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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Takt; Táktik; Taktische Einheit; Taktmesser; Talaing; Talamanca

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Takt - Talamanca

umgeben. Auf der Kehrseite erscheint das serb. Wappen. Das Band ist rot mit weiß-blauer Einfassung. Bei der Kriegsdekoration umgeben die Palmzweige das von zwei gekreuzten Schwertern überhöhte und am roten Band getragene Ordenskreuz. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden II, Fig. 22.)

Takt (lat.), in der Musik die gleichmäßige Zeitabteilung in der fortschreitenden Bewegung der Töne. Es giebt eine gerade Taktart, deren Glieder eine gerade Zahl bilden, und eine ungerade Taktart, deren Glieder eine ungerade Zahl haben. Einfach ist jene, wenn sie aus zwei, diese, wenn sie aus drei Hauptzeiten besteht. Die Taktteile haben einen verschiedenen innern Wert durch den Accent. Hiernach unterscheidet man gute und schlechte Taktteile. Ein guter oder schwerer Taktteil hat den Accent und verlangt bei der Gesangskomposition in der Regel eine lange Silbe. Der erste Taktteil jedes T. hat immer das größte Gewicht. Werden die halben T. des Viervierteltakts in Viertel verwandelt, so erhält das erste und dritte Viertel den Accent, letzteres jedoch einen schwächern. Einen noch schwächern Accent erhalten das dritte und sechste Achtel, wenn die Viertel in Achtel verwandelt werden. Bei den ungeraden Taktarten hat wiederum im Dreizweiteltakt das erste Zweitel das Gewicht, in dem Sechsvierteltakt das erste und vierte Viertel das größte, und so fort. Bei den Griechen wurde der T. zum Gesang des Chors anfangs durch Holzschuhe, bei den Römern durch das scamillum oder scabillum, ein lärmendes Instrument, angegeben; in der neuern Musik bedient man sich dazu eines begleitenden Schlaginstruments, wie des Klaviers, besonders aber des Taktstocks. Die Taktarten der modernen Musik sind durch die Harmoniker des Mittelalters im 10. bis 12. Jahrh. erfunden.

T. bedeutet auch eine besondere Sicherheit des Gefühls für das Richtige und Angemessene, sowohl in theoretischer wie praktischer Hinsicht. So spricht man von einem pädagogischen, künstlerischen, wissenschaftlichen, gesellschaftlichen T. u. s. w. Besonders im geselligen Verkehr zeigt sich der T. in der Vermeidung alles Anstößigen, also in der Wahl der richtigen Form.

Táktik (grch., eigentlich "Aufstellungslehre"), Truppenlehre, bildet wie die Strategie (s. d.) einen Teil der Kriegskunst. Beide ergänzen sich gegenseitig; sie scharf abzugrenzen, ist nicht angängig, da höhere T. sich vielfach mit Strategie deckt. Man teilt die T. in einen niedern formellen Teil (Elementartaktik) und in einen höhern intellektuellen Teil (angewandte T.).

Die Elementartaktik (reine, formelle T.) behandelt die Ausbildung des einzelnen Mannes in Bezug auf Stellung (s. d.), Wendungen (s. d.), Marsch (s. d.), Griffe (s. d.) und Schießen (s. d.), ferner die Aufstellung und Gliederung der taktischen Einheiten (s. Einheit) der verschiedenen Waffen, ihre Bewegungen (s. d.), Kampfformen (s. d. und Fechtart) und Kampfthätigkeit. Die Einübung dieser taktischen Elementarformen nennt man Exerzieren (s. d.); die Vorschriften für letztere und die dazugehörigen Kommandos enthalten die Exerzierreglements (s. d.).

Die angewandte T. lehrt die Anwendung der taktischen Elementarformen mit Rücksicht auf das Gelände sowie auf den Feind und behandelt zunächst den Kernpunkt aller militär. Thätigkeit, das Gefecht, außerdem aber auch die andern Zweige des Felddienstes: Märsche (s. d.), Sicherheitsdienst (s. d.), Aufklärungsdienst (s. d.) und Unterkunft (s. d.). Außer der T. der Hauptwaffen kennt man auch die T. der verbundenen Waffen, welche die wechselseitigen Beziehungen der drei Waffen behandelt. Ihre Lehren haben nicht die Form bindender, rein mechanisch zu befolgender Vorschriften, sondern stellen allgemeingültige Grundsätze auf, deren Anwendung im Einzelfalle der Einsicht und Überlegung des Führers überlassen bleibt. Die Übungen aus dem Gebiet der angewandten T. nennt man im kleinern Maßstabe Felddienstübungen (s. Felddienst), im größern Maßstabe Truppenübungen oder Manöver (s. d.).

Vgl. von Verdy du Vernois, Studien über Truppenführung (2 Tle., Berl. 1873 - 75); ders., Taktische Beispiele (ebd. 1880); ders., Studien über Felddienst (ebd. 1895); von Clausewitz, Vom Kriege (4. Aufl., ebd. 1880); von Boguslawski, Die Entwicklung der T. von 1793 bis zur Gegenwart (3. Aufl., ebd. 1885); Meckel, Grundriß der T. (4. Aufl., ebd. 1897); Hoenig, Untersuchungen über die T. der Zukunft (4. Aufl., ebd. 1894); Leitfaden für den Unterricht in der T. auf den königl. Kriegsschulen (8. Aufl., neuer Abdruck, ebd. 1894); Freiherr von Waldstätten, Taktik (10. Aufl., Wien 1896); Geist und Stoff im Kriege. Von C. von B.-K. (ebd. 1896); General Lewal, Stratégie de combat (Par. 1896); von Litzmann, Taktische Übungsritte (Lpz. 1896); Freiherr von der Golz, Kriegführung (Berl. 1896); Woide, Die thatsächliche Bedeutung der Selbständigkeit für das Befehlssystem im Kriege (aus dem Russischen von Schmidt, ebd. 1896); von Pelet-Narbonne, Über Organisation, Erziehung und Führung von Kavallerie und die Übungen gemischter Truppen (2. Aufl., ebd. 1896); ders., Der Kavalleriedienst (4. Aufl., ebd. 1897); von Schlichting, Taktische und strategische Grundsätze der Gegenwart (ebd. 1897); Balk, Taktik (ebd. 1897); von Bockenheim und von Arz, Vorträge über die Grundlehren der T. (Wien 1896); von Loebells Jahresberichte (Berlin, seit 1873).

Taktische Einheit, s. Einheit.

Taktmesser, Metrometer oder Metronom, ein Instrument, durch das man das Zeitmaß eines Musikstücks genau bestimmen kann. Seit dem Ende des 17. Jahrh. machte man wiederholte Versuche, einen T. zu erfinden (Sauveur, Pelletier, Harrison, Duclos, Stöckel, Gottfr. Weber u. a.); den vollkommensten lieferte der Mechaniker Johann Nepomuk Mälzl in Wien (1772 - 1838); er hat allgemeine Verbreitung gefunden. Mälzls T. besteht aus einem schwingenden Pendel mit verschiebbarem Gewicht; eine Skala giebt an, wie viele Schwingungen das Pendel macht, je nachdem das Gewicht gestellt ist. Auf Mälzls T. beziehen sich die Zahlen, die man oft zu Anfang eines Musikstücks findet; z. B., ^[Viertelnote] = 120 heißt, daß eine Viertelnote die Dauer einer Pendelschwingung haben soll, wenn das Gewicht des T. auf 120 gestellt ist. Früher wurde gewöhnlich noch hinzugesetzt M. M., d. h. Mälzls Metronom.

Talaing, die Bewohner von Pegu (s. d.).

Talamanca, alte Bezeichnung der tropischen Niederungen an der atlantischen Seite von Costa-Rica. Das Gebiet war zur Zeit der Entdeckung von einer Anzahl verschiedener, aber unter sich verwandter Stämme bewohnt, die in durch Pfahlwerke verschanzten Dörfern hausten, einen, wenn auch beschränkten Ackerbau trieben, in schön gewebte Baumwollstoffe sich kleideten und in gesitteten und geordneten Verhältnissen unter dem Regiment von Häuptlingen lebten. Sie hatten einen ausgebildeten