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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tyll Eulenspiegel – Tyndareos

Tyll Eulenspiegel, s. Eulenspiegel.

Tylōma oder Tylosis (grch.), eine Schwiele, Verhärtung der Oberhaut.

Tylopŏda, s. Kamele.

Tylor (spr. teil’r), Edward Burnett, engl. Anthropolog, geb. 2. Okt. 1832 in Camberwell, widmete sich namentlich dem Studium der Menschenrassen, ihrer Geschichte, Sprachen und Civilisation. Er wurde 1871 zum Fellow der Royal Society erwählt und 1883 zum Direktor des Universitätsmuseums in Oxford ernannt, wo er auch Vorlesungen hält. Auch ist er Präsident der engl. Anthropologischen Gesellschaft. T. schrieb: «Anahuac or Mexico and the Mexicans» (Lond. 1861), «Researches into the history of mankind» (1865), «Primitive culture: researches into the development of mythology, philosophy, religion, art and custom» (2 Bde., 1871), «Anthropology, an introduction to the study of man and civilisation» (1881; deutsch von Siebert, Braunschw. 1883).

Tylōsis, s. Tyloma.

Tympan, s. Buchdruckerkunst.

Tympanischiza, s. Trumscheit.

Tympanītis (grch.), s. Aufgetriebenheit des Leibes und Blähungen. Über T. bei Tieren s. Aufblähen.

Tympanon (frz.), Hackebrett (s. d.).

Tympănum (grch.), bei den Griechen und Römern die mit einem hohlen Schallboden versehene Handpauke, die, ähnlich dem jetzigen Tamburin, mit der Hand geschlagen und meist bei religiösen Feierlichkeiten, namentlich bei dem Gottesdienste der Kybele gebraucht wurde; auch soviel wie Giebelfeld; Bogenfeld über den Thüren, z. B. von Kirchen, das auch dort meist mit Reliefs oder Mosaiken geschmückt ist. Auch eine Art des Schöpfrads (s. d.) heißt T.

Tympfe, poln. Silbermünze, s. Timpf.

Tymphrestos, griech. Gebirge, s. Veluchi.

Tyndale (spr. tinndĕl) oder Tindale, William, englischer theol. Schriftsteller, geb. um 1483 in der Grafschaft Gloucester, studierte um 1504 in Oxford und 1510‒11 unter Erasmus in Cambridge, wurde Geistlicher und begab sich 1524 als Anhänger Luthers nach Wittenberg. In Köln erschien 1525 T.s engl. Übersetzung des Neuen Testaments, 1530 zu Marburg die der Bücher Mosis; Heinrich Ⅷ., Wolsey und Thom. More, sein heftigster Feind, der allein sieben Bände Streitschriften gegen ihn schrieb, suchten ihn nach England zurückzulocken. Doch durch das Schicksal seines Freundes John Frith gewarnt, der auf Versprechungen persönlicher Sicherheit nach England zurückging und verbrannt ward, blieb T. in Antwerpen, bis er durch einen Agenten Heinrichs, Philips, im Einverständnis mit der Brüsseler Geistlichkeit gefangen genommen und nach langer Gefangenschaft zu Vilvoord bei Brüssel 6. Okt. 1536 erdrosselt und verbrannt wurde. Seine Bibelübersetzung ist getreu und dabei einfach im Stil; sie wurde 1537 von Coverdale und Rogers vervollständigt, von Cranmer 1540 revidiert und 1611 unter Jakob Ⅰ. als «Authorized version» herausgegeben. Seine und seiner Freunde Flugschriften, am vorzüglichsten sein Buch «Obedience of a Christian man», erschienen gesammelt Lond. 1573 (neue Ausg. von der Parker-Gesellschaft veranstaltet, 3 Bde., ebd. 1848‒50). 1866 wurde ihm zu Nibley Knoll (seinem angeblichen Geburtsorte) in Gloucestershire ein Denkmal errichtet. – Vgl. Cheney, The sources of Tindale`s New Testament (Halle 1883).

Tyndall (spr. tinndĕl), John, Physiker, geb. 21. Aug. 1820 zu Leighlin Bridge bei Carlow in Irland, war mehrere Jahre bei der trigonometr. Aufnahme des Vereinigten Königreichs beschäftigt und wurde 1844 von einer Manchester Firma zur Ausführung von Eisenbahnvermessungen angestellt. 1847 nahm er eine Lehrstelle am Queenwood College in Hampshire an, wo er mit dem Chemiker Frankland (s. d.) bekannt wurde; mit diesem ging er 1848 nach Deutschland, um zuerst in Marburg unter Bunsen zu studieren und später in dem Laboratorium von Magnus in Berlin zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach England lehrte T. am Queenwood College und wurde 1853 als Professor der Physik an der Royal Institution in London angestellt. 1856 unternahm er mit Professor Huxley eine Reise in die Schweiz zur Untersuchung der Gletscher, deren Resultate er mit Huxley in einer Abhandlung niederlegte. Forschungen über denselben Gegenstand führten T. von neuem während der J. 1857, 1858 und 1859 in die Schweiz. 1859 ging er mitten im Winter nach Chamonix, hielt mehrere Tage unter Schnee und Eis auf dem Montanvert aus und stellte durch seine Beobachtungen das winterliche Vorrücken der Mer de Glace fest. Seine übrigen Untersuchungen erstrecken sich auf Diamagnetismus, Polarisation, strahlende Wärme und Fortpflanzung des Schalls durch die atmosphärische Luft. In allen seinen Schriften bringt er den Satz von der Erhaltung der Energie zur Geltung. T. starb, nachdem er 1887 in den Ruhestand getreten war, 4. Dez. 1893 auf seinem Landsitze Hind Head bei Haslemere infolge einer zu starken Dosis Chloral. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «The glaciers of the Alps» (Lond. 1860; deutsch: «In den Alpen», 2. Ausg., Braunschw. 1875), «Contributions to molecular physics» (Lond. 1872), «Lectures on sound» (1867; deutsch, 3. Aufl., Braunschw. 1897), «On Light» (Lond. 1873 u. ö.; deutsch, 2. Aufl., Braunschw. 1895), «Heat as a mode of motion» (Lond. 1863 u. ö.; deutsch, 3. Aufl., Braunschw. 1875), «Forms of water in clouds and rivers, ice and glaciers» (1873; 11. Aufl. 1894; deutsch, 2. Aufl., Lpz. 1879), «On radiation» (Lond. 1865), «On diamagnetism» (ebd. 1870; neue Aufl. 1888), «Notes of a course of seven lectures on electrical phenomena» (ebd. 1870), «Lectures on electricity» (ebd. 1870; beide deutsch von Rosthorn, 1884), und «Lessons on electricity» (ebd. 1876), «Fragments of science» (ebd. 1871; deutsch Braunschw. 1874; die darin enthaltene Vorlesung «Dust and disease» [«Staub und Krankheit»] rief eine lebhafte Kontroverse hervor), «New fragments» (Lond. 1891; deutsch Braunschw. 1895), «Natural philosophy in easy lessons» (Lond. 1869), «Faraday as a discoverer» (ebd. 1868; 4. Aufl. 1884; deutsch Braunschw. 1870). T. hat auch in der British Association zu Belfast einen Vortrag über den «Materialismus in England» gehalten (deutsch von Lehmann, 6. Aufl., Berl. 1876).

Tyndarĕos (d. i. Schläger, Stößer), Sohn des Perieres und der Gorgophone oder des Oibalos und der Nymphe Bateia, wurde von seinem Bruder Hippokoon aus Sparta vertrieben und floh nach Ätolien zum König Thestios, der ihm seine Tochter Leda gab. Nachdem Herakles den Hippokoon und dessen Söhne vernichtet hat, kehrt T. nach Sparta zurück und wird hier König. Die Untreue seiner Tochter Helena veranlaßte er selbst dadurch, daß er bei ihrer Hochzeit vergessen hatte, der Aphrodite zu opfern. Als seine Söhne, nach ihm Tyndariden (s. Dioskuren) genannt, unter die Götter aufgenom- ^[folgende Seite]