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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Talanti - Talent

Kultus, Idole und Zauberpriester, und pflegten alle Monate ihren Göttern ein Fest zu feiern, bei dem ein oder mehrere Kriegsgefangene geopfert wurden. Die einzelnen Stämme waren daher in beständigem Kriegszustand miteinander. Das Land war reich an allerhand Produkten, Kakao, Honig, Wachs, Sarsaparille, vor allem aber an Gold, aus dem die Eingeborenen Schmucksachen fertigten, die in Thonformen gegossen wurden und denen man die Form von allerhand Tieren, Adlern, Eidechsen, Fröschen, Spinnen u. s. w. zu geben pflegte. Dieser Goldreichtum ist es, der dem Gebiete den Namen Costa-Rica gegeben hat. Die Spanier, die in dem Hochlandsgebiete festen Fuß gefaßt hatten, versuchten das Land in ihrer Weise auszubeuten. Es kam aber schon 1610 zu einem Aufstand, bei dem die ganze span. Garnison niedergemetzelt wurde. Thatsächlich ist das Gebiet noch heute so gut wie unabhängig. Der Goldreichtum des Landes hat aufgehört, oder man kennt wenigstens die Lagerstätten nicht mehr. Doch sind an einzelnen Stellen, namentlich in der Nähe der Laguna de Chiriqui in neuerer Zeit bedeutende Funde alter Schmucksachen aus Gold (s. Tafel: Amerikanische Altertümer II, Fig. 5) gemacht worden. Von den noch jetzt daselbst existierenden Stämmen sind die hauptsächlichsten die Cabécar, die Bribri und die Tiribri oder Terrába, wozu noch die Boruca oder Brunca auf der pacifischen Seite von Costa-Rica kommen.

Talanti, Hauptstadt der Eparchie Lokris (s. d.).

Talar (lat. taleris), eine lange Tunika der spätröm. Zeit; dann das Privatkleid der kath. und das Amtskleid der prot. Geistlichkeit.

Talaro (ital. Tallero, im Orient, besonders in Ägypten, Bezeichnung für den Maria-Theresia-Thaler (Tellero della regina).

Talaru (spr. -rüh), Mineralquellen, s. Ambert.

Talassio, röm. Hochzeitsgott, entsprechend dem griech. Hymen (s. d.).

Talaut oder Salibabo, Gruppe kleiner, zur niederländ. Residentschaft Menado auf Celebes im Malaiischen Archipel gehöriger Inseln, nordöstlich von den Sangirinseln, mit 925 qkm und 5000 E. Die größte ist Karkelang; südlich davon liegt Salibabo und Kabruang. Sie sind fruchtbar und gut angebaut. Sehr ergiebig ist der Fischfang. Nördlich von dieser Gruppe liegen die Meangisinseln und südlich die Douglasinseln.

Talavera de la Réina, lat. Talabriga, Bezirksstadt in der span. Provinz Toledo in Neucastilien, 351 m ü. d. M., am hier geteilten Tajo, über den eine schmale, 400 m lange Brücke mit 35 Bogen führt, unterhalb der Mündung des Alberche, an der Eisenbahn Madrid-Valencia de Alcantara, ist eine alte, früher befestigte Ciudad in weiter, fruchtbarer und gut bebauter Ebene und hat (1887) 10 497 E., 7 Thore, enge und krumme Gassen, 7 Kirchen, darunter die Hauptkirche mit drei got. Schiffen und die schöne Wallfahrtskirche der Virgen del Prado im Renaissancestil mit Kuppel und wunderthätigem Madonnenbilde, wo sechs Tage nach Ostern ein besuchtes Volksfest (Las Mondas de T.) und vor Weihnachten das Kinderpfeifenfest abgehalten wird; ferner Reste röm. und arab. Türme und Thore, ein Instituto (Lateinschule); im August eine achttägige Messe. T. war früher berühmt wegen seiner, heute fast verschwundenen Seidenweberei; jetzt wird Töpferei und Herstellung von Tuch, Hüten, Gold- und Silbergeräten, Seife, Leder und Firnis getrieben. Bei T. siegten Wellington und Cuesta 27. und 28. Juli 1809 über die Franzosen unter König Joseph Bonaparte.

Talbot (spr. tahlbŏt), engl. Familie, die ihren Ursprung von Richard T. herleitet, der mit Wilhelm dem Eroberer nach England kam. Unter Heinrich III. erwarb Gilbert T. große Besitzungen; von Sir Gilbert T., seinem Enkel, an (seit 1333) wurden die Träger des Namens zu den Parlamenten berufen, 1442 wurde der berühmte Feldherr John T. zum Grafen von Shrewsbury (s. d.) erhoben, unter welchem Namen das Geschlecht noch heute blüht.

Talbot (spr. tahlbŏt), einer der Erfinder der Photographie (s. d.).

Talca, Provinz der südamerik. Republik Chile, nördlich durch den Rio Mataquito von der Provinz Curico, südlich durch den Rio Maule von den Provinzen Maule und Linares, östlich durch die Cordilleren von der argentin. Provinz Mendoza getrennt, westlich vom Großen Ocean bespült, wird im O. und W. von Waldgebirgen erfüllt, ist fruchtbar und gut angebaut, zählt auf 9527 qkm (1895) 128 961 E. und führt Weizen, Wolle und Häute aus. In den Anden erheben sich die Vulkane Descabezado (s. d.). Die Eisenbahn Curico-Linares durchschneidet T. Die Hauptstadt T., links am Rio Claro, einem rechtsseitigen Nebenflusse des Rio Maule, Station der Staatsbahn Santiago-Concepcion, die schönste Provinzialstadt des Landes, zählt 23 432 E., hat sechs schöne Kirchen, ein Lyceum; Weberei.

Talcahuano, der sicherste Hafen Chiles, auf einer Landspitze, 12 km nördlich von Concepcion, gedeckt durch die Insel Quiriquina, hat 5030 E., neues Zollhaus, große Magazine und Docks und ist Hauptstapelplatz für die weizenreichen Provinzen zwischen Santiago und Valdivia. Die Ausfuhr ist zumeist nach England gerichtet. Eisenbahn führt in das Innere. T. ist Sitz eines deutschen Konsularagenten. 1835 wurde T. durch Erdbeben zerstört.

Talcium, Element, s. Magnesium.

Talcum, auf Rezepten soviel wie Talk.

Tale, Geldgröße und Gewicht in China, s. Tael.

Talegallahühner, s. Großfußhühner.

Taleman, der Sprecher des Bauernstandes auf den schwed. Reichstagen.

Talence (spr. -lángß), südl. Vorort von Bordeaux im franz. Depart. Gironde, hat (1896) 8810, als Gemeinde 9221 E.; Zündholzfabrikation und bedeutenden Weinbau.

Talent (grch. tálanton, das "Zugewogene"), jede hervorragende körperliche oder geistige Fähigkeit. Erreicht das T. eine solche Höhe, daß es über die bisherigen Leistungen hinaus völlig neue Wege anbahnt, so nennt man es Genie (s. d.).

Talent (grch. Tálanton), eigentlich die Wage oder das zur Abwägung auf die Wage Gelegte, bei den alten Griechen ein Gewicht von 60 Minen (s. d.) = 6000 Drachmen (s. d.) und eine dem Gewicht entsprechende Summe Silbers. Das gewöhnlichste T. war das attische, das mit dem euböischen identisch war. Dasselbe betrug an Gewicht = 26,2 kg und begriff als Geldsumme 4715 M. deutscher Reichswährung. Das äginaische T., das als Handelsgewicht in Attika auch nach Einführung des euböischen Münzsystems bestehen blieb, hatte bei einem Gewicht von 37,2 kg einen Wert von 6522 M. Auch bei den Römern wurde der Ausdruck T. gebraucht für eine Summe von 6000 Denaren, die nach der Silberwährung zur Zeit der Republik einen Wert von 4210 M., nach der Goldwährung von Augustus