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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sphärengesang - Sphinx

Sphärengesang, Sphärenharmonie oder Sphärenmusik, nach der Annahme des Pythagoras und seiner Schule das Tönen der sich im Himmelsraume bewegenden sieben Planeten, das um so höher sein soll, je weiter, um so tiefer, je enger der Kreis des sich bewegenden Körpers ist. Sterbliche vermögen diese Musik nicht zu vernehmen.

Sphargis, s. Lederschildkröte.

Sphärisch (grch.) nennt man eine Figur, wenn sie auf der Oberfläche einer Kugel durch Bogen größter Kreise gebildet ist. Sphärisches Zweieck oder Kugelzweieck heißt der Teil der Kugeloberfläche zwischen zwei größten Kreisen. Ein sphärisches Dreieck entsteht, wenn man drei Punkte der Kugeloberfläche durch größte Kreise verbindet. Sphärische Trigonometrie, die Lehre von diesen Dreiecken.

Spheristerium, s. Ballspiel.

Sphaerobolus Tode, Pilzgattung aus der Familie der Gasteromyceten (s. d.), kleine kugelige Pilze von gelber Farbe, auf faulenden Pflanzenteilen u. dgl. Die Fruchtkörper der in Deutschland häufigen S. stellatus Tode haben ungefähr einen Durchmesser von 1 mm. Sie zeichnen sich durch starke Hygroskopicität der äußern Peridie ans. Bei der Reife der Sporen trennt sich die innere, die Gleba umschließende Peridie von der äußern; tritt nunmehr ein Austrocknen der letztern ein, so zerreißt sie, stülpt sich um und schleudert dabei die innere Peridie mehrere Centimeter hoch heraus.

Sphaerococcus, Algengattung, s. Carrageenmoos

Sphäroid (grch.), nach Archimedes die Bezeichnung für ein Rotationsellipsoid (s. Ellipsoid). Später bezeichnete man mit S. die einem gedrückten Rotationsellipsoid ähnelnde Gestalt der Erde und anderer Planeten.

Sphäroidaler Zustand, s. Leidenfrostscher Versuch.

Sphärolithe (grch.) oder Sphärulite, in der Petrographie Bezeichnung für Kügelchen oder Kugeln von radialstrahliger oder radialfaseriger Struktur, die oft in großer Menge in der Masse rasch erkalteter Eruptivgesteine liegen, in Obsidianen, Perliten, Pechsteinen, vielen Felsitporphyren und Rhyolithen. Die um den Mittelpunkt herum angeschossenen Strahlen gehören bald einer und derselben Mineralsubstanz an, bald sind sie untereinander nicht gleichartig (gemengte S., wozu die aus weißem Feldspat und grüner Hornblende bestehenden großen Kugeln in dem corsischen Diorit gehören); auch beteiligen sich Strahlen von Glas oder von mikrofelsitischer Materie an der Zusammensetzung der S., immer aber werden die eigentlichen S. chemisch aus Silikaten gebildet, und deshalb pflegt man z. B. die Kügelchen des Erbsensteins (s. d.) nicht als S. zu bezeichnen. Die höher entwickelten derselben zeigen im centralen Schnitt zwischen gekreuzten Nicols oft ein schönes dunkles Interferenzkreuz. In den Gesteinen sinken die S. häufig zu mikroskopischer Kleinheit herab. Auch in künstlichem Glas bilden sich mitunter S. aus.

Sphärometer (grch., d.i. Kugelmesser), ein Instrument, dessen man sich bedient, teils um die Gestalt der Linsengläser zu bestimmen, teils um die Dicke dünner Blättchen, z. B. solcher von Gips u. s. w., zu messen, die im polarisierten Lichtstrahle die verschiedenen Farben geben. Das erste S. wurde 1763 verfertigt; der Erfinder ist unbekannt. Allgemeiner bekannt ist die Vorrichtung erst durch Biot geworden. Die beste Einrichtung wurde dem Instrument zuerst von Cauchoix gegeben. Der wesentlichste Teil des S. ist eine mit einem Dreifuß verbundene, genau gearbeitete Mikrometerschraube. Man setzt den Dreifuß auf eine ebene Platte und senkt die Schraube ebenfalls bis zur Berührung derselben. Legt man nun ein Plättchen, dessen Dicke zu messen ist, unter die Spitze der Schraube, so muß die Schraube um eine leicht zu messende Höhe gehoben werden, damit bei einem leichten Anstoß das S. sich nicht um die Spitze der Schraube dreht. Diese Höhe giebt die Dicke der Platte.

Sphärosiderit, Mineral, s. Eisenspat.

Sphaerotallia N. ab Es., Flechtengattung mit einem aus knollenförmigen Abschnitten bestehenden Thallus, deren Arten auf der Erde leben und besonders in Wüsten und Steppengegenden Nordafrikas und Kleinasiens vorkommen. Die bekannteste Form ist die Mannaflechte, S. esculenta N. ab Es., die als Nahrungsmittel dient. Die locker dem Boden anliegenden Knöllchen werden häufig durch den Wind in großen Mengen fortgeführt und fallen dann als Mannaregen (s. Manna) nieder.

Sphaerularia, s. Haarwürmer.

Sphärulite, s. Sphärolithe.

Sphaerulites, seltsam gestaltete fossile Muscheln aus der Familie der Hippuriten (s. Hippuritenkalke).

Sphegidae, s. Grabwespen.

Sphen, Mineral, s. Titanit.

Sphendone, Sphendoneten (grch.), s. Schleuder.

Spheniscidae, s. Pinguine.

Spheniscus demersus, s. Brillenpinguin.

Sphenoid, im tetragonalen und rhombischen Krystallsystem vorkommende hemiëdrische Form. Die tetragonalen S., die Hälftflächner der tetragonalen Protopyramiden, sind von vier gleichschenkeligen Dreiecken umschlossene Formen; die rhombischen S., die Hälftflächner der rhombischen Pyramiden, werden von vier ungleichseitigen Dreiecken umschlossen.

Sphingidae, Schmetterlingsfamilie, s. Schwärmer.

Sphingosin, s. Cerebrin.

Sphinkter (grch.), in der Anatomie soviel wie Schließmuskel (s. d.)

Sphinx (grch.), die in Ägypten vorkommenden kolossalen Steinbilder, bestehend aus Löwenleib mit Menschenkopf, gewöhnlich dem Kopfe des Königs. (S. Tafel: Ägyptische Kunst III, Fig. 7.) Sie waren ein Symbol des Sonnengottes und hießen neb (Herr); daher kommen fast ausnahmslos männliche S. vor. Man pflegte Sphinxstatuen vor die Eingänge der Tempel, oft in ganzen Alleen, zu stellen. Am bekanntesten ist der Sphinxkoloß auf dem Pyramidenfelde bei Giseh (s. Taf. I, Fig. 1,

^[Fig. 1]