856 Bergassessor und Bergmeister im Bergamt Bochum, 1858 Oberbergrat beim Bergamt Dortmund, 1866 als Berghauptmann Direktor des Oberbergamtes Breslau, 1878 als Oberberghauptmann und Ministerialdirektor im Handelsministerium (später Ministerium der öffentlichen Arbeiten) an die Spitze der gesamten preuß. Bergverwaltung berufen; seit 1877 auch als Abgeordneter thätig, wurde S. 1878 Vorsitzender der Eisen-Enquetekommission, 1881 der Schlagwetterkommission. Er schied 1884 wegen Krankheit aus seinem Amte und legte auch sein Mandat nieder. Sein Hauptwerk ist der «Leitfaden zur Bergbaukunde» (4. Aufl., Berl. 1884).

Sermon (lat.), Rede, Predigt; Sermologium, Predigtsammlung.

Serneus, Dorf und Bad im Bezirk Oberlandquart des schweiz. Kantons Graubünden. Das Dorf liegt 5 km nordöstlich von Klosters, mit dem es eine Gemeinde bildet, in 1001 in Höhe, auf der linken Seite der Landquart, an der Landquartbahn (Station S.-Mezzaselva), auf dem rechten Ufer des Flusses; das Bad, 1 km östlich vom Dorfe am linken Ufer der Landquart in einem Wiesenthale, besitzt eine Schwefelquelle, ein Kurhaus mit Trinkhalle und wird sowohl als Bade- wie als Luftkurort viel besucht. – Vgl. Husemann, Luftkurort und Schwefelbad S. (Chur 1876).

Sernf oder Sernft, rechter Zufluß der Linth (s. Limmat) im schweiz. Kanton Glarus, entspringt mit zwei Hauptquellen, die sich in 1200 m Höhe unweit Elm vereinen, am Foopaß und am Panixerpaß (s. d.), durchfließt das Sernf- oder Kleinthal und mündet, 18 km lang, bei Schwanden unweit Glarus. Der S. ist ein wildes Bergwasser, für das nach dem Bergsturz (1881) bei Elm teilweise ein neues Bett durch das Trümmerfeld gegraben werden mußte. Die obern Stufen bilden ein von 2400 bis 3200 m hohen Gipfeln der Glarner Alpen umschlossenes Hochthal, die untere eine waldige Schlucht.