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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sphinxhaube - Spiegel

sowie die Karte: Kairo und die Pyramidenfelder, Bd. 10, S. 24). Er ist aus dem Felsen gehauen, der vielleicht schon von Natur annähernd die Gestalt eines S. hatte; er mißt vom Scheitel bis zur Sohle etwa 20 m. Thutmosis IV. ließ zwischen seinen Klauen einen Tempel erbauen. Zuerst hat ihn Caviglia 1818 aus dem Wüstensande ausgegraben, später auch Mariette; 1886 hat eine franz. Gesellschaft ihn frei gelegt und durch eine Mauer vor der Versandung zu schützen versucht. Seltener sind die den Gott Ammon darstellenden Widdersphinxe (auch Kriosphinxe), aus Löwenleib mit Widderkopf bestehend (s. umstehende Fig. 1).

Die S. der griechischen Mythologie war eine Tochter des Typhaon und der Schlange Echidna; ihre Geschwister, die Hunde Orthros und Kerberus, der Nemeische Löwe und der Drache Ladon, endlich die Chimaira und Hydra, bezeugen die dämonisch-ungeheuerliche Natur dieses ganzen Geschlechts. Nur die äußerliche Formverbindung von Löwe und Mensch hat die Anwendung des griech. Wortes auf die ägypt. Gestalt veranlaßt. (S. Fig. 2.) Nach der griech. Sage erschien die S. in der Nähe von Theben und tötete jeden, welcher das Rätsel: Was ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig? nicht lösen konnte. Oidipus (s. d.) riet, daß der Mensch gemeint sei, der als Kind auf Händen und Füßen kriecht und als Greis den Stock zu Hilfe nimmt. Darauf stürzte sich die S. vom Felsen, und Oidipus erhielt die Herrschaft über Theben. - Vgl. Ilberg, Die S. in der griech. Kunst und Sage (Lpz. 1896).

^[Fig. 2.]

Auch die moderne Bildnerei, besonders zur Zeit des Barock, hat S. geschaffen, verlieh jedoch der monströsen Gestalt (Mensch-Löwe) einen mehr individuellen Zug.

Sphinxhaube, Kopfbedeckung der vornehmen alten Ägypter aus einfarbigem, gestreiftem oder gemustertem Tuch (s. Tafel: Kostüme I, Fig. 2); die Sphinx (s. Tafel: Ägyptische Kunst I, Fig. 1, und III, Fig. 7) wurde mit dieser Kopfbedeckung dargestellt. Ähnlich ist noch heute die Keffieh (s. d.).

Sphragistik (grch.), s. Siegelkunde.

Sphygmograph (grch.), s. Puls.

Sphygmophon (grch.), ein elektrotelegr. Apparat zur Untersuchung des Pulses, besteht aus einem federnden Stromunterbrecher, der auf die Arterie aufgesetzt wird und mit einem Telephon verbunden ist. Jede Bewegung des Arterienrohrs bewirkt eine Unterbrechung des elektrischen Stroms; diese Unterbrechungen werden auf das Telephon übertragen und als Töne hörbar.

Sphyraena, s. Hammerfisch.

Spiauter, s. Zink.

Spič, slaw. Form von Spizza (s. d.).

Spica (lat.), s. Ähre und Blütenstand.

Spica, der hellste Stern, 1. Größe, im Sternbild der Jungfrau.

Spichern, auch Speichern, Dorf im Kreis und Kanton Forbach des Bezirks Lothringen, 5 km südlich von Saarbrücken, dicht an der preuß. Grenze, hat (1895) 844 E., darunter 16 Evangelische, Postagentur und Fernsprechverbindung. Die nördlich davon belegenen Spicherer Höhen, ein bewaldeter Höhenzug, beherrschen das Gelände bis Saarbrücken, waren beim Beginn des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 und 1871 zu einer starken Stellung umgeschaffen worden und bildeten in der Schlacht bei S. vom 6. Aug. die Hauptstellung der Franzosen unter General Frossard. Deutscherseits war der Angriff erst für einen der folgenden Tage geplant. Da Steinmetz die Spitzen seiner Truppen indes am 6. bis dicht an den Feind heranschob, entspann sich allmählich ein Gefecht. Zu Anfang der Schlacht, gegen Mittag, ging preuß. Infanterie vom Winterberge südlich gegen die scharf eingeschnittene Schlucht der Höhen vor und gewann bis gegen 3 Uhr wesentlich Boden; später wurde der Feind auch aus dem Walde geworfen, feindliche Reserven jedoch zwangen zu zeitweiligem Zurückgehen. Nach 6 Uhr abends erfolgte ein Vorstoß des franz. linken Flügels gegen die rings um Stiring fechtenden preuß. Truppen; erst dem Eingreifen von Abteilungen der 16. Division und der 5. und 6. Division der Zweiten Armee gelang es, die Steilhänge der Höhen zu nehmen, während die Kuppe erst in der Nacht gewonnen werden konnte. Die Wirkung der deutschen Artillerie war auf wenige Punkte beschränkt, die nur mit der größten Anstrengung erreicht und gehalten werden konnten. Der preuß. Verlust betrug 223 Offiziere und 4648 Mann; Frossard giebt seinen Verlust auf 249 Offiziere und 3829 Mann an. - Vgl. Schell, Die Operationen der Ersten Armee unter General von Steinmetz (Berl. 1872); Tendering, Die Schlacht bei S. (2. Aufl., Saarbr. 1890).

Spicilegium (lat.), Ährenlese.

Spickaal, geräucherter Aal.

Spickdamm, soviel wie Buhne (s. d.).

Spickgans, in Norddeutschland die gepökelten und geräucherten Gänsebrüste.

Spicknadel, eine Nadel, mittels deren man dünne Speckstreifen durch ein Fleischstück zieht, um einen saftigern Braten zu erzielen.

Spicula (lat.), s. Ährchen und Haarwürmer.

Spiegel, ein Körper mit glatter und glänzender Oberfläche zur Erzeugung von Bildern durch Reflexion (s. d.). Die Bilder im ebenen oder Planspiegel liegen nach dem Reflexionsgesetz symmetrisch zum Gegenstand in Bezug auf die Spiegelebene. Eine rechte Hand erscheint im Spiegel als linke Hand und umgekehrt. Der Abdruck einer Schrift auf Löschpapier ist "Spiegelschrift", die man im S. bequem liest. Außer ihrem gewöhnlichen Gebrauche dienen die ebenen S. auch zur Dekoration, zur Vervielfältigung der Bilder, z. B. beim