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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tyburn - Tyler

lissehissar, südwestlich von Rigde), bedeutend durch die Lage vor den Cilicischen Pforten des Taurus und noch in christl. Zeit Bischofssitz. T. war Geburtsort des Mystikers Apollonius (s. d.).

Tyburn (spr. teibörn), ehemaliges Dorf westlich von London in der engl. Grafschaft Middlesex, wo heute Oxford-Street im W. endet; hier war bis 1783 der öffentliche Richtplatz Londons. Der nördlich vom Hydepark gegen die Mitte des 19. Jahrh. entstandene Stadtteil wurde Tyburnia genannt.

Tyburn tickets (engt., spr. teibörn), s. Blutgeld.

Tyc, s. Opium.

Tyche, in der griech. Mythologie die Göttin des Glücks und Zufalls. Als Attribute werden ihr beigegeben das Horn der Amaltheia und das Steuerruder, um die Spenderin der Glücksgaben und das waltende Geschick anzudeuten, während das Rad, die Kugel und die Flügel ihre Veränderlichkeit bezeichnen sollen. In allgemeinerm Sinne verstand man unter Tychen (Tychai) auch die Schutzgeister von Städten, wie z. B.von Athen, wo die meisten wichtigen Staats und privaten Handlungen unter Anrufung der guten T. begonnen wurden. Im hellenistischen und röm. Zeitalter pflegte jede Stadt in dem Bilde einer schönen reich gekleideten Frau mit den Attributen der Mauerkrone und des ländlichen Segens sich selbst als T. zu personifizieren. (S. Fortuna.)

T. heißt auch der 258. Planetoid.

Tycho Brahe, Astronom, s. Brahe.

Tychonischer Stern, s. Cassiopeia.

Tychsen, Olaus Gerhard, Orientalist, geb. 1734 zu Tondern in Schleswig, bezog, mit gründlicher Kenntnis des Rabbinischen ausgerüstet, 1756 die Universität zu Halle, wo er nachher am Waisenhaus angestellt wurde. Da Callenberg in ihm einen Mitarbeiter zur Bekehrung der Juden zu finden glaubte, so durchwanderte T. für dessen Zwecke 1759 und 1760 Deutschland und Dänemark; doch gelang es ihm nicht, auch nur einen einzigen Juden zu bekehren. 1760 folgte er dem Rufe an die neu errichtete Universität zu Bützow, wo er 1763 ord. Professor der orient. Sprachen wurde. Als 1789 die Universität zu Bützow aufgelöst wurde, kam T. als Oberbibliothekar und Vorsteher des Museums nach Rostock, wo er 30. Dez. 1815 starb. Seine wichtigste Schrift ist "Bützowische Nebenstunden" (6 Bde., Wismar 1766-69), ein reichhaltiges Repertorium für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Für die biblische Litteratur war er wirksam durch Sammeln von Varianten aus Raschi, Vergleichung der alten Übersetzungen mit dem hebr. Grundtexte u. s. w. Auf dem Gebiete der arab. Philologie machte er sich durch die Bearbeitung der Abhandlungen des Makrîzî über arab. Münzen ("Historia monetae arabicae", Rost. l797), Maße und Gewichte ("Tractatus de legalibus Arabum ponderibus ac mensuris", ebd. 1800) nützlich. Er verfaßte auch ein Lehrbuch der arab. Sprache ("Elementale arabicum sistens linguae arab. elementa, catalecta maximam partem anecdota et glossarium", Rost. 1792). Zur syr. Philologie gehört seine Ausgabe und Bearbeitung des "Physiologus syricus" (Rost. 1795). Auch über die Keilinschriften von Persepolis hat er eine Abhandlung ("De cuneatis inscriptionibus Persepolianis lucubratio", Rost. 1798) veröffentlicht. - Vgl. Hartmann, Oluf Gerhard T. (2 Bde., Brem. 1818-20).

Tydeus (d. i. der Zuschläger), Sohn des Oineus und der Periboia oder der Gorgo oder der Althaia, mußte, weil er den Bruder seines Vaters oder sonst einen Verwandten erschlagen hatte, aus seiner Heimat fliehen und suchte zugleich mit dem ebenfalls flüchtigen Polyneikes in derselben Nacht bei dem König Adrastos in Argos Unterkunft. Einem Orakelspruche folgend nimmt dieser beide auf und giebt dem T. seine Tochter Deïpyle zur Gemahlin. Diese gebar ihm den Diomedes. Darauf zog Adrastos mit seinen Schwiegersöhnen und andern Helden gegen Theben. Hier zeichnet sich T., obwohl klein an Gestalt, besonders durch seine Tapferkeit aus. Bei dem Sturme auf Theben wird er aber von Melanippos tödlich verwundet, der gleichfalls noch durch seine Hand fiel. Athene wollte ihn anfangs unsterblich machen; als sie aber sah, wie T. das Haupt des toten Melanippos, welches ihm Amphiaraos aus Haß gegen den verwundeten Helden gereicht hatte, zerfleischte und das Gehirn verzehrte, wandte sie sich schaudernd ab und T. starb. Er wurde von Maion bestattet.

Tyldesley (spr. tillslĕ), Stadt in der engl. Grafschaft Lancashire im WNW. von Manchester, bei Leigh, hat mit Shakerley (1891) 12 891 E.; Kohlengruben und Baumwollindustrie.

Tylenchus tritici, s. Haarwürmer.

Tyler (spr. teil'r), John, der zehnte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1841-45), geb. 29. März 1790 im Bezirk Charles-City (Virginien), studierte die Rechte und wurde bereits 1816 Mitglied des Repräsentantenhauses. Hierauf wurde er Gouverneur von Virginien und 1827 zum Senator für Virginien ernannt, von welchem Posten er 1836 zurücktrat. 1810 wurde er als Kandidat der Whigpartei zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt und durch den Tod des Präsidenten Harrison (4. April 1841) einen Monat nach seiner Inauguration plötzlich an die Spitze der Republik gestellt. Die von der Whigpartei auf T. gesetzten Hoffnungen gingen jedoch keineswegs in Erfüllung. Gegen die im Juli 1841 vom Kongreß beschlossene Bill wegen Errichtung einer Bank der Vereinigten Staaten legte er sein Veto ein, worauf das Ministerium seine Entlassung einreichte. Nur Daniel Webster blieb im Amte. Dies hielt T. jedoch nicht ab, noch wiederholt, namentlich in der Tariffrage, von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen, so daß er während seiner ganzen Verwaltung in immerwährendem Hader mit der Volksvertretung stand, in der die Whigs damals die Majorität bildeten. In seiner auswärtigen Politik war T. glücklicher. Die Grenzstreitigkeiten mit England wurden 1842 durch den sog. Ashburton-Vertrag beigelegt, und im Jan. 1815 setzte er im Kongreß die Annahme des Annexionsvertrags mit Texas durch, wodurch die Vereinigten Staaten einen wichtigen Zuwachs erwarben, aber auch in einen Krieg mit Mexiko gerieten. Am 4. März 1845 trat T. von der Regierung ab und zog sich auf sein Landgut in Virginien zurück. 1861 trat er hier kurze Zeit wieder auf den polit. Schauplatz, indem er als Mitglied der virginischen Friedensdeputation in Washington erschien und dem 4. Febr. 1861 zusammengeladenen sog. Friedenskonvent präsidierte. Der Kongreß wies die im südl. Interesse gemachten Vorschläge kurzweg zurück. Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges ließ sich T. in den Senat der Secessionisten wählen. Er starb 18. Jan. 1862 in Richmond. - Vgl. L. G. Tyler, The letters and times of the Tylers (2 Bde., Richmond 1884-85); H. A. Wise, Seven Decades of the Union (Philad. 1872).

Tyler, Wat, s. Wat Tyler.