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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tyndaris - Typha

men waren, rief T. den Menelaos nach Sparta und übergab ihm die Herrschaft.

Tyndaris, alte Stadt auf der Insel Sicilien, am Vorgebirge gleichen Namens, wurde 396 n. Chr. von Dionysius I. als Militärkolonie gegründet und besaß einen guten Hafen. Stattliche Trümmer der Mauern wie eines Theaters befinden sich in der Nähe des heutigen Patti (s. d.). - Vgl. Scaffidi, Tyndaris (Palermo 1895).

Tyne (spr. tein), Fluß im nordöstl. England, entsteht oberhalb Herham aus der Vereinigung des am Südabhange der Cheviot Hills an der scbott. Grenze entspringenden North-Tyne (52 km lang) und aus dem östlich auf Croßfell (s. d.) entspringenden South-Tyne (54 km lang), fließt gegen O. (49 km), wird oberhalb der Einmündung des Derwent schiffbar, trennt Newcastle (links) von Gateshead (rechts), ferner North-Shields von South-Shields und ergießt sich bei Tynemouth in die Nordsee. Nahe dem nördl. Ufer zieht der Piktenwall hin. Der T. dient vor allem dem Kohlentransport.

Tynemouth (spr. teinmöth), Municipal- und Parlamentsborough in der engl. Grafschaft Northumberland, an der Mündung des Tyne in die Nordsee, im W. unmittelbar an North-Shields anstoßend, ist wichtig als Vorhafen von Newcastle (s. d.), besonders für Kohlenausfuhr, hat (1891) 46 267 E. und wird als Seebad besucht.

Tyn Horsuv, Stadt, s. Bischofteinitz.

Tynice Labská, Stadt, s. Elbeteinitz.

Typ, soviel wie Typus; s. auch Termingeschäfte.

Typen (grch.), s. Schriften.

Typendrucktelegraphen, Typendrucker, s. Elektrische Telegraphen.

Typenradmaschine, s. Schreibmaschine.

Typenschnellschreiber, s. Automatische Telegraphie.

Typenschreiber, Typenstabschreibmaschine, s. Schreibmaschine.

Typentheorie. In dem Verlauf der Entwicklung der organischen Chemie von 1840 bis 1860 wurden zwei Versuche zur Durchbildung einheitlicher Anschauungen über die Natur der chemischen, und zwar zunächst der organischen Verbindungen als T. bezeichnet und damit die ältere T. von J. B. Dumas und die neuere T. von K. Friedr. Gerhardt unterschieden. Die ältere T. fußt auf den damals im Vordergrunde der Forschung stehenden Thatsachen der Substitution, die mit der herrschenden Elektrochemischen Theorie (s. d.) von Berzelius nicht vereinbar waren. Sie zeigten, daß organische Verbindungen ihren elektrochem. Charakter nicht wesentlich verändern, wenn die positiven Wasserstoffatome durch elektronegative Elemente, wie Chlor und Brom, ersetzt werden, und umgekehrt. Infolgedessen stellte Dumas die Sätze auf, daß jede chem. Verbindung ein geschlossenes Ganzes bildet, demnach nicht aus zwei polar entgegengesetzten Bestandteilen gleicher Ordnung besteht, und daß der chem. Charakter jeder Verbindung nur in untergeordneter Weise von der chem. Natur der sie zusammensetzenden Elementaratome, vielmehr aber von ihrer Zahl und Anordnung abhängt. Die neuere T. dagegen ging aus den Entdeckungen der künstlichen organischen Basen durch Würtz und ihrer glänzenden Durcharbeitung durch A. W. Hofmann hervor. Alle diese Körper erschienen demnach durchaus als Derivate des Ammoniaks, aus dem sie sich dadurch ableiten, daß die drei Wasserstoffatome desselben nacheinander durch organische Radikale ersetzt werden, und mit dem sie die vor allen andern wichtige Eigenschaft, sich mit Säuren zu Salzen zu vereinigen, teilen. Der einfachste, für sie typische Körper war eben das Ammoniak. Diesem ersten Typus reihte alsbald Williamson als zweiten das Wasser an, indem er zunächst zeigte, daß ebenso wie aus dem Wasser durch Ersetzung eines Wasserstoffatoms durch ein Alkoholradikal ein Alkohol entsteht, durch Ersetzung des zweiten Wasserstoffatoms ein Äther gebildet wird. Hieran schlossen sich die Untersuchungen Gerhardts, die ein gleiches Verhältnis zwischen dem Wasser, den Säuren und ihren Anhydriden und damit auch den Salzen und Estern nachwiesen. Gerhardt zeigte in der Folge, daß man die Halogenverbindungen organischer Reste in gleicher Weise auf den Chlorwasserstoff, diesen aber auf das Wasserstoffgas als typische Verbindung zurückführen könne, und unternahm es darauf, die chem. Körper unter diese drei Typen zu ordnen. Für die bald entdeckten mehrwertigen Alkohole wie für die mehrbasigen Säuren und ihre Derivate kam man aber mit diesen einfachen Typen bald nicht mehr aus, man sah sich vielmehr gezwungen, zu vervielfachten und endlich (Kekulé, J. Wislicenus) zu gemischten Typen zu greifen, welch letztere sich von mehrern Typen gleichzeitig ableiteten. Die T. brachte die Gefahr mit sich, bei jeder chem. Verbindung den Typus, dem sie angehört, als das allein Wesentliche anzusehen; sie hat andererseits das Verdienst gehabt, die Wahrheiten der elektrochem. Theorie mit den Thatsachen der Substitution zu einer einheitlichen Anschauung zu verbinden, vor allem aber zu einer gleichmäßigen Bestimmung der Molekulargrößen der Verbindungen zu zwingen, damit die Mittel der chem. Atomgewichtsbestimmungen zu liefern und die Grundsätze der Lehre von der Wertigkeit zu entwickeln. Mit dem von Kekulé aufgestellten vierten Typus Grubengas war die T. überwunden, indem jetzt die Wertigkeit der die Verbindungsmoleküle bildenden Elementaratome in den Vordergrund der Betrachtung trat und die heute herrschende Anschauung, die Strukturchemie, ihren Anfang nahm.

Typha L., Teichkolben, Rohrkolben, Pflanzengattung aus der Familie der Typhaceen (s. d.) mit gegen 10 in den Tropen und gemäßigten Zonen weit verbreiteten Arten, Sumpfgewächse von schilfähnlichem Aussehen, die im Schlamme stehender Gewässer wurzeln und ihre grundständigen, langen, breit oder schmal linealen Blätter und ihre einfachen runden, blattlosen Stengel hoch über den Wasserspiegel emporheben. An der Spitze des Stengels stehen zwei aus sehr kleinen, dicht gedrängten Blüten zusammengesetzte, walzige oder längliche, gelb- oder schwarzbraune Kolben übereinander, von denen der untere weibliche, der obere männliche Blüten enthält. Beiderlei Blüten besitzen ein rudimentäres, in haarfeine Zipfel geteiltes Perigon, die männlichen drei Staubgefäße, die weiblichen einen Fruchtknoten, aus dem sich ein sehr kleines, einsamiges Nüßchen entwickelt. Die Anzahl der Blüten ist eine außerordentlich große; so hat man in einem einzigen weiblichen Kolben nahezu 100 000 Blüten gezählt. In Deutschland sind besonders der breitblätterige und der schmalblätterige Teichkolben, T. latifolia L. und T. angustifolia L., häufig; ihre Blütenschäfte werden bis zu 2 m hoch. Die ziemlich dicken, markigen Stengel und Blätter werden als Emballage (insbesondere zur Verpackung