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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vaihinger – Valckenaer

Amtsgerichts (Landgericht Heilbronn), hat (1895) 3010 E., darunter etwa 60 Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche, ein Schloß mit Arbeitshaus, Lateinschule, eine Gewerbebank; Fabrikation von Konditoreiwaren, Leim und Bürstenhölzern, Bleicherei, Mühlen, Brauerei, Landwirtschaft, Wein- und Obstbau. -3) V. auf den Fildern, Dorf im Oberamt Stuttgart des württemb. Neckarkreises, 7,5 km südwestlich von Stuttgart, in 439 m Höhe, auf der fruchtbaren Filderhochebene, an der Linie Stuttgart-Horb-Immendingen der Württemb. Staatsbahnen, hat (1895) 3066 E., darunter etwa 60 Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche; Trikotweberei, Brauereien mit Eisfabrikation und Sandsteinbrüche.

Vaihinger, Hans, Philosoph, geb. 25. Sept. 1852 zu Nehren in Württemberg, studierte in Tübingen, Leipzig und Berlin, habilitierte sich 1877 in Straßburg für Philosophie, wurde 1883 zum außerord. Professor ernannt, 1884 nach Halle berufen, 1894 zum ord. Professor ernannt. Er schrieb: «Goethe als Ideal universeller Bildung» (Stuttg. 1875), «Hartmann, Dühring und Lange. Zur Geschichte der deutschen Philosophie im 19. Jahrh.» (Iserlohn 1876), «Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft» (Bd. 1 u. 2, Stuttg. 1881‒92), «Naturforschung und Schule» (Vortrag [gegen Preyer], Köln 1889). Seit 1896 giebt er die Zeitschrift «Kantstudien» heraus (Hamburg).

Vaill., auch Levaill., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für François Levaillant (s. d.).

Vajda Hunyad, deutsch Eisenmarkt, Stadt mit geregeltem Magistrat im Komitat Hunyad in Siebenbürgen, am Zusammenfluß des Cserna- und Zalasd-Bachs, an der Linie Piski-V. H. (16 km) der Ungar. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts und Forstamtes, hat (1890) 3037 E., eine Staatsschule, ein Kloster der Franziskaner; ein großes 1884 errichtetes königl. Eisenwerk mit einer Jahresproduktion von 16000 t, eine Sensenfabrik, ein Hammerwerk und ist Mittelpunkt des Eisenhandels Siebenbürgens. Das Eisenwerk ist durch eine 31 km lange Drahtseilbahn mit dem Eisensteinbergwerk Gyalár sowie mit den großen Forsten an der Ruszka verbunden. In der Nähe ist das großartige Bergschloß V. H., von Johann Hunyady 1442 erbaut, 1486 von König Matthias Corvinus erweitert, 1619‒24 von Fürst Gabriel Bethlen mit neuen Türmen versehen, 1854 durch Brand größtenteils zerstört und 1870 auf Staatskosten restauriert. – Vgl. W. Schmidt, Die Stammburg der Hunyade in Siebenbürgen (Hermannst. 1865).

Vakánt (lat.), leer; erledigt, offen, unbesetzt.

Vakánz (lat.), das Erledigtsein einer Stelle, insbesondere einer kirchlichen. In der alten christl. Kirche verstand man unter V. nur die Erledigung eines Bischofssitzes (Sedisvakanz, s. Sedes). Da infolge der Absicht eines Zwischenbezugs der Einkünfte die Dauer der V. zuweilen ins Ungebührliche ausgedehnt wurde, so bestimmte die Kirche schon frühzeitig, daß von Laien zu vergebende Stellen nicht über sechs Monate und die von einem geistlichen Patron zu besetzenden nicht über vier Monate unbesetzt bleiben dürften, wobei den schuldhaft die Frist Überschreitenden der Verlust des diesmaligen Präsentationsrechts treffen sollte. Dies gilt auch noch jetzt, wo auch einzelne Staatsregierungen bestimmte Fristen, innerhalb deren geistliche Ämter besetzt werden müssen, vorgeschrieben haben. Analoge Vorschriften gelten auch in der evang. Kirche. – Als V. werden in Süddeutschland häufig auch die Ferien (s. d. und Schulferien) an Lehranstalten bezeichnet.

Vakuōlen (lat.) oder pulsierende Räume, eigentümliche, in der äußern Masse der Leibessubstanz mancher Protozoen (Amöben, Infusorien) in verschiedener Zahl mit einem gewissen Rhythmus erscheinende und wieder verschwindende blasenartige Räume. Dieselben sind rund und mit einer hellen Flüssigkeit gefüllt. Man will beobachtet haben, daß diese V. mit der Außenwelt kommunizieren und beim Zusammenziehen ihren flüssigen Inhalt nach außen entleeren, und hält sie deshalb für exkretorische, überflüssige Stoffe aus dem Körper entfernende Apparate. Allgemeiner bezeichnet man auch die mit wässeriger Flüssigkeit erfüllten blasenartigen Hohlräume im Protoplasma als V. Sie erreichen besonders in dem der Pflanzen große Ausdehnung; der Saftraum der typischen Pflanzenzelle ist eine solche große Vakuole.

Vakŭum (lat.), Leere (s. d.).

Vakŭumapparat, s. Kocheinrichtungen und Verkochen sowie die Tafel: Zuckerfabrikation Ⅱ, Fig. 6.

Vakŭummēter, s. Manometer.

Val (frz., spr. wall), Thal.

Val., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Achille Valenciennes (s. d.).

Vala, der 131. Planetoid.

Valais, Le (spr. waläh), franz. Name des schweiz. Kantons Wallis (s. d.).

Valangin, Vallengin (spr. wallangschäng), deutsch Valendis, Stadt im Bezirk Val de Ruz des schweiz. Kantons Neuenburg, 4 km nordwestlich von Neuenburg auf dem rechten Ufer des Seyon, in 654 m Höhe, am Westfuß des Chaumont, hat (1890) 455 E. (123 Deutsche), darunter 18 Katholiken, Post, Telegraph, spätgot. Kirche (1505), altes Schloß, einst Sitz der Grafen von V., jetzt Gefängnis, und ein Rathaus mit den Bildnissen aller Fürsten von Neuenburg aus dem Hause Hohenzollern. Die Grafschaft V., welche das Val de Ruz und den Clods de la Franchise oder die Gegend von Chaur-de-Fonds, Locle und Brenets umfaßte, gehörte einem Zweige des Hauses Neuenburg und kam 1579 nach dem Erlöschen desselben an Neuenburg (s. d.) zurück.

Valant, im Mittelhochdeutschen Bezeichnung des Teufels, s. Faland.

Val Antigorio, s. Domo d’Ossola.

Valarschapat, armenische Residenz, s. Artaxata.

Val Calanca, schweiz. Thal, s. Calanca.

Val Camonica, ital. Thal, s. Camonica.

Valcea (Valtscha), Stadt und Kreis in Rumänien, s. Rimnicu-Vâlcii.

Valckenaer (spr. -nahr), Ludw. Kasp., holländ. Philolog, geb. 7. Juni 1715 zu Leeuwarden, studierte zu Franeker und Leiden, erhielt 1740 das Konrektorat zu Kampen, wurde 1741 Professor der griech. Sprache zu Franeker und 1766 zu Leiden, wo er 14. März 1785 starb. Von seinen Werken sind zu nennen: Die treffliche Ausgabe des griech. Grammatikers Ammonius (Leid. 1739; wiederholt, Lpz. 1822), der «Phoenissae» (Franek. 1755; mehrmals wiederholt, zuletzt 2 Bde., Lpz. 1824) und des «Hippolytus» des Euripides (Leid. 1768; wiederholt, Lpz. 1823), nebst der «Diatribe in Euripidis perditorum dramatum reliquias» (Leid. 1767; wiederholt, Lpz. 1824); ferner der «Briefe» des Phalaris (Gröning. 1777; neue Ausg. von Schäfer, Lpz. 1823) und der «Idyllen» des Theokrit (Leiden 1773; neue Prachtausgabe von Schäfer, Lpz. 1810). Auch lieferte V. einen rei- ^[folgende Seite]