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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Setzmaschinen; Setzschiffer; Setztartschen; Setzungsrecht; Setzwage; Setzwirtschaft; Setzzeit; Seubert; Seuche; Seudre

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Setzmaschinen - Seudre.

gestellte Klaviatur zum Anschlagen der Typen, welche in flachen Blechröhren nicht ihrer Dicke (mmmm), sondern ihrer Höhe (^[img]) nach aufgestellt sind, um dieselben möglichst zusammenzudrängen und solcherweise den von der Hand des Setzers zu durchlaufenden Raum zu verringern; zwischen den Röhren und den Tasten befindet sich ein Schild mit Kanälen, die alle in einer gemeinsamen Öffnung zusammenlaufen, durch welche die Typen in eine Sammelrinne treten, wo sie ein Hebelwerk nach Maßgabe der sich bildenden Typenreihe (Zeile) fortschiebt, um von einem zweiten Arbeiter in Zeilen formiert zu werden. Ihr Heraustreten aus den Röhren wird durch das Anschlagen der Tasten bewirkt. Kastenbein hat auch Ablege- oder Absetzapparate erbaut, bei deren neuesten, sehr vereinfachten die Typen in der gewöhnlichen Weise mit der Hand in die Fächer des Apparats abgelegt werden, von wo aus sie durch ihre eigne Schwere in die Setzröhren gelangen und sich in denselben aufstellen. Maschinen von Kastenbein sind, außer in England, in Frankreich, Belgien, Dänemark und in den Vereinigten Staaten, auch in Deutschland in einigen Exemplaren in Thätigkeit. Die Leistungsfähigkeit derselben beträgt ca. 6000-7000 Typen in der Stunde, je nach der Übung des setzenden Arbeiters. Hooker in London, welcher die "The Clowes" genannte Maschine baute, setzte an die Stelle der Tastatur kleine Kupferplatten, je eine für eine Type, die in ihrer Zusammenstellung deren Lage im Setzkasten wiedergeben. Jedes dieser Plättchen ist durch eine elektrische Leitung mit einem Magnet verbunden, der hinter der die fragliche Type enthaltenden, nach vorn offenen Typenrinne steht und deren unterste Letter jedesmal heraus- und auf ein endloses Band wirft, sobald der Arbeiter mit einem an dünnem Draht befindlichen Metallstift, mit welchem er die Bewegungen des Setzens macht, das betreffende Plättchen berührt und dadurch die Leitung schließt. Vermittelst der endlosen, über Rollen nach vorwärts laufenden Bänder werden die Typen in eine Sammelrinne gebracht, wo sie sich zu Wörtern vereinigen, um dann von einem zweiten Arbeiter in Zeilen abgeteilt zu werden. Die "Clowes" eignet sich nur zum Setzen ohne Versalien, diese müssen vom Setzer mit der Hand eingeschaltet werden; in der Schnelligkeit ihrer Leistungen bei versalienfreiem Satz, z. B. Englisch, übertrifft sie indes die Kastenbeinsche Maschine wesentlich. Außer den genannten sind noch mehrere andre Konstruktionen bekannt geworden, zu allgemeiner Einführung hat es aber bis jetzt noch kein System gebracht. Westcott in Amerika hatte zu Philadelphia (1876) eine Maschine ausgestellt, bei welcher ein Schriftgieß- und ein Setzapparat verbunden waren, so daß die auf der Taste angeschlagene Type jedesmal gegossen, das Ablegen somit ganz vermieden wurde; sie arbeitete jedoch zu langsam und inkorrekt, auch war ihr Mechanismus zu kompliziert. Der Umstand, daß die Setzmaschinen immer nur für eine bestimmte Schriftgattung, höchstens zwei, benutzt werden können und durch einen intelligenten Arbeiter oder Arbeiterin bedient werden müssen, ohne deren Thätigkeit wesentlich zu vervielfältigen, hat ihrer allgemeinen Verbreitung bis jetzt im Wege gestanden.

Setzmaschinen (Setzpumpen, Setzherde, Setzräder), s. Aufbereitung.

Setzschiffer, der Kapitän eines Handelsschiffs, welcher nicht zu dessen Miteigentümern (Reedern) gehört, vielmehr von diesen oder von dem alleinigen Eigentümer des Fahrzeugs angestellt ist.

Setztartschen, s. Pavesen.

Setzungsrecht, ein bei der Reederei vorkommendes eigentümliches Recht, wonach bei Differenzen in der Leitung der Reedereiangelegenheiten die Minderheit der Mitreeder sich der Ausführung der Majoritätsbeschlüsse entziehen kann. Dies geschieht dadurch, daß die Minorität das gemeinsame Schiff zu einem bestimmten Preis veranschlagt. Die Mehrheit der Reeder hat dann entweder das Schiff zu diesem Preis zu übernehmen und die Anteile der Minderheit nach eben diesem Preis herauszuzahlen, oder sie muß das Schiff der Minderheit zu diesem Preis überlassen und derselben die entsprechenden Anteile herauszahlen. Seit der Einführung des deutschen Handelsgesetzbuchs darf dieses Recht gesetzlich nur noch in Mecklenburg Anwendung finden, doch kann es außerhalb dieses Staats für eine Reederei durch Vertrag gleichfalls begründet werden.

Setzwage (Schrotwage, Bleiwage), Instrument zur Richtigstellung horizontaler Flächen, hat die Gestalt eines umgekehrten T (⊥) und wird auf der untern schmalen Fläche genau rechtwinkelig gegen die breite Vorder- und Hinterfläche abgerichtet. In der Bodenfläche ist ein Ausschnitt gerade unter dem senkrechten mittlern Teil und von der Mitte desselben eine gegen die Bodenfläche senkrechte Linie hinaufgezogen, an deren oberm Endpunkt der Faden eines Senkbleies angehängt ist, dessen Gewicht in dem Ausschnitt spielt. Auf horizontaler Ebene deckt der Faden den Strich oberhalb des Ausschnitts. Beim Gebrauch stellt man die S. nicht unmittelbar auf die zu prüfende Fläche, sondern erst auf das Richtscheit (s. d.).

Setzwirtschaft, s. Interimswirtschaft.

Setzzeit, die Zeit, in welcher das Elch-, Rot-, Dam- und Rehwild Junge bringt.

Seubert, Adolf Friedrich, Militär und Schriftsteller, geb. 9. Juni 1819 zu Stuttgart, trat 1835 in die Kriegsschule, war von 1864 bis 1867 Adjutant und erster Referent des Kriegsministers und im Feldzug 1866 Chef des innern Dienstes der württembergischen Division. Im Krieg 1870/71 gelang es ihm, als Detachementskommandeur das 7. französische Korps im Oberelsaß durch Anzünden von Wachtfeuern u. Verbreiten falscher Nachrichten in den ersten Tagen des Augusts hinters Licht zu führen. Später deckte er mit 2 Bataillonen, 2 Eskadrons und 2 Batterien die Etappenlinien der dritten Armee bis Melun. Seit 1873 lebte er als Oberst a. D. in Kannstatt, wo er 4. Febr. 1880 starb. Er schrieb: "Elementartaktik der Infanterie" (Stuttg. 1860), "Die Kriegführung der Dänen in Jütland" (Darmst. 1864), "Taktik der Gegenwart" (Berl. 1875), "Die Württemberger im Schwarzwald im August 1870" (das. 1879), dichtete eine Reihe von Dramen, von denen 1849 die Schauspiele. "Lichtenstein" und "Ein deutscher Prinz" in Stuttgart, 1872 das Trauerspiel "Der Sohn des Kammerdieners" und die Burleske "Der Maitrank" in Ulm zur Aufführung kamen. Auch schrieb er: "Die Sterne Schwabens" (200 Sonette, Stuttg. 1856, anonym) und lieferte zahlreiche poetische Übersetzungen aus den verschiedensten Sprachen, namentlich für die Reclamsche "Universalbibliothek" und eine Neubearbeitung von Müllers "Allgemeinem Künstlerlexikon" (Stuttg. 1878-79, 3 Bde.).

Seuche (Contagium), jede epidemisch auftretende, durch Ansteckung (s. d.) entstehende Krankheit.

Seudre (spr. ssödr), Küstenfluß im franz. Departement Niedercharente, mündet nach 85 km langem Lauf der Insel Oleron gegenüber in den Atlantischen Ozean und ist von Ribéron an (25 km weit) schiffbar.