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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Thrazische Inseln - Thrombose

dem Ister (Donau), das im O. durch den Pontus Euxinus (das Schwarze Meer) und den thraz. Bosporus (Straße von Konstantinopel), im S. durch die Propontis (Marmarameer), den Hellespont (die Dardanellenstraße), das Agäische Meer und das nördl. Grenzgebirge Macedoniens, im W. durch den Fluß Strymon und die Wohnsitze der illyr. Völkerstämme begrenzt wird, ein Gebiet mit einem Flächenraum von etwa 220 000 qkm. In der röm. Kaiserzeit endlich wurde der Name Thracia auf den südöstlichsten Teil des alten T. südlich vom Hämus (Balkan) beschränkt, der nördlichere Teil aber Mösien (s. d.) genannt. Unter den Gebirgen des Landes ist außer dem Hämus das südlich davon gelegene Rhodopegebirge (jetzt Despoto-Dagh) das bedeutendste. Der im südwestlichsten Teile des Landes, zwischen den Mündungen der Flüsse Strymon und Nestos gelegene Pangäos war im Altertum durch seine Gold- und Silberbergwerke berühmt. An den Küsten T.s waren von den Griechen frühzeitig zahlreiche, zum Teil sehr blühende Pflanzstädte angelegt worden; so an der Südküste, zwischen der Mündung des Strymon und dem Golf Melas, die Städte Amphipolis, Abdera, Dikäa, Maroneia, Mesambria, und in der Nähe der Mündung des Hebros, des bedeutendsten aller thraz. Flüsse (jetzt Maritza), Änos; an der Propontis Perinthos und Selymbria; am thraz. Bosporus Byzanz; an der Westküste des Schwarzen Meers bis zu den Donaumündungen Apollonia, Odessos, Kallatis, Tomi und Istros. Die 75 km lange und gegen 15 km breite Halbinsel zwischen dem Golf Melas und dem Hellespont, die von den Alten Thrazischer Chersonesus genannt und als ein Teil T.s betrachtet wurde (gegenwärtig die Halbinsel der Dardanellen oder die Halbinsel von Gallipoli genannt), wurde von Athen aus unter der Führung des Miltiades, eines Oheims des Siegers von Marathon, kolonisiert.

Abgesehen von den griech. Niederlassungen an der Küste war ganz T. von zahlreichen, meist von Königen beherrschten Stämmen bewohnt, die dem indogerman. Sprachstamm angehörten. Megabazus, der Feldherr des Darius, unterwarf sie der pers. Herrschaft (514 v. Chr.); aber nach dem Rückzüge des Xerxes gewannen sie ihre Unabhängigkeit wieder. Um die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. war die Mehrzahl der thraz. Stämme unter der Herrschaft des Teres, des Königs der Odrysen, zu einem Reiche vereinigt, das besonders durch Teres' Sohn Sitalkes zu hoher Blüte und Macht erhoben wurde, nach dessen Tode (424 v. Chr.) aber in drei Fürstentümer auseinanderfiel, deren Herrscher sich fortwährend untereinander bekriegten. So wurde es dem macedon. König Philipp II., dem Vater Alexanders, leicht, sich in kurzer Zeit die einzelnen Stämme zu unterwerfen und T. dem macedon. Reiche einzuverleiben. Zu diesem gehörte es, bis Macedonien (146) von den Römern endgültig erobert wurde. Für kurze Zeit erhielt T. die Freiheit wieder, kam aber bald (seit 133 v. Chr.) ebenfalls unter die Herrschaft der Römer, die 29 v. Chr. den nördlichern Teil als Provinz Mösia, 46 u. Chr. nach Aussterben der odrysischen Dynastie den südlichern Teil als Provinz Thracia konstituierten. Von Diocletian wurde eine diœcesis Thraciae mit sechs Provinzen eingerichtet. T. trägt geographisch den Charakter eines Durchgangslandes von Europa nach Asien, es hat deshalb fast regelmäßig als Kampfplatz gedient, so oft seit dem Ende der Republik bei innern Streitigkeiten der Westen und Osten des Römerreichs ihre Kräfte maßen. Auch später in der Völkerwanderung und zu den Zeiten byzant. Herrschaft, die der römischen folgte, ist es arg mitgenommen worden; Germanen, namentlich Goten und Slawen, haben hier nacheinander gehaust, bis das Land im 15. Jahrh. von den Türken besetzt wurde, denen es noch jetzt gehört. Die Bevölkerung gehört gegenwärtig zum größten Teil der südslaw. Völkerfamilie an; nur in den Küstenplätzen wohnen Griechen in beträchtlicher Anzahl. - Vgl. H. Kiepert, Lehrbuch der alten Geographie (Berl. 1878); B. Skordelis, Meditationes Thraciae (in griech. Sprache, Lpz. 1877); Kalopotakes, De Thracia provincia romana (Berl. 1893); Tomaschek, Die alten Thraker (Wien 1893-95).

Thrazische Inseln, s. Archipelagus.

Thrazischer Bosporus, s. Bosporus.

Thrazischer Chersonesus, s. Thrazien.

Thrazisches Meer, s. Ägäisches Meer.

Threces, s. Gladiatoren.

Threefilmprozeß (spr. thrih-), s. Photographie (Bd. 17).

Three Rivers (spr. thrih riww'rs), Stadt in der canad. Provinz Quebec, an der Mündung des St. Maurice in den St. Lorenzstrom und an der Linie Montreal-Quebec der canad. Pacificbahn, 1618 gegründet, hat (1891) 8334 E., eine Kathedrale und andere kath. Anstalten; Holzhandel, Eisenindustrie (Öfen, Wagenräder u. s. w.). Bis hierher machen sich im St. Lorenz die Gezeiten bemerkbar.

Threnos oder Threnōdie, bei den alten Griechen Trauer- oder Klagelied über den Tod eines geliebten Wesens, bei der Ausstellung der Leichen und dem Leichenbegängnis gesungen; sie kommen bereits in den homerischen Gedichten bei Hellenen und Troern vor. Später bildete sich der T. zu einer eigenen Gattung der Poesie aus, und mehrere Dichter, besonders Pindar und Simonides von Keos, erlangten hohen Ruhm darin.

Thridax, s. Lactucarium.

Thripidae, s. Blasenfüßer.

Thrips cerealium, s. Getreideblasenfuß.

Thrombose (grch.), die Gerinnung des Blutes innerhalb der lebenden Blutgefäße und die hierdurch hervorgerufene Verstopfung der letztern, entsteht entweder nach Verletzungen, Zerreißungen und Quetschungen der Gefäße (traumatische T.), oder durch Druck von Geschwülsten und Narben auf die Gefäßwände (Kompressionsthrombose), oder infolge von chronischen Entzündungen, Verfettungen und Verkalkungen der Blutgefäße, bisweilen auch als Folge geschwächter und verminderter Herzthätigkeit (marantische T.). Die Folgen und Symptome der T. sind je nach der Wichtigkeit des befallenen Gefäßes verschieden: bei Verschluß der Arterien erfolgt meist Blutarmut, unter Umständen selbst Brand (s. d.) des betreffenden Körperteils, bei Verstopfung größerer Venen dagegen Blutstauung und Wassersucht; doch können diese Symptome nach Wochen und Monaten wieder verschwinden, wenn das gebildete Blutgerinnsel (Thrombus, Blutpfropf) wieder resorbiert oder ein ausreichender Kollateralkreislauf (s. Kreislauf des Blutes) gebildet wird. Häufig wird aber auch der Thrombus durch Einwanderung von Rundzellen aus den benachbarten Geweben organisiert, d.h. in festes Bindegewebe umgewandelt, wodurch es zu einer dauernden Verstopfung des Gefäßlumens kommt. (S. auch Embolie.) - Vgl. Baumgarten, Die sog. Organisation